Touristen fühlen sich in Türkei trotz Anschlägen sicher
Drei schwere Anschläge haben Istanbul erschüttert, auch in anderen Regionen des Landes ist die Lage unsicher. Dennoch kamen in den vergangenen Monaten so viele deutsche Touristen wie noch nie. Auch jetzt wollen sie sich ihre Urlaubsstimmung nicht verderben lassen.
Sultanahmet am Nachmittag. Zwischen der Blauen Moschee und der Hagia Sophia schlendern Touristen gemächlich umher, fahren Selfiestangen für den ultimativen Schnappschuss aus und knabbern an frischen Maiskolben. Fast so beliebt wie die Sehenswürdigkeiten im Istanbuler Touristenviertel ist bei 30 Grad ein Platz im Schatten. Maximilian und Anna aus München ruhen sich auf einer Bank aus:
"Also wir haben uns im Vorfeld unserer Reise schon ein bissel informiert, was so in den Nachrichten kommt und was man so übers Auswärtige Amt erfährt, und haben auch kurz überlegt, ob wir herfahren, aber haben uns dann entschieden, dass wir einfach fahren."
Die beiden Studierenden waren auch kurz an der Schwarzmeerküste, jetzt verbringen sie noch einige Tage in Istanbul.
"Also hier im Land hatten wir überhaupt kein ungutes Gefühl, wir haben uns immer wohlgefühlt. Das einzige, was uns Sorge bereitet hat, waren die Meldungen vom Auswärtigen Amt, die U-Bahnen zu meiden. Das haben wir auch getan, obwohl wir heute einmal mit dem Zug einmal gefahren sind, aber ich hatte nie ein ungutes Gefühl hier."
Allerdings halten sich beide unter anderem über die Tagesschau-App über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden.
"Wirklich Angst hatte ich nicht"
Ein Stück weitere sitzt Lisa aus Frankfurt am Main. Vor ihrer Ankunft hatte sie sich fest vorgenommen, einen Bogen um die öffentlichen Verkehrsmittel zu machen:
"Ich dachte auch, dass ich das schaffe, das zu meiden, habe ich meiner Familie zumindest auch versprochen, aber es geht jetzt irgendwie dann doch nicht."
Dazu sei Istanbul einfach zu groß. Eigentlich wollte sie sich auch beim Auswärtigen Amt registrieren, aber das hat sie vor der Abreise nicht mehr geschafft. Sie nimmt es gelassen. Lisa hat mit ihrer Freundin Bahar in Istanbul studiert. Bahar ist Kurdin - die Sicherheitshinweise deutscher Behörden kenne sie schon:
"Für mich ist das in den letzten Jahren ein üblicher Zustand gewesen, wirklich Angst hatte ich nicht, Angst habe ich eher, in den Süden zu reisen."
Noch in dieser Woche will sie ihre Familie in Mardin, im Südosten der Türkei, besuchen. Für diese Region weist spricht das Auswärtige Amt von einem erhöhten Sicherheitsrisiko.
"Meine Mama und meine kleinen Geschwister sind schon da. Denen geht es gut, die kriegen gerade nicht viel mit, aber das ist in anderen Dörfern anders."
Lisa hat Angst, dass der Konflikt zwischen der türkischen Regierung und der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK weiter eskaliert und der Friedensprozess endgültig beendet ist.
Auffallend viele Polizisten an Touristen-Orten
Völlig sorglos ist Ann-Christine aus Hamburg - sie passe gut auf ihre Handtasche auf wie in jeder Großstadt eben - aber das war's auch schon:
"Ich bin jetzt hier mit einem Freund, der Türke ist, und deshalb fühle ich mich glaube ich sowieso schon sicherer als wenn ich mit Freunden unterwegs wäre."
Was jedoch nicht nur Ann-Christine aufgefallen ist: Die starke Polizeipräsenz an touristisch belebten Orten.
Vor den Sicherheitshinweisen vom Auswärtigen Amt kamen so viele deutsche Urlauber wie nie in die Türkei - allein für den Juni weist das Statistikamt mehr als 11 Prozent Plus im Vergleich zum Vorjahresmonat aus. Die Deutschen liegen damit weit vor allen anderen Nationen.