Parteiisch, umstritten, erfolgreich
"Platoon", "John F. Kennedy - Tatort Dallas" oder "Natural Born Killers" - Oliver Stone gilt als einer der einflussreichsten, aber auch umstrittensten amerikanischen Regisseure. Heute wird der Regisseur und Drehbuchautor 70 Jahre alt.
Es ist ein Stoff nach Oliver Stones Geschmack: Sein neuer Film "Snowden", der nächste Woche in die deutschen Kinos kommt, erzählt die Geschichte des NSA-Whistleblowers, der für die einen ein Verräter ist und die anderen ein Held. Stone betont, dass er selbst kein Urteil fälle:
"Das kann das amerikanische Publikum schon selbst entscheiden - das Problem ist aber, dass den Leuten die nötigen Informationen fehlen. Deshalb haben wir uns mit Snowden getroffen und versucht, die ganze Geschichte zu erzählen - es geht nicht nur um Snowden, sondern auch um Überwachung und den Krieg im Internet."
Als Soldat im Vietnamkrieg
Das Thema Krieg beschäftigt Oliver Stone schon lange. 1946 als Sohn eines Börsenmaklers in New York geboren, schmiss er in den 60er-Jahren das Studium an der noblen Yale-Universität, um in Saigon als Lehrer zu arbeiten. 1967 verpflichtete er sich als Soldat im Vietnamkrieg und wurde zweimal verwundet. Die Erfahrung floss in den autobiografischen Film "Platoon" ein, für den Stone 1987 den Oscar für die beste Regie erhielt.
Es ist der erste von insgesamt drei Vietnamfilmen, die Stone inszeniert hat: 1989 folgte "Geboren am 4. Juli" mit Tom Cruise und 1993 "Zwischen Himmel und Hölle". Stones ungeschönte Darstellung der Brutalität des Krieges löste in den USA heftige Diskussionen aus. So war das bei vielen seiner Filme: "Natural Born Killers" von 1994 nahm Gewalt in den Medien aufs Korn, und in "Wall Street" von 1987 stimmt Michael Douglas als Börsenhai Gordon Gekko das Hohelied des Raubtier-Kapitalismus an.
Tatsächlich politische Folgen hatte "JFK", Stones Film über die Ermordung John F. Kennedys, aufgehängt an der Untersuchung des Attentats durch den Staatsanwalt von New Orleans, gespielt von Kevin Costner.
1991 zeigte Stone seinen Film den Abgeordneten in Washington, und ein Jahr später erließen die ein Gesetz, das mehr als vier Millionen Seiten Akten zum Kennedy-Mord freigab, die eigentlich noch Jahrzehnte unter Verschluss bleiben sollten.
Stone ergreift immer Partei
Immer wieder wurde Stone auch kritisiert: Seine Musikerbiografie "The Doors" verfälsche die Tatsachen, warfen im Fans vor, sein Film "World Trade Center" über den 11. September blieb manchem Kritiker zu sehr an Einzelschicksalen hängen. Das Fidel-Castro Porträt "Comandante" erntete den Vorwurf, Stone habe Castro zu unkritisch dargestellt.
Oliver Stone ergreift gern Partei - zuletzt zum Beispiel für Bernie Sanders und gegen Pokemon Go. Und auch wenn er bei seinem Snowden-Film dem Zuschauer das Urteil über die Hauptfigur überlassen will - die amerikanischen Geheimdienste und die Außenpolitik der USA insgesamt sind dem Regisseur sichtlich ein Dorn im Auge:
"Amerika könnte eine wundervolle Rolle in der Welt spielen, könnte Frieden bringen - aber unsere Haltung ist so aggressiv und kriegerisch - das besorgt mich, weil ich selbst im Krieg war und den Schaden des Krieges gesehen habe."