Reizvoll verrätseltes Roadmovie
Volker Schlöndorff erzählt in seinem Film "Ulzhan" von der Reise eines Mannes nach Kasachstan. Dort begegnet er der Lehrerin Ulzhan, die ihm ihr Pferd verkauft und an seiner Seite bleibt. In dem Animationsfilm "Bee Movie – das Honigkomplott" kann man die Welt der Menschen aus Sicht einer Biene erleben.
"Ulzhan - das vergessene Licht"
Frankreich/BRD/Kasachstan 2007, Regie: Volker Schlöndorff, Darsteller: Philippe Torreton, Ayanat Ksenbai, David Bennent, ab 6 Jahren
Ulzhan ist der Name einer jungen Nomadin, "das vergessene Licht" gehört zu einer historischen Legende, in der persische Christen ihren Schatz, das Licht, vor arabischen Eroberern in Sicherheit bringen wollten und deshalb nach China, aber auch nach Kasachstan flohen. Zwischen diesen beiden Polen erzählt Volker Schlöndorff (wieder wie bei der "Blechtrommel" nach einem Drehbuch von Jean-Claude Carrière) die Geschichte eines schweigsamen Mannes, der nur eine Bewegung kennt – nach Osten zum mystischen Berg Khan Tengri, 2000 Kilometer von der Grenze entfernt, die er noch im Auto als Franzose passiert.
Dann verliert er alles und nimmt das mit stoischer Ruhe hin – das Auto, die Papiere, Geld. Was ihn ausgemacht hat, verschwindet, neue Begegnungen enden im Nichts, mit zwei Ausnahmen: Er trifft immer wieder auf einen sich "Shakuni" nennenden Vagabunden (David Bennent, der Oscar Matzerath aus der "Blechtrommel). Als Nachfahre einer von Stalin nach Kasachstan verbannten Deutschen und einem Schamanen treibt er Geister aus und handelt mit alten, seltenen Wörtern.
Und er begegnet Ulzhan( Ayanat Ksenbai), einer jungen Lehrerin, die ihm ihr Pferd verkauft und an seiner Seite bleibt, als er aus ihrem Nomadendorf in die Ödnis reitet, im Sandsturm beinahe umkommt, uralte christliche Riten erlebt, auf einem wilden Ritt ins verseuchte Atomwaffen-Versuchsgelände sein Leben riskiert.
Das Einzige, was ihm wichtig ist, sind zwei persönliche Papiere: ein Familienfoto mit Frau und zwei Kindern und eine Postkarte, die das Ende des Urlaubs und die Freude auf das Wiedersehen ankündigt. Der Zuschauer ahnt die persönliche Tragödie und sieht die Todessehnsucht, sieht sie in den weiten leeren Landschaften ohne Horizont. Ausgesprochen aber wird nur das Ziel der Reise, der heilige Berg, an dem sich die Schamanen zum Sterben einfinden. Der Mann Charles jedoch schweigt und wehrt ab. Besonders die als Zumutung empfundene Hartnäckigkeit der jungen Frau, deren Neugier und Lebenshunger sich in Hoffnung ummünzen könnte.
Volker Schlöndorff wollte mit seinem neuen Film nach "Der Neunte Tag" und "Strejk" einmal eine Liebesgeschichte erzählen, "keine Literatur, keine Politik, auch keine Vergangenheitsbewältigung". Es ist eine Liebesgeschichte aus einer Tragödie geworden, immer dann ergreifend, wenn er etwas zeigt, wenn wir etwas sehen. Und das gelingt in den gar nicht touristischen, aber auch nicht nur dokumentarischen Landschaftsaufnahmen (Kamera Tom Fährmann) und den realistischen Szenen mit der jungen Frau und den Pferden.
Aber Schlöndorff hat sein reizvoll verrätseltes Roadmovie aufgeladen mit Begegnungen an Orten, die voller Vergangenheit und Mythen sind. Wenn die Dinge, die da mitschwingen, ausgesprochen werden, wie es die surreale Figur des Schamanen Shakuni unglücklicher- und überflüssigerweise immer wieder tut, werden die Dialoge sperrig, das Bemühen um vielschichtige Bedeutsamkeit nervend. Dabei ist doch alles da in diesem Stückchen Erde voller Gegensätze, das der gebrochene Mann auf dem Rücken eines Pferdes, nur ausgerüstet mit den Resten westlicher Zivilisation auf seinem letzten Weg durchquert.
"Bee Movie - das Honigkomplott"
Animationsfilm USA 2007, Regie: Steve Hickner, Simon J. Smith, Stimmen: Jerry Seinfeld (deutsch Bastian Pastewka), Renée Zellweger (deutsch Miriam Weiselbraun), Mathew Broderick (deutsch Adam Flayman)
Mit der neuen Dreamworks-Produktion haben die erfahrenen Regisseure Steve Hickner ("Shrek 4-D") und Simon J. Smith ("Der Prinz von Ägypten") einen eher freundlich-gemütlichen Familienfilm inszeniert, der in der Tradition von "Das große Krabbeln" und "Antz" nun die fleißigen Bienen auf die große Leinwand bringt. Aber auch hier haben sie einen Rebellen gegen die herkömmliche Lebensweise zum Helden gemacht.
