Religion und Architektur

Sakralbauten für das 21. Jahrhundert

07:57 Minuten
Im Licht in der untergehenden Sonne sind die Zentralmoschee der DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) und der Kölner Dom zu sehen.
Tradition und Moderne: Im Hintergrund der Dom, vorne die Zentralmoschee in Köln. © picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Dunja Sharbat Dar im Gespräch mit Gabi Wuttke |
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Deutschlands Religionslandschaft ist vielfältiger geworden. Das drückt sich in der Architektur aus: Neben Kirchen gibt es auch immer mehr Moscheen oder Synagogen. Ob gebaut wird, ist dabei häufig umstritten. Und wie das Gebäude aussehen soll auch.
Jahrhundertelang bestimmten in Deutschland Kirchen das Stadtbild. Bauten wie der Kölner Dom sind schon von Weitem zu sehen und standen auch für den Machtanspruch der katholischen Kirche. Andere Religionen waren weniger sichtbar oder wurden verdrängt. Synagogen wurden unter der Nazi-Diktatur in Brand gesetzt, Moscheen gab es lange so gut wie gar nicht.
Inzwischen leben in Deutschland Menschen mit vielen unterschiedlichen Religionen. Wie drückt sich das im Stadtbild aus und wie sehen die Versuche aus, Sakralbauten für das 21. Jahrhundert zu errichten?

Es ändert sich was, aber der Wandel dauert

"Wir sehen eine große Dissonanz zwischen der Realität der gläubigen und nicht-gläubigen Menschen und der Architektur", sagt Dunja Sharbat Dar. Die Religionswissenschaftlerin an der Ruhr-Universität Bochum hat kürzlich den Band "Sakralität im Wandel - Religiöse Bauten im Stadtraum des 21. Jahrhunderts in Deutschland" herausgegeben.

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Das Bild sakraler Bauten ändere sich, aber langsam. Kirchen, Synagogen oder Moscheen werden nicht an einem Tag erbaut und bis sich ein ganzes Stadtbild ändert, dauert es Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, sagt Sharbat Dar: "Es ist sehr schleppend und wird wahrscheinlich erst den nächsten 200 bis 300 Jahren sichtbar werden."

Anders als traditionelle katholische Kirchen

Auf der einen Seiten fühlten sich immer mehr Menschen nicht mehr mit dem Christentum verbunden, andererseits lebten immer mehr Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen im Land. Das Christentum ist in der Defensive und sucht deshalb auch in der Architektur Auswege.
"Sie versuchen, die Kirchen attraktiver zu gestalten", sagt Sharbat Dar. So sei in der neuen Probsteikirche in Leipzig ein Kirchenraum entstanden, der mit traditionellen katholischen Kirchen nicht mehr viel Ähnlichkeit habe.
Die Gemeinde steht unter dem Kreuz im schlichten Innenraum der neuen Probsteikirche in Leipzig.
Die neuen Probsteikirche in Leipzig gilt als größter Kirchenneubau in Ostdeutschland seit dem Mauerfall. Der Innenraum ist schlicht gehalten. © picture alliance / dpa / Jan Woitas
Soll eine neue Moschee errichtet werden, wird häufig lange gestritten. "Der Bau wird politisiert und kritisiert", sagt Sharbat Dar. Auch wer überhaupt bestimmt, ob neu gebaut wird und wie das neue Gebäude aussehen soll, ist umkämpft. "Wir treffen bei Sakralbauten oft auf die Problematik, das Stil und Architektur nicht von der Gemeinde entschieden werden, sondern von Architekturbüros, die ihr eigenes Design, ihre eigenen Ideen und ihre eigenen Vorstellungen mit bringen."
So habe die von Paul Böhm entworfene Zentralmoschee in Köln einen "deutschen Blick auf Moschee-Architektur integriert".

Was soll mit den Kirchen geschehen?

Aber religiöse Architektur ist nicht nur für gläubige Menschen wichtig. Dunja Sharbat Dar hat beobachtet, dass sich oft auch Menschen, die sich dem Christentum nicht mehr verbunden fühlen, gegen Kirchenabrisse wehren:
"Sie empfinden diese Kirche als sehr wichtigen Standort für ihre Vergangenheit, ihre Geschichte und ihr persönliches Leben. Andere wiederum würden fragen: Warum sind hier so viele Kirchen? Es gibt in der Gesellschaft eine große Uneinigkeit darüber, was mit diesen Räumen geschehen soll", sagt Sharbat Dar.
(beb)
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