"Unheimliches Tal" von Rimini Protokoll (Stefan Kaegi) und Thomas Melle
Welturaufführung in den Münchner Kammerspielen
Donnerstag, 4. Oktober 2018, 21 Uhr
Ein Roboter klagt nicht und fragt nicht
Ein Video und ein Roboter auf der Bühne: "Unheimliches Tal" ist kein klassisches Theaterstück. Hauptfigur ist der Autor Thomas Melle - als Puppe. Vor der Münchner Uraufführung erklärt Regisseur Stefan Kaegi von Rimini Protokoll das Zusammenspiel von Mensch und Maschine.
Ein Roboter, der nicht Autos produziert, sondern Darstellung: Das sei nicht nur unheimlich, sagt Kaegi, der zusammen mit Melle "Unheimliches Tal" konzipiert hat. Man entwickle auch ein emotionales Verhältnis, eine Empathie, wie man sie für Puppen entwickeln könne. Ein animatronisches Double also, das Melle tatsächlich zum Verwechseln ähnlich sieht, dazu der echte Schriftsteller in einem Film - ist das noch Theater? "Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung für das Theater", sagt Kaegi.
Roboter Thomas Melle klagt nicht bei den Proben
Für die Proben musste dem Regisseur zufolge viel "am Reißbrett" entwickelt und das Gerät erst programmiert werden: "Man wird zum Porträtisten", so Kaegi. Doch anders als bei einer klassischen Theaterprobe könne man nichts einfach ausprobieren. "Gleichzeitig ist es für mich faszinierend als Regisseur, mit einer Puppe arbeiten zu können, wo man einfach sagt: Stopp, nochmal!" Klagen über Wehwehchen oder psychologische Nachfragen gebe es keine mit dem Roboter.
Und wie steht es um die Zukunft des Theaters? Kaegi meint: "Die Suche danach, was Theater noch alles kann, hat nie eine Form von Theater ausgelöscht, nur weil eine neue gefunden wurde, sondern im Gegenteil: Das befruchtet sich gegenseitig." (bth)