Darüber hat auf der Berlinale Patrick Wellinski mit Sebastian Schipper gesprochen. Zu hören in der Sendung "Im Gespräch" am 11. Februar ab 9.07 Uhr im Deutschlandradio Kultur. Während der Berlinale begrüßen wir jeden Tag zwischen 14 und 15 Uhr im Berlinale Open House am Potsdamer Platz einen Gast. Den Mitschnitt des Gespräches senden wir am jeweils darauf folgenden Tag in der Sendung "Im Gespräch" um 9.07 Uhr. Sie können bei der Aufzeichnung live dabei sein - ohne Ticket, ohne Anmeldung, einfach vorbeikommen!
Was haben Sie von Tom Tykwer gelernt?
Spätestens seit der Weltpremiere seines Films "Victoria" im Wettbewerb der Berlinale ist Sebastian Schipper einem größeren Publikum bekannt. Im Gespräch erzählt er, wie es zu dem filmisch ungewöhnlichen Projekt kam, was ihn mit Tom Tykwer verbindet und welche Inspirationen man sich aus der Bibel holen kann.
Der gebürtige Hannoveraner Sebastian Schipper gilt als vielseitiger und kreativer Regisseur und Darsteller. Nach einer Schauspielausbildung in München war er zunächst in kleinen Bühnen- und Filmrollen zu sehen ("Der englische Patient", "Winterschläfer"), später auch in "Tatort"-Folgen und in einer Hauptrolle in Tom Tykwers "Drei". Jetzt sorgte er mit seinem mit einer einzigen Kameraeinstellung gedrehten Berlinale-Wettbewerbsfilm "Victoria" international für Aufmerksamkeit.
Sehr geprägt habe ihn der Regie-Kollege und Freund Tom Tykwer. Nicht nur, weil er durch ihn und seinen Film "Drei" wieder Spaß am Schauspielern bekommen habe. Auch als Regisseur habe er viel von ihm gelernt, nämlich "diese wahnsinnige, bedingungslose Hingabe." Trotz millionenschwerer internationaler Filmprojekte sei er am Set "wie ein Filmhochschüler, der gerade seinen ersten Film dreht. Er ist so begeistert und er ist so drin in der Sache. Und er ist so integer mit allem."
Tykwer versuche stets, Dinge von mehreren Seiten zu betrachten und sei fair und klug, bleibe immer freundlich und warm. Ein guter Freund eben. Vielleicht ist auch dies ein Grund, warum Freundschaften in Sebastian Schippers eigenen Filmen eine größere Rolle spielen als Liebesgeschichten.
Aufgewachsen in einer großen Pfarrersfamilie
Für seine erste Regiearbeit "Absolute Giganten" holte der Sohn eines Pfarrers - "Seit Martin Luthers Zeiten gibt es in unserer Familie Pfarrer" - gleich den Deutschen Filmpreis. In seinen Filmen geht um Drogen, die Lust am Rausch und am Sex, auch um Gewalt. Wie verträgt sich das mit seiner Herkunft? Frömmelei habe es in der Familie Schipper nie gegeben, betont der Regisseur - obwohl er mit Vater, Onkel, Cousine und beiden Großvätern buchstäblich von Geistlichen umzingelt aufgewachsen ist.
"Lesen Sie mal die Bibel. Das sind ja keine Gute-Nacht-Geschichtlein, die da drin stehen. Also, nicht dass ich jetzt andauernd die Bibel lese. Aber da handelt schon die eine oder andere Geschichte von den Außenseitern, von den Verlorenen und von denen, die glauben, dass sie keine Chance mehr haben."
Erste Versuche mit Super-Acht
Doch Schippers Jugend war nicht nur durch das Leben in einem großen Pastoren-Clan geprägt, sondern auch durch seine ersten eigenen Versuche, mit einer Super-Acht-Kamera Geschichten zu erzählen. Zur Regie sei es dann aber noch ein weiter Weg gewesen, räumt Schipper ein, der zunächst eine klassische Schauspielausbildung an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München absolvierte und ein Studium an der Filmhochschule abbrach. Was ihn nicht daran hinderte, später doch den Filmpreis für seinen Erstling einzuheimsen.
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Warum hat er "Victoria" mit nur einer Einstellung gedreht? Was bedeuten ihm Freundschaften? Was ist ihm derzeit wichtiger, das Schauspielern oder die Arbeit als Regisseur?