In Sicherheit, und nun?
Sie brennen für ihren Beruf. Sie haben viel riskiert, um objektiv und kritisch zu berichten - bis es zu gefährlich für sie wurde. In Deutschland angekommen, leben sie in Sicherheit. Aber wie sieht es aus mit ihrer beruflichen Perspektive? Fünf Journalisten aus Pakistan, Afghanistan, Syrien und Uganda versuchen jede und jeder auf seine Weise, ihre Arbeit als Journalisten fortzusetzen.
Wie geht es den Journalistinnen und Journalisten damit, im Exil zwar in Sicherheit zu sein, aber als Autorinnen und Autoren plötzlich kaum noch eine Möglichkeit zum Veröffentlichen zu haben? Welche Themen brennen ihnen unter den Nägeln? Und was ist ihre Perspektive auf Deutschland? Die Journalistin Rebecca Roth berichtet zusammen mit den Exil-Journalisten.
Ein Auftaktgespräch zur Reihe "Journalisten im deutschen Exil" mit Jens-Uwe Thomas von Reporter ohne Grenzen hören Sie in unserer Sendung "Studio 9" am Montag, 5. Januar, um 7:40 Uhr.
Montag, 05.01.2015, 14:40 Uhr
Majid Al-Bunni wurde in Syrien verhaftet und gefoltert. Mittlerweile lebt al-Bunni in Berlin. Bis vor Kurzem betrieb er von Berlin aus den Exilsender Radio Baladna FM, um die Bevölkerung in Syrien mit lebenswichtigen Informationen zu versorgen. Doch der Sender kämpft mit vielen Problemen: Es fehlt an Geld – und an Mitarbeitern. Einige wurden bereits getötet, andere verhaftet. Wie kann man unter diesen Bedingungen berichten? Und wie fühlt es sich an, in Deutschland in Sicherheit zu sein, während die Kollegen unter Einsatz ihres Lebens berichten? Jeden Monat lassen viele dieser Medienaktivisten ihr Leben. Als Journalisten werden sie aber nicht gezählt, erzählt Majid al-Bunni. Aktuell arbeitet er für das Projekt Syrian Radio Network, das von der deutschen Medienorganisation MICT unterstützt wird.
Dienstag, 06.01.2015, 14:40 Uhr
Meera Jamal ist eine pakistanische Journalistin. In Karachi arbeitete sie für die englischsprachige Zeitung The Dawn. Das US-Außenministerium zählte sie in der Zeit zu einer der wichtigsten Journalistinnen des Landes. Sie schrieb zum Beispiel über das Recht der Frauen auf Ehescheidung und hinterfragte die Erziehungsmethoden an Koranschulen. Das brachte ihr Morddrohungen ein. Vor sechs Jahren floh Meera Jamal aus Pakistan und kam nach Deutschland. Heute lebt sie in Kassel. Hier ist sie in Sicherheit. Ihr Kind wird nicht dem gleichen religiösen Druck ausgesetzt sein, den sie in Pakistan als Kind einer nichtreligiösen Familie aushalten musste. Was ihr hier fehlt ist intellektueller und kultureller Austausch. Und ihr Beruf, natürlich.
Mittwoch, 07.01.2014, 14:40 Uhr
"Ich definiere mich in erster Linie als ein unabhängiger und radikaler Journalist, der für seine radikale und unabhängige Sicht bezahlen musste", sagt Soheil Asefi. In seiner Heimat Iran hatte er für eine ganze Reihe von Print- und Online Medien gearbeitet. Zuerst schrieb er für Filmmagazine, später entwickelte er sich zum Politjournalisten. 2007 wurde er verhaftet und verbrachte drei Monate im Gefängnis. Gegen Kaution kam er schließlich frei und flüchtete nach Deutschland. Unter dem Schutz des Writers-in-Exile-Programms des PEN-Zentrums lebte er ein Jahr lang in Nürnberg. Zurzeit wohnt er in Berlin, von wo aus er versucht, sein Berufsleben neu aufzubauen.
Donnerstag, 08.01.2015, 14:40 Uhr
Sharmila Hashimi ist eine afghanische Journalistin, die zusammen mit ihrem Mann in Herat ein Zentrum für Nachwuchsjournalisten aufgebaut hatte, wo sie insbesondere jungen Frauen den Weg in den Journalismus aufzeigte. Im besonders konservativen Herat war ihre Arbeit eine Provokation. Ihre Familie wurde bedroht. Eine junge Kollegin wurde aufgrund ihrer Arbeit getötet. Sharmila Hashimi floh mit ihrem Sohn nach Deutschland. Derzeit macht sie ein Praktikum bei der Deutschen Welle.
Freitag, 09.01.2015, 14:40 Uhr
Eine Journalisten-Weiterbildung in Deutschland war die Rettung für Moses Okbile Ebo-korait. Er war schlicht nicht da, als bewaffnete Männer des Geheimdienstes seine Redaktion verwüsteten. Sie waren auf der Suche nach ihm, weil er einen Skandal der nationalen Rentenversicherung aufgedeckt hatte. Ebokorait beschloss, aufgrund der bedrohlichen Lage nicht mehr nach Uganda zurückzukehren. Heute lebt er in Augsburg und verfolgt von hier aus die Situation seiner Kollegen in Uganda.