Reinhard Kleist, "Berliner Mythen"
Comic, Carlsen Verlag, 2016, 96 Seiten, 14,99 Euro
"Ein irrsinniges Konglomerat an Geschichten"
Reinhard Kleists Cartoons hatten einen festen Platz im Berliner Stadtmagazin "zitty". Jetzt hat der Comic-Autor ein Buch mit Geschichten - und Geschichte - aus Berlin gefüllt: "Berliner Mythen". Auch Marlene Dietrich und David Bowie haben darin einen Auftritt.
Reinhard Kleist hat im Berliner Stadtmagazin "zitty" regelmäßig seinen Cartoon "Berliner Mythen" veröffentlicht. Nachdem die Serie eingestellt worden sei, habe er den Wunsch nach einem Abschluss verspürt, sagt der Comic-Autor. Deshalb sind die "Mythen" jetzt in Buchform erschienen – nach einer Idee von Michael Groenewald und Lutz Göllner.
Um einige der Berliner Mythen zu erzählen, hat Kleist den Taxifahrer Ozan erschaffen, der sich Straßen anhand von Geschichten merkt, die sich dort zugetragen haben, und damit seine Fahrgäste unterhält. So erfährt man schnell mal, was Marlene Dietrich oder David Bowie in Berlin gemacht haben, liest Anekdoten über das Ende der Mauer oder den unvollendeten Hauptstadtflughafen.
Taxifahrer erzählen ihm Geschichten
"Es gibt allerdings noch so viele Geschichten in Berlin. Da könnte man noch mehrere Bücher füllen", sagt Kleist. "Und jetzt, wo das Buch herausgekommen ist, bekomme ich auch andauernd neue Geschichten zugetragen - sogar auch bei Taxifahrten." Ihn fasziniere dieses "irrsinnige Konglomerat an Geschichten", über die er stolpere.
Kleist, geboren 1970 in Hürth bei Köln, studierte Grafik und Design in Münster und lebt und arbeitet seit 1996 in Berlin, wo er sich heute mit den Comic-Zeichnern Fil, Mawil, Andreas Michalke und Naomi Fearn ein Atelier teilt. Über seine Arbeitsweise sagt er: "Ich versuche meinen Stil immer auch an die Geschichte anzupassen." So sind einige Sequenzen im Buch plötzlich in Schwarz-Weiß gezeichnet - und erinnern ein wenig an die alten "Films noirs".
Er schaffe es, etwa eine Seite pro Tag zu zeichnen, "wenn es ein guter Tag ist", sagt Kleist. Denn alleine die Straßenzüge detailliert darzustellen, brauche viel Zeit. Eine seiner Lieblingsgeschichten sei übrigens die von David Bowie, dem angeblich beim Anblick der Mauer die Idee zu seinen Song "Heroes/Helden" gekommen sein soll.