"Namentlich Journalisten zu nennen, das geht viel zu weit"
Sportlich läuft es nicht rund beim Fußball-Serienmeister FC Bayern. Nun teilen die Club-Bosse gegen Medien aus und zeigen auch ihre Macht. Sportreporter Taufig Khalil findet, damit habe der Klub überzogen – und sich keinen Gefallen getan.
Sportlich läuft es gerade nicht so gut beim FC Bayern München. Tabellenplatz sechs in der Fußball-Bundesliga, 0:3 gegen Gladbach zuletzt, davor 0:2 gegen Hertha BSC und vor und in der Länderspielpause viele Fragen von Sportjournalisten.
Die sportliche Krise bei den Bayern ist ein großes Medienthema zur Zeit – ein zu großes offensichtlich aus Sicht der Bayern-Bosse, die sich deshalb bemüßigt sahen, kurzfristig eine Pressekonferenz mit der Spitze des Klubs anzuberaumen. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic starteten einen Frontalangriff gegen die Medien.
Demonstration von Empörung
Taufig Khalil, Sportreporter des Bayerischen Rundfunks, hat an der Pressekonferenz teilgenommen und berichtet, es sei sehr schnell losgepoltert worden. Auslöser sei gewesen, dass aus Sicht der Bayern-Verantwortlichen nach dem Spiel der DFB-Elf gegen die Niederlande insbesondere zwei Bayern-Spieler, Manuel Neuer, Thomas Müller, stark kritisiert worden seien – "und das will man sich nicht mehr gefallen lassen."
Taufig Khalil sagt, er habe Verständnis dafür, wenn der FC Bayern gegen Lügen vorgeht - aber: "Namentlich Journalisten zu nennen in der Öffentlichkeit, im weltweit übertragenen Klub-TV – in Deutschland haben es ja auch andere Sender übertragen – das geht viel zu weit. Das kennt man aus Ländern, deren Namen ich jetzt gar nicht in den Mund nehmen will."
Ob es sich wirklich um Lügen handelt, die verbreitet worden sind, müsse jetzt auf dem Rechtsweg geklärt werden, sagt Khalil. "Der FC Bayern hat ja den Springer-Verlag konkret angesprochen und hat gesagt, dass man dort einstweilige Verfügungen gegen den Springer-Verlag erwirken wird oder erwirkt hat."
Drohkulisse und eigene Kanäle
Der FC Bayern habe gegenüber Medien durchaus eine gewisse Macht und könne eine Drohkulisse aufbauen. "Der FC Bayern sitzt erstmal an dem Hebel, dass er die Spieler hat, dass er entscheidet, über seine Presseabteilung, mit wem darf wer wann sprechen: Kriegst Du keine Exklusiv-Interviews mehr, wenn sie dich bestrafen wollen, kriegst du keinen Zugang mehr, kriegst Du auch keine Informationen mehr."
Und ein weiterer Satz sei ihm aufgefallen, sagt Khalil. "Da war die Rede davon 'Wir haben unsere eigenen Kanäle, sprich fcb.tv und unsere eigene Social-Media-Abteilung – die gewaltig ist, die riesengroß ist'. Nach dem Motto 'Wir können auch ohne Euch' – so klang das ein bisschen. Das sind so Dinge, da reden wir dann schon wirklich über die Zensur der freien Berichterstattung."
Khalils Bilanz: Er glaube, der Club habe sich keinen Gefallen getan. Das habe der Club auch nicht nötig. Da müsste er eigentlich gönnerhaft drüber hinwegsehen können - 'O.K., jetzt läuft's gerade mal nicht so gut. Ja, wir stellen uns hinter den Trainer." Damit habe er gerechnet, sagt Khalil. "Aber nur auf die Medien einzuschlagen, statt sich voll hinter den Trainer zu stellen, das, finde ich, ist der falsche Weg."
(mf)