"Mich fasziniert seine Form und natürlich seine Geschichte"
Vor 150 Jahren wurde das Matterhorn erstmals von einem Bergsteiger bezwungen. Reinhold Messner war natürlich auch schon auf diesem Gipfel und versucht sich nun als Buchautor, der übers Matterhorn schreibt. Für den heutigen Massentourismus am Berg hat er harte Worte.
Mythos Matterhorn: Der Idealtypus eines Bergs mit seiner klaren Form. Eigentlich recht niedrig, unter 5000 Meter, aber lange Zeit galt er als unbesteigbar. Die Erstbesteigung mit Todesfolge schlug europaweit Wellen.
150 Jahre später hat der Bergsteiger Reinhold Messner eine Erzählung über das Drama der Erstbesteigung geschrieben: "Absturz des Himmels" (Verlag S. Fischer, 19,99 Euro, erscheint am 9. Juli).
Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur sagte Messner über den Berg: "Mich fasziniert seine Form und natürlich die Geschichte. Wenn ich das Matterhorn anschaue oder ans Matterhorn denke, habe ich diese gesamte Geschichte dabei. Nicht nur die Erstbesteigung, sondern auch die Nordwand, '31 hochgeklettert von den Schmidt-Brüdern. Aber ich glaube, dass das Matterhorn berühmt geworden ist nicht nur wegen der sonderbaren, etwas schrägen Form, wegen dieser unverwechselbaren Form, sondern vor allem wegen des Unfalls nach der ersten Besteigung am 14. Juli 1865."
Messner kritisierte den heutigen Alpinismus als "Pistenalpinismus" – zu seiner Zeit habe er versucht, einen "Verzichtsalpinismus" zu verkörpern.
"Heute versucht man, diese Berge zu präparieren für Massenaufstiege, die Klettersteige ... Wie der Everest heute präpariert wird! In den letzten Jahren: 500 Sherpas steigen zwei Monate lang mit Leitern und Tonnen an Ausrüstung und Tausenden von Sauerstoffflaschen ... mit Lagern, wo jeweils Ärzte sind, wo Köche hocken. Der Berg wird vorbereitet, und dann werden die Touristen über diese Piste auf den Gipfel geführt. Das hat mit Tourismus zu tun, aber nicht mit Alpinismus."