Von Rammstein bis Rigoletto
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Vielseitigkeit zeichnet den Regisseur Philipp Stölzl besonders aus – Musikvideos mit Stars wie Rammstein oder Madonna, große Operninszenierungen, aber auch erfolgreiche Filmdramen. Kunst müsse quer durch alle Schichten begeistern, sagt Stölzl.
Eigentlich ist Philipp Stölzl als Regisseur ein Quereinsteiger: Gelernt hat er Bühnenbildner, und das sieht man seinen Inszenierungen bisweilen an. Etwa seinem "Rigoletto" bei den Bregenzer Festspielen, wo Stölzl einen riesigen, 35 Tonnen schweren Clownskopf in den Bodensee gestellt hat.
"Es muss die Kunst sein oder nichts", befand Philipp Stölzl schon als Jugendlicher. Denn auf der Schule lief es abgesehen vom Zeichnen nicht besonders gut, obwohl er aus einem Elternhaus stammt, das er als Privileg sieht: Sein Vater Christoph Stölzl ist Historiker, Museumsdirektor, Kulturpolitiker. Und für den Sohn bis heute ein "wahnsinnig wichtiger geistiger Partner", den er bei Projekten konsultiert.
Einstieg auf großer Flughöhe
Zur Regie kam Philipp Stölzl eher durch Zufall: 1997 hatte er für die Gruppe Rammstein das Skript für ein Video zu ihrem Titel "Du Hast" geschrieben, "aus Neugier auf das neue Medium". Der Einfachheit halber übernahm er gleich auch die Regie. Mit Erfolg – ein Einstieg ins Musikvideo-Business auf großer "Flughöhe". Sogar Superstar Madonna rief eines Tages bei Stölzl an und engagierte ihn als Regisseur für ein Video.
Dann kamen die großen Filmprojekte: Das Bergsteiger-Drama "Nordwand" inszenierte Stölzl ebenso wie das Mittelalter-Epos "Der Medicus". Das waren aufwendige und bildgewaltige Produktionen, ist Stölzl doch in der Branche bekannt als jemand, der auch "ein Schlachtschiff von Film sicher ins Ziel bringt", wie der Regisseur in aller Bescheidenheit anmerkt.
Handfester Zugang zur Oper
Auch für die Bühne wählt der Regisseur gern einen "handfesten Zugang". Oper solle, wie in seiner Bregenzer Inszenierung, nicht nur Connaisseurs ansprechen, sondern Emotionen hervorrufen, populär sein. "Es spricht für die Kunst, wenn sie quer durch alle Schichten begeistern kann", sagt Philipp Stölzl.
Sein neues Projekt kommt in der kommenden Woche in die Kinos: die Verfilmung von Stefan Zweigs "Schachnovelle". Kein einfacher Stoff für die große Leinwand, räumt Stölzl ein. Darum entwickele er die Geschichte aus der subjektiven Sicht des Protagonisten, dem die Zuschauer auf dem Weg in den Wahnsinn folgen.
Der Film enthalte auch eine Warnung, sagt Stölzl: Der reibungslose Anschluss von Österreich an Nazi-Deutschland 1938, der das historische Setting der Geschichte bildet, zeige, wie schnell der "Firnis der Zivilisation" abblättern könne. Auch heute.
(pag)