Die "Räuber" als Live-TV-Drama
Über der Bühne sieht man den fertigen Film, darunter in Echtzeit das Theaterstück: Matthias Hartmann hat Schillers "Die Räuber" am Landestheater Salzburg als Live-TV-Drama realisiert. Das ist technisch anspruchsvoll, meint Christoph Leibold – doch mit Kunst habe es wenig zu tun.
Oben auf der Leinwand über der Bühne gibt’s den fertigen Film. Drunter das Making-Of. Oben sieht man wie Karl Moors Räuberbande in den böhmischen Wäldern ihr Unwesen treibt oder wie daheim im Moor‘schen Schloss Franz den Bruder beim Vater anschwärzt. Unten agieren die Schauspieler live vor Kulissenversatzstücken, vor ein paar Baumstämme oder einer halben Schrankwand.
Oder sie stehen vor einem Green-Screen und werden in vorproduzierte Filmsequenzen eingeblendet, wo sie mit Kollegen aus der Konserve Dialoge führen. Das ganze abgemischt mit fetter Filmmusik – fertig ist die Räuberpistole, die allerdings ein bisschen so aussieht wie ein Fernsehspiel, das gerne "Fluch der Karibik" sein möchte.
Laurence Rupp als Karl Moor tritt mit der finsteren Entschlossenheit eines Action Heroes auf. Der Franz Moor von Emanuel Fellmer ist ein Bösewicht, wie er im Drehbuche steht, das in diesem Fall von Friedrich Schiller stammt. Teilweise zumindest.
Hartmann hat "Die Räuber" geplündert
Matthias Hartmann hat "Die Räuber" am Salzburger Landestheater geplündert und sich das genommen, was er vom Stück brauchen kann. Die Dreiecks-Eifersuchts- und Lovestory zwischen Amalia, Karl und Franz. Und die Räuber-Action im Wald.
Keine Frage, der Abend ist technisch anspruchsvoll. Kameras, Kulissen und Akteure müssen immerzu zur richtigen Zeit am rechten Ort sein. Damit das wie am Schnürchen läuft – und das tut es – bedarf es großer Kunstfertigkeit. Nur mit Kunst sollte man das nicht verwechseln. Mit unbequemen Gedanken wird hier niemand behelligt.
Hartmann, der schon als Burgtheater-Intendant vor allem unterhalten wollte, scheint bei "Servus-TV" dort angekommen, wo er am besten aufgehoben ist: in der Fernsehunterhaltung.