"Es ist Zeit für eine Frau"
Der Iffland-Ring, der bisher nur an männliche Schauspieler vergeben wurde, sollte jetzt an eine Frau gehen, fordert der Theaterregisseur Kay Voges. Den "Geniekult" hält er angesichts der vielen Talente nicht mehr für zeitgemäß.
Heute wird der Schauspieler Bruno Ganz in Zürich beerdigt. Mit seinem Tod geht die Auszeichnung für den "bedeutendsten und würdigsten" Theaterkünstler, der Iffland-Ring, an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin über. Wer den diamantenbesetzten Ring aus Eisen bekommt, hat ihn auf Lebenszeit und darf testamentarisch bestimmen, wer das Schmuckstück als nächstes erhält. Im österreichischen Kunstministerium hat Ganz einen Brief hinterlegt, der diese Information enthält und nun geöffnet werden kann.
"Ich glaube, es ist Zeit für eine Frau", sagte der Dortmunder Regisseur Kay Voges über mögliche Anwärter im Deutschlandfunk Kultur. Die Schauspielerin Sophie Rois wäre vielleicht eine gute Idee. Allerdings sei ihm die Einzigartigkeit, die dieser Ring verspreche, sehr zuwider: "Es gibt einfach so viele Schauspieler und Schauspielerinnen, dass es den oder die eine eigentlich überhaupt nicht gibt."
Antiquierte Denkweise
Vielleicht sollte man den Ring einschmelzen und daraus zehn Ringe machen, sagte der Regisseur. Sie könnten dann für jeweils zehn Jahre am Finger getragen werden. "Diesen Geniekult über den einen Größten oder die eine Größte, das ist eine sehr antiquierte Denkweise" Die Theaterszene sei so reichhaltig, mit so vielen tollen Persönlichkeiten, dass man das so ein wenig schmunzelnd betrachten und nicht so hoch hängen sollte: "Als allgemeingültige Auszeichnung ist das absurd."
Auf dem Schmuckstück prangt das Konterfei des Schauspielers und Theaterdirektors August Wilhelm Iffland (1759-1814), auf den die an Legenden reiche Geschichte des Ringes zurückgeht. Seit den 50er-Jahren ist der Iffland-Ring zweckgebundenes Eigentum der Republik Österreich.
(gem)