"Ich kann nicht mehr", von René Pollesch, Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Premiere: 25.2.2017, weitere Aufführungen am 4., 9., 30. März
"Ich bin sehr alltagstauglich"
Der Dramatiker und Regisseur René Pollesch macht einen Ausflug ans Hamburger Schauspielhaus. "Ich kann nicht mehr" heißt sein Stück - unter Burn-out leidende Zuschauer dürften darin keine Lebenshilfe finden, meint Pollesch.
"Ich kann nicht mehr" – das steht seit heute über dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, und dieses Transparent ist kein Hilferuf – sondern der Titel des neuen Stücks von René Pollesch, dessen Inhalt man, wie so häufig, nicht wirklich wiedergeben kann.
Der Dramatiker und Regisseur, einer von vielen erfolgreichen Absolventen der Gießener Schule für Angewandte Theaterwissenschaften, mischt in seinen Texten Populärkulturthemen mit philosophischen Diskursen – und zwar so klug, unterhaltsam und witzig, das einige Produktionen längst Kultcharakter haben.
Noch ist die Volksbühne Berlin sein künstlerisches Stammhaus – doch mit dem Tod des Bühnenbildners Bert Neumann, mit dem Pollesch befreundet war und lange zusammen gearbeitet hat – wurde das Ende einer Ära markiert. Mit dem Weggang von Frank Castorf am Ende der Spielzeit wird es bald endgültig vollzogen.
Inspiration durch ein Romanmanuskript
Auf den Titel seines neuen Stücks, das heute Premiere hat, brachte ihn der Freund eines Freundes, der ein Romanprojekt mit eben diesem Arbeitstitel in der Schublade liegen hatte. Wobei sein "Ich kann nicht mehr" wohl eher rhetorische Bedeutung hat, sagt Pollesch: "Die Leute, die wirklich nicht mehr können, denen hilft auch unser Theaterabend nicht oder an die richtet er sich auch nicht."
Zur Wahl seiner Themen meint der Theatermann: "Ich bin sehr alltagstauglich. Ich glaube auch daran, dass man den Alltag bearbeiten sollte oder ihn schärfer ansehen sollte – und nicht in das Leben von anderen gucken und das dann verwursten."
Begriffe wie "authentisch" und "repräsentativ"sind für Pollesch Reizworte - auch mit der ewigen political correctness kann er wenig anfangen.