Barry B. Benson lebt in elterlicher Wabe in einem geschäftigen Bienenstock. Der einzige Nachteil: nach einer bildungsmäßigen Schnellbesohlung muss er sich einen Arbeitsplatz für das ganze Leben aussuchen, was seinem Freund Adam nicht schwer fällt. Barry schon, er kann sich nicht vorstellen, das ganze Leben lang das selbe zu machen und nach dem Tod lapidar als "freie Stelle" auf einer großen Anzeigetafel zu erscheinen.
Also sinnt er auf Flucht und die bietet sich bei der Staffel der Honigsammler. Jeden Tag fliegen die militärisch ausgerüsteten Dronen auf Abenteuer- sprich Honigsuche in den Central Park von New York. Worauf wir nun nach der im organge-gelben Retrolook ausgestatteten Welt des Bienenstocks die Welt der Menschen aus Sicht einer Biene erleben. Die Gefahren, die das für das kleine Krabbeltier bietet, werden actionreich ausgemalt.
Doch die nette Floristin Vanessa hat Mitleid und bald passiert etwas, was Bienen streng verboten ist – es entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung zu einer Menschin, was Barrys Eltern und Freunde mit Entsetzen sehen. Und damit nicht genug – als Barry das Honigkomplott entdeckt, also die Tatsache, dass Menschen zum Zwecke des Honigklaus Bienen wie Sklaven halten, setzt er zum großen Kampf für das Recht der Biene auf ihren Honig vor Gericht an. Doch der Sieg bringt neues Ungemach.
Nun gibt es zuviel Honig, die Bienen werden faul, fliegen nicht mehr aus, worauf die Blumen welken und eine Umweltkatastrophe droht. Das kann nur durch eine konzertierte Rettungsaktion des gesamten Bienenvolkes verhindert werden, womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären. So anspruchsvoll und politisch auf der Höhe der Zeit sich dieser Themenmix auch anhört, der Film lässt am Happy End nie einen Zweifel und bleibt in farbenfroh-freundlicher Stimmung. Womit er dann doch wieder auch für jüngere Zuschauer geeignet ist, zumal er nicht überschnell geschnitten wurde und die Animation bei allem Aufwand doch eher brav wirkt. Für erwachsene Zuschauer gibt es witzige "bienische" Parodien auf etliche Stars der Medienwelt.
Frankreich/BRD/Kasachstan 2007, Regie: Volker Schlöndorff, Darsteller: Philippe Torreton, Ayanat Ksenbai, David Bennent, ab 6 Jahren
Ulzhan ist der Name einer jungen Nomadin, "das vergessene Licht" gehört zu einer historischen Legende, in der persische Christen ihren Schatz, das Licht, vor arabischen Eroberern in Sicherheit bringen wollten und deshalb nach China, aber auch nach Kasachstan flohen. Zwischen diesen beiden Polen erzählt Volker Schlöndorff (wieder wie bei der "Blechtrommel" nach einem Drehbuch von Jean-Claude Carrière) die Geschichte eines schweigsamen Mannes, der nur eine Bewegung kennt – nach Osten zum mystischen Berg Khan Tengri, 2000 Kilometer von der Grenze entfernt, die er noch im Auto als Franzose passiert.
Dann verliert er alles und nimmt das mit stoischer Ruhe hin – das Auto, die Papiere, Geld. Was ihn ausgemacht hat, verschwindet, neue Begegnungen enden im Nichts, mit zwei Ausnahmen: Er trifft immer wieder auf einen sich "Shakuni" nennenden Vagabunden (David Bennent, der Oscar Matzerath aus der "Blechtrommel). Als Nachfahre einer von Stalin nach Kasachstan verbannten Deutschen und einem Schamanen treibt er Geister aus und handelt mit alten, seltenen Wörtern.
Und er begegnet Ulzhan( Ayanat Ksenbai), einer jungen Lehrerin, die ihm ihr Pferd verkauft und an seiner Seite bleibt, als er aus ihrem Nomadendorf in die Ödnis reitet, im Sandsturm beinahe umkommt, uralte christliche Riten erlebt, auf einem wilden Ritt ins verseuchte Atomwaffen-Versuchsgelände sein Leben riskiert.
