Auf der Couch um die Welt
32:35 Minuten
Der Couchsurfer Stephan Orth ist fast um die ganze Welt gereist. Dabei kam er meist bei privaten Gastgebern unter. Über seine Erfahrungen hat er Bücher geschrieben, zuletzt: "Couchsurfing in China".
Rund 70 Länder hat Stephan Orth bisher bereist und meist in Privatwohnungen genächtigt - auf der Couch oder auch anders: "Die Couch ist es gar nicht so oft, das ist einfach der Name der dazugehörigen Website. Ich hatte Luftmatratzen auf dem Boden, ich hatte ein Zelt. Ich habe eigentlich alles erlebt, was es an Untergründen so gibt, auf dem Teppich habe ich geschlafen."
Und manchmal auch in einem richtigen Bett. "Man muss da ein dickes Fell haben", sagt Stephan Orth über den sehr unterschiedlichen Komfort, den seine Art des Reisens bietet. Aber für ihn ist sie dennoch die beste: "Es ist ganz toll, jenseits des kommerziellen Tourismus unterwegs zu sein. Dass man nicht eine Dienstleistung bekommt und dafür bezahlt, und dann gewisse Erwartungen hat. Man ist jenseits dieses kapitalistischen Teils des Tourismus, und die Leute treffen einen, weil sie neugierig sind und Zeit mit einem verbringen wollen, aber nicht, weil es um Geld geht."
Für den Ehrengast gibt's Hundefleisch
Für sein neues Buch couchsurfte Stephan Orth drei Monate lang durch China. Wobei ihn die Gastfreundschaft der Menschen, bei denen er wohnte, manchmal an seine Grenzen brachte. Etwa als ihm zum Essen Hundefleisch gereicht wurde: "Das war eben tatsächlich als ganz besondere Spezialität für mich als Ehrengast gedacht. Die ganze Familie saß im Kreis um den Wok herum und hat auch sehr dazu gedrängt, weiter zu essen. Da war kein Entkommen."
Dem Hund namens Xiao Bei hat Orth sein Buch gewidmet. China erlebte der Reisejournalist als Hightech-Nation, die sich rasend schnell entwickelt, er sieht aber auch die Schattenseiten:
"Natürlich nimmt man die ganzen Überwachungskameras wahr, die überall sind. Es gibt inzwischen wahrscheinlich 300 Millionen im ganzen Land. Teilweise absolutes Hightech-Zeug mit Gesichtserkennung. Auf die Spitze getrieben wird das in der Provinz Xinjiang, wo die muslimische Minderheit der Uiguren wohnt. Da fühlt es sich schon sehr wie ein dystopischer Science Fiction-Film an, das ist absolut gruselig."
Lockerer Umgang mit Gesetzen
Auch im Iran war Stephan Orth als Couchsurfer unterwegs, obwohl diese Art des Reisens dort eigentlich verboten ist. Trotzdem war es kein Problem, private Gastgeber zu finden:
"Im Iran ist der Umgang mit Gesetzen generell ein bisschen improvisatorischer. Die Leute sind es sehr gewohnt, gerade junge Leute, Gesetze zu brechen, wenn keiner hinguckt."
Auf der Landkarte des Reise-Profis Stephan Orth gibt es nach wie vor weiße Flecke: Afrika und Südamerika beispielsweise. Es warten also noch so einige Couches darauf, von ihm ausprobiert zu werden.
(pag)