3,2 Millionen Euro für "Tim und Struppi"-Zeichnung
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Das Original-Titelbild eines "Tim und Struppi"-Comics hat bei einer Auktion den Rekordpreis von 3,2 Millionen Euro erzielt. Damit ist es das wertvollste Comic-Titelbild. Vom Verleger sei die Zeichnung damals abgelehnt worden, sagt Kurator Alexander Braun.
3,2 Millionen Euro wurden für das 34 Zentimeter mal 34 Zentimeter große Titelbild des "Tim und Struppi"-Bandes "Der Blaue Lotos" gezahlt. Die Originalzeichnung des belgischen Zeichners Georges Remi alias Hergé stammt aus Jahr 1936. Ein solch hoher Preis sei zu erwarten gewesen, sagt der Kurator und Comic-Fachmann Alexander Braun.
"Markstein" in Hergés Werk
Die Auktionsrekorde bei Comiczeichnungen stammten alle von Hergé. "Er ist in Belgien und Frankreich eine Nationalikone", erklärt Braun. "Es ist zudem auch noch ein wichtiges Album von den vielen, die er gezeichnet hat, ein Markstein in seinem Œuvre - weil ab diesem Zeitpunkt seine Geschichten wirklich besser, substanzieller werden. Da gibt es viele Liebhaber, die bereit sind, dafür Geld zu bezahlen."
Die Zeichnung kommt aus der belgischen Verlegerfamilie Casterman und war ursprünglich ein Entwurf, die der Verleger ablehnte, weil sie ihm mit den vielen Farben zu kostspielig war. Hergé habe für das Album ein neues, schwarz-weißes Cover gezeichnet, erklärt Braun.
Die bunte Zeichnung habe er dem siebenjährigen Sohn seines Verlegers geschenkt. "Seitdem ist diese Zeichnung in der Familie. Daraus erklären sich im Übrigen auch die drei Knicke, die die Zeichnung hat. Der Junge Jean-Paul hat die Zeichnung offensichtlich einmal in der Mitte gefaltet und dann noch mal gefaltet und noch mal gefaltet." Die Kinder des damals siebenjährigen Jean-Paul haben die Zeichnung nun in die Auktion gegeben.
Emanzipation mit "Der Blaue Lotos"
Hergé hat 1929, mit 20 Jahren, den ersten "Tim und Struppi"-Band gezeichnet. "Er stand sehr unter dem Einfluss seines Ziehvaters, einem katholischen Priester, der mit dem Nationalsozialismus sympathisierte. Und die ersten Alben wurden quasi diesem jungen Zeichner in Brüssel, der wenig intellektuellen Hintergrund hatte, in die Feder diktiert", erklärt Braun.
Für das erste Album "Tim bei den Sowjets" habe sich Hergé später so sehr geschämt, dass es zu seinen Lebzeiten nicht reprinted wurde. Auch das zweite Album "Tim in Kongo" sei noch ein Propagandaalbum. Beim dritten Album "Tim in Amerika" emanzipiere sich Hergé langsam. "Das hat durchaus schon seinen eigenen Klang", sagt Braun. Es folgte die Abenteuergeschichte "Die Zigarren des Pharaos". Und dann "Der blaue Lotos": "Das Besondere am 'Blauen Lotos' ist, dass es zum ersten Mal eine wirklich gut durchdachte Dramaturgie hat. Eine ganze geplante Geschichte, nicht einfach nur viele kleine Einzelszenen, die aneinandergereiht werden", sagt Braun.
(nho)