Das Einzige, was ihm wichtig ist, sind zwei persönliche Papiere: ein Familienfoto mit Frau und zwei Kindern und eine Postkarte, die das Ende des Urlaubs und die Freude auf das Wiedersehen ankündigt. Der Zuschauer ahnt die persönliche Tragödie und sieht die Todessehnsucht, sieht sie in den weiten leeren Landschaften ohne Horizont. Ausgesprochen aber wird nur das Ziel der Reise, der heilige Berg, an dem sich die Schamanen zum Sterben einfinden. Der Mann Charles jedoch schweigt und wehrt ab. Besonders die als Zumutung empfundene Hartnäckigkeit der jungen Frau, deren Neugier und Lebenshunger sich in Hoffnung ummünzen könnte.
Volker Schlöndorff wollte mit seinem neuen Film nach "Der Neunte Tag" und "Strejk" einmal eine Liebesgeschichte erzählen, "keine Literatur, keine Politik, auch keine Vergangenheitsbewältigung". Es ist eine Liebesgeschichte aus einer Tragödie geworden, immer dann ergreifend, wenn er etwas zeigt, wenn wir etwas sehen. Und das gelingt in den gar nicht touristischen, aber auch nicht nur dokumentarischen Landschaftsaufnahmen (Kamera Tom Fährmann) und den realistischen Szenen mit der jungen Frau und den Pferden.
Aber Schlöndorff hat sein reizvoll verrätseltes Roadmovie aufgeladen mit Begegnungen an Orten, die voller Vergangenheit und Mythen sind. Wenn die Dinge, die da mitschwingen, ausgesprochen werden, wie es die surreale Figur des Schamanen Shakuni unglücklicher- und überflüssigerweise immer wieder tut, werden die Dialoge sperrig, das Bemühen um vielschichtige Bedeutsamkeit nervend. Dabei ist doch alles da in diesem Stückchen Erde voller Gegensätze, das der gebrochene Mann auf dem Rücken eines Pferdes, nur ausgerüstet mit den Resten westlicher Zivilisation auf seinem letzten Weg durchquert.
"Bee Movie - das Honigkomplott"
Animationsfilm USA 2007, Regie: Steve Hickner, Simon J. Smith, Stimmen: Jerry Seinfeld (deutsch Bastian Pastewka), Renée Zellweger (deutsch Miriam Weiselbraun), Mathew Broderick (deutsch Adam Flayman)
Mit der neuen Dreamworks-Produktion haben die erfahrenen Regisseure Steve Hickner ("Shrek 4-D") und Simon J. Smith ("Der Prinz von Ägypten") einen eher freundlich-gemütlichen Familienfilm inszeniert, der in der Tradition von "Das große Krabbeln" und "Antz" nun die fleißigen Bienen auf die große Leinwand bringt. Aber auch hier haben sie einen Rebellen gegen die herkömmliche Lebensweise zum Helden gemacht.
Barry B. Benson lebt in elterlicher Wabe in einem geschäftigen Bienenstock. Der einzige Nachteil: nach einer bildungsmäßigen Schnellbesohlung muss er sich einen Arbeitsplatz für das ganze Leben aussuchen, was seinem Freund Adam nicht schwer fällt. Barry schon, er kann sich nicht vorstellen, das ganze Leben lang das selbe zu machen und nach dem Tod lapidar als "freie Stelle" auf einer großen Anzeigetafel zu erscheinen.
Also sinnt er auf Flucht und die bietet sich bei der Staffel der Honigsammler. Jeden Tag fliegen die militärisch ausgerüsteten Dronen auf Abenteuer- sprich Honigsuche in den Central Park von New York. Worauf wir nun nach der im organge-gelben Retrolook ausgestatteten Welt des Bienenstocks die Welt der Menschen aus Sicht einer Biene erleben. Die Gefahren, die das für das kleine Krabbeltier bietet, werden actionreich ausgemalt.
Doch die nette Floristin Vanessa hat Mitleid und bald passiert etwas, was Bienen streng verboten ist – es entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung zu einer Menschin, was Barrys Eltern und Freunde mit Entsetzen sehen. Und damit nicht genug – als Barry das Honigkomplott entdeckt, also die Tatsache, dass Menschen zum Zwecke des Honigklaus Bienen wie Sklaven halten, setzt er zum großen Kampf für das Recht der Biene auf ihren Honig vor Gericht an. Doch der Sieg bringt neues Ungemach.
Nun gibt es zuviel Honig, die Bienen werden faul, fliegen nicht mehr aus, worauf die Blumen welken und eine Umweltkatastrophe droht. Das kann nur durch eine konzertierte Rettungsaktion des gesamten Bienenvolkes verhindert werden, womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären. So anspruchsvoll und politisch auf der Höhe der Zeit sich dieser Themenmix auch anhört, der Film lässt am Happy End nie einen Zweifel und bleibt in farbenfroh-freundlicher Stimmung. Womit er dann doch wieder auch für jüngere Zuschauer geeignet ist, zumal er nicht überschnell geschnitten wurde und die Animation bei allem Aufwand doch eher brav wirkt. Für erwachsene Zuschauer gibt es witzige "bienische" Parodien auf etliche Stars der Medienwelt.