Reihe: Public Private Partnership

Mehr Kultur dank privater Geldgeber?

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Beispiel für öffentlich-private Zusammenarbeit: der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses © picture alliance / dpa
Die Wirtschaft brummt, doch Deutschland tritt auf die Schuldenbremse, oft zu Lasten der Kultur. Helfen könnten "Public Private Partnerships", Kooperationen mit privaten Geldgebern. In unserer einwöchigen Reihe fragen wir: Welche Erfahrungen macht man damit in anderen Ländern?
"Public Private Partnership" oder kurz "PPP" – in Zeiten leerer Kassen klingt das erst einmal verheißungsvoll. Denn die Kooperation von öffentlichen Einrichtungen mit privaten Unternehmen spült Gelder in die Kassen - Gelder, die der öffentlichen Hand fehlen - und die Projekte möglich machen, die es sonst vielleicht nicht gäbe.
Wenn sich aber private Geldgeber an kulturellen Aufgaben der öffentlichen Hand beteiligen, wie steht es dann um mögliche Einflussnahme? Werden Non-Profit-Projekte auf lange Sicht kommerziell unterwandert? Welche Vorteile bringen solche Partnerschaften wirklich? Und was würde geschehen, wenn der Staat aus seiner Verantwortung für kulturelle Belange langfristig ganz zurückzieht? Wie lässt sich kulturelle Vielfalt erhalten – und gleichzeitig sinnvoll mit privatem Geld umgehen?
Anhand von Beispielen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern wollen wir Ihnen unterschiedliche Ansätze von "Public Private Partnership" vorstellen:


Dienstag, 23.12.2014, 23:10 Uhr
Deutschland
Humboldtforum, Elbphilharmonie, Museum der Moderne - noch sind Beispiele einer erfolgreichen öffentlich-privaten Zusammenarbeit in Deutschland selten anzutreffen. Sie finden sich vor allem in der Architektur und bei Festivals. Wenn es um das Engagement privater Geldgeber im Kulturbereich geht, herrscht weitgehend Skepsis. Warum tut man sich bislang noch so schwer mit der "Public Private Partnership"? Ein Beitrag von Carsten Probst.
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Mittwoch, 24.12.2014, 23:10 Uhr

England
Nach 13 fetten Labour-Jahren, in denen die öffentlichen Kulturausgaben kräftig gestiegen waren, wurde plötzlich ein harter Sparkurs gefahren. Wegen der Haushaltskürzungen der konservativ-liberalen Koalition hat der Kultursektor seit 2010 insgesamt rund ein Drittel seiner öffentlichen Mittel verloren. Das konnten auch andere Quellen, wie zum Beispiel Lotteriemittel, nicht wettmachen. Einige Orchester, Galerien und Bühnen mussten aufgeben, etwa jede zehnte Bibliothek wurde geschlossen. Und dennoch blüht die Kultur – denn für die Nation der Seefahrer und Händler hängt dem Begriff "Kommerz" nichts Schlechtes an, und so sind "Public Private Partnerships" in England längst eine Selbstverständlichkeit. Ein Beitrag von Jochen Spengler.
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Donnerstag, 25.12.2014, 23:10 Uhr
Frankreich
Auch in französischen Kulturinstitutionen ist die Grenze vom Mäzenatentum hin zu "Public Private Partnerships" längst an der Tagesordnung. So trägt der Staat für das „Palais de Tokyo" lediglich 40 Prozent des Budgets. Und in Versailles hat der Baukonzern Vinci zwölf Millionen Euro für die Restaurierung des Spiegelsaals bezahlt. Berührungsängste zwischen öffentlichen und privaten Geldgebern scheint es kaum zu geben. Ein Beitrag von Kathrin Hondl.
Freitag, 26.12.2014, 23:10 Uhr

Italien
Ein ganz anderes Bild herrscht in Italien: Seit Jahren versuchen private Geldgeber, "Public Private Partnerships" auf die Beine zu stellen – ohne nennenswerten Erfolg. Denn immer wieder lässt die staatliche Kulturbürokratie die Versuche privater Sponsoren scheitern. Hinzu kommt, dass sich in Italien ein Großteil der Kulturgüter in staatlicher und kirchlicher Hand befindet, der Staat aber nur über ein extrem niedriges Budget zum Erhalt dieser Kulturgüter verfügt - was zum Teil dramatische Folgen hat, zum Beispiel für die antiken Überreste von Pompeji, die langsam zerfallen. Gleichzeitig investieren vor allem Bankenstiftungen Hunderte von Millionen in eigene Museen und Kunstsammlungen, aber nur in den seltensten Fällen kommt dabei eine Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen zustande. Ein Beitrag von Thomas Migge.
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Sonnabend, 27. Dezember 2014, 23:10 Uhr
Griechenland
Wie lässt sich der Bildungsauftrag eines staatlichen Orchesters gewährleisten, wenn so viel gekürzt wird, dass Vorstellungen ausfallen müssen und gute Solisten nicht mehr engagiert werden können? Und was geschieht, wenn der Besitzer eines Fußballclubs ein Orchester übernimmt und das musikalische Programm auf Gewinn ausrichtet? Am Beispiel der Orchesterlandschaft wird deutlich, welche Rolle "Public Private Partnerships" in Griechenland spielen und wie sehr die griechische Regierung bestrebt ist, private Finanziers ins Boot zu holen. Ein Beitrag Theodora Mavropoulos.
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Sonntag, 28. Dezember 2014, 23.10 Uhr
Vereinigte Staaten
Ganz anders als in vielen Ländern Europas, sind Kunst und Kultur in den Vereinigten Staaten überwiegend privat organisiert - oft im Rahmen gemeinnütziger Stiftungen. Nur sehr selten befinden sich Kulturgüter im Besitz der öffentlichen Hand. Zu den amerikanischen Besonderheiten gehört, dass Spenden, ob in Form von Geld oder Kunstwerken, komplett von der Steuer abgesetzt werden können. Und bei reichen Spendern kommen da leicht Millionen zusammen. In den USA hat "Public Private Partnership" somit die Tendenz, sich ins Gegenteil von dem zu verkehren, was man in Europa darunter versteht: Der Steuerzahler ist derjenige, der Kultur mitfinanziert – indirekt und eher versteckt. Ein Beitrag von Jürgen Kalwa.
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Die Sendung "Fazit - Kultur vom Tage" hören Sie täglich von 23:05 Uhr bis Mitternacht. Die hier angegebenen Sendezeiten der einzelnen Beiträge können im Ablauf der Sendung leicht variieren.
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