Das netteste Pferd auf der ganzen Welt
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Das uralte Steckenpferdreiten ist zum Trendsport mutiert. Als "Hobby Horsing" erfreut es sich weltweit großer Beliebtheit – bei Jungen und Mädchen. Einmal im Jahr gibt es die "Hobby Horse Championships" in Finnland, dem Mutterland dieses Sports.
In diesem Jahr werden die "Hobby Horse Championships", die Weltmeisterschaften im Steckenpferdreiten, am 15. Juni in Seinäjoki, etwa drei Autostunden von Helsinki entfernt, ausgetragen. Als "Hobby Horsing" erfreut es sich inzwischen weltweit großer Beliebtheit. Die Schweizerin Rahel Kindermann Leuthard wird mit ihrer elfjährigen Tochter Alva dabei sein.
"Ich fand das eine ganz tolle Vorstellung, dass es da auf einmal ganz viele Alvas gibt, die alle mit diesem Hobby Horse unterwegs sind. Und ich glaube, dass das ein sehr spezielles Erlebnis wird, das sich lohnt, mal anzuschauen."
Ortswechsel: ein Donnerstagnachmittag im Elmsbütteler Turnverband in Hamburg. Etwa zehn Mädchen und Jungen, die heute am Kurs "Hobby Horsing" teilnehmen, laufen sich mit ihren Steckenpferden warm.
In der Turnhalle sind Hindernisse mit Stangen wie bei einem echten Pferdespringreiten aufgebaut. Darüber springen die Mädchen und Jungen, zwischen ihren Beinen das Steckenpferd geklemmt, also ein Pferdekopf aus Stoff mit einer langen Stange. Doch es wird nicht nur gesprungen, sagt die zwölfjährige Elsa:
"Wir machen zum Beispiel Choreografie, manchmal machen wir auch so eine Art Theaterstück, wir machen viele unterschiedliche Sachen."
Erinnerung an Westfälischen Frieden
Das Steckenpferdreiten hat eine jahrhundertealte Tradition. Denn im Jahr 1648 wurde auf der Treppe des Osnabrücker Rathauses der Westfälische Frieden verkündet. In Erinnerung daran ziehen seitdem jeweils am 25. Oktober Mädchen und Jungen mit ihren Steckenpferden durch die Osnabrücker Innenstadt.
Heute gilt aber Finnland als Mutterland des Hobby Horsing. Dabei ist nicht nur Springen eine Disziplin, sondern auch Dressur. Die elfjährige Alva ist eine Hobby Horse-Dressurreiterin:
"Dressur heißt eigentlich, dass wir die Bewegungen vom echten Dressurreiten imitieren mit den Hobby Horses. Das heißt elegant sein, also man tut das immer mit Musik machen, elegant und feine Kür, also wie eine kleine Show zu reiten. Das Wichtigste ist eigentlich, dass ich bei jedem Schritt die Füße so fest strecke, wie ich kann. Das sieht sehr edel aus. Und das Wichtigste ist natürlich auch die Haltung. Man darf nicht irgendwie Schluffi auf dem Steckenpferd sitzen, sondern mit einem geraden Rücken, das Pferd schön halten, und dann sieht das sehr elegant aus."
Auch das will gelernt sein. Lea, die Trainerin in Hamburg, sagt darum genau, wie jede einzelne Kür sein soll.
"Wir haben wieder bestimmte Anforderungen. Das heißt, wir beginnen wieder mit einem Start, und dieser Start hat mindestens 20 Sekunden, dann werden wir einen Tanzschritt machen. Anschließend rennen wir zwei Runden über die Hindernisse."
Das ist kein Mädchensport!
Auch Elias, neun Jahre, und Noah, sieben Jahre, sind begeisterte Steckenpferdreiter:
"Mir macht es Spaß, weil ich mag auch Pferde, und es macht auch Spaß über Hindernisse zu springen."
Man sagt, das ist ein Mädchensport?
"Finde ich nicht. Weil die Jungs können auch Pferde mögen. Ich mag springen lieber."
"Ich mache auch so gerne im Gelände reiten und liebe es, wenn man den Wind in den Haaren spürt, es ist so, als würde man ein echtes Pferd reiten. Mir sind echte Pferde zwar lieber, aber ich finde, es sind zwei unterschiedliche Sportarten."
Manchmal zickt das Pferd ein bisschen
Fantasievolle Kinder tauchen in ihre eigene Welt ein:
"Man kann zum Beispiel sagen, mein Pferd ist ein sehr wildes Pferd, und bockt oft rum, oder man kann sagen, das ist das netteste Pferd auf der ganzen Welt, oder es zickt manchmal ein bisschen. Das zu erfinden, das ist auch schön."
Am Ende sind die Kinder müde vom Springen und Hüpfen, aber auch glücklich:
"Diese Gemeinschaft mag ich sehr. Meine beiden Freundinnen und ich treffen uns Donnerstag, und tun Hobby Horse trainieren, und durch das Hobby Horsing haben wir so eine Gemeinsamkeit gefunden, und dadurch sind wir sehr gute Freundinnen geworden."