Reihe: "Was mir heilig ist"

Bibiana Beglau liebt zum Fest die Einsamkeit

Die Schauspielerin Bibiana Beglau vor dem Weihnachtsbaum bei Deutschlandradio Kultur.
Die Schauspielerin Bibiana Beglau © Deutschlandradio / Georg Gruber
Aufgezeichnet von Georg Gruber |
Die Schauspielerin Bibiana Beglau war bei ihren Eltern zu Weihnachten eingeladen. Doch als sie ankam, war das Haus verwaist. Was ihr zuerst einen kleinen Schrecken einjagte, stellte sich dann als großer Glücksfall heraus.
"Was mir heilig ist, sind die Einsamkeit und die Stille. Es war an einem Weihnachtsnachmittag. Ich studierte in Hamburg und meine Eltern hatten mich Weihnachten eingeladen, zu sich nach Hause in die kleine Stadt Braunschweig, wo ich herkomme. Und ich fuhr also von Hamburg nach Braunschweig, um mit meinen Eltern den Weihnachtsabend gemeinsam zu verbringen, und als ich ankam, sah ich, dass im ganzen Hause - es war ein kleines Reihenhaus - kein Licht war. Die Haustür war abgeschlossen. Ich schloss auf und rief: Mama? Papa? Stille. Es war keine Heizung an, der Kühlschrank war leer. Man war abgereist. Man hatte mich eingeladen und war dann abgereist. Freundlicherweise. Und da hab ich dann einen kleinen bis größeren Schreck bekommen, weil ich nämlich Weihnachten sehr gerne habe.

Allein mit einem Buch und einem Hühnerschenkel

Und nun musste ich mit meiner eigenen Überflüssigkeit umgehen. In der Tiefkühltruhe habe ich einen Hühnchenschenkel noch gefunden und so ein bisschen Zeugs - und fing also an, mein eigenes Weihnachtsfest zu gestalten. Es gab auch keinen Tannenbaum, also suchte ich alle Kerzen und machte die an. Und damit mir nicht langweilig wurde in meiner Einsamkeit, legte ich mir immer ein Buch daneben: Wenn ich kochte oder gebadet habe, und immer lag dieses Buch neben mir. Und ich habe nicht einmal reingeguckt. Und ich merkte, wie wunderbar die Einsamkeit ist, ohne den ganzen Alarm, nur mit irgendwelchen komischen Alu-Teelichtern, einem tiefgefrorenen Hühnerschenkel und der ganze Quatsch. Es war sehr, sehr schön.
Und ich hab dann einen kleinen Ofen angemacht, den es dort im Wohnzimmer gab und hatte auch einen Flasche Wein gefunden und geöffnet und hatte dann zwei, drei Gläser Wein getrunken. Und schlief vollkommen selig in meinem Kleid neben dem Ofen mit dem Buch ein. Und das war ein sehr schönes Weihnachtsfest. Ganz allein. Und richtig einsam."