"Angst ist das zentrale Motiv"
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Wenn Rechtsextreme Kinder bekommen, erziehen sie diese gemäß ihrer Ideologie. Wie sich das anfühlt, fragt Regisseur Frank Geiger in "Kleine Germanen". Doch Kritiker meinen, er habe es sich neben den Rechten gemütlich gemacht.
Der heute in den Kinos startende Film "Kleine Germanen" stellt die Frage, wie es ist, als Kind in einer rechtsextremen Familie groß zu werden. Dabei bedient er sich eines Stilmixes aus Dokumentar- und Animationsfilm. Mit den Zeichentrickbildern sollten den Zuschauern Emotionen vermittelt werden, erklärt Regisseur Frank Geiger im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur: "Wie fühlt es sich an, in so einer Familie aufzuwachsen", ist seine Leitfrage.
Starke Geschichte von Elsa
Ihm sei wichtig gewesen, die emotionale Dimension in seinem Film zu vermitteln. Denn die Kinder liebten ihre Eltern, von denen sie nach deren Überzeugungen erzogen werden. Diese Indoktrination habe weitreichende Folgen, denn sie erzeuge Angst:
"Angst ist das zentrale Motiv. Das ist das, was die Eltern empfinden und an ihre Kinder vermitteln. Sie sagen ihnen: ‚Pass auf, diese Welt ist gefährlich. Du musst dich darin durchsetzen, denn sie ist voller Feinde – die sind gegen uns.‘." Deswegen würden die Kinder auch abgeschottet von der restlichen Welt.
In dem Film steht die Geschichte des Mädchens Elsa im Mittelpunkt. Sie liebt ihren Großvater, einen überzeugten Nazis, und übernimmt dessen Weltsicht. Die Geburt ihres behinderten Kindes wird für sie dann zum Wendepunkt – sie steigt aus der Szene aus.
Geiger sagt, dies sei ein Grund, den Film "weniger auf den Konflikt hin" zu erzählen, schließlich sei "die Geschichte von Elsa stark".
Regisseur will Gefühle rüberbringen
Protagonisten dieser rechtsextremen Szene kommen in "Kleine Germanen" immer wieder zu Wort, was auch für Kritik gesorgt hat: Das unkommentierte Abfilmen von rechten Identifikationsfiguren wie Götz Kubitschek und Martin Sellner bringe dem Publikum keinen Erkenntnisgewinn, wurde Geiger vorgehalten.
"Wir waren neugierig", verteidigt der Regisseur sein Vorgehen. "Die Rechten werden nicht mehr nur als die Monster wahrgenommen, die aus dem Nichts daherkommen, sondern da ist etwas in der Kindheit passiert, was jedem anderen auch passieren könnte", erklärt Geiger.
Das "Gefühl", man könnte auch selbst betroffen sein, komme ganz gut rüber, meint Geiger. So beobachte er bei Filmvorführungen, dass das Publikum nach der Vorstellung diskutiere. Damit werde ein Nachdenken angestoßen, sagt der Filmemacher. Für ihn sei Rechtsextremismus mehr eine pädagogische, denn eine parteipolitische Herausforderung.
(rzr)