Was verstehen Sie unter "weißem" Schreiben?
Charlotte Wiedemann ist durch die halbe Welt gereist und schreibt darüber. Aufgrund ihrer zahlreichen Erfahrungen stellt sie die Art der Auslandsberichterstattung vieler Journalisten in Frage.
Ein ausgeprägtes Gespür für Ungerechtigkeit hat Charlotte Wiedemann vor 30 Jahren zum Journalismus gebracht, ihr kritischer Geist schließlich brachte sie um die halbe Welt. Nachdem Charlotte Wiedemann fünfzehn Jahre lang über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen hierzulande geschrieben hat, ist sie mittlerweile schon ebenso lang als Auslandsreporterin unterwegs.
Reise in den den Iran
Gerade kommt Wiedemann von einer Reise aus dem Iran zurück, den sie seit zehn Jahren immer wieder bereist. „Zeitweise war es sehr schwer, ein Visum zu bekommen", sagt die Autorin im Deutschlandradio Kultur. Die Möglichkeiten für Journalisten seien dort sehr eingeschränkt. „Ich finde es ein sehr faszinierendes Land und es ist wiederum ein Land, das dafür typisch ist, wie wenig wir von der Gesellschaft Irans wissen, obwohl Iran eigentlich ständig in den Medien ist." Es gehe um die Nuklearverhandlungen, es gehe um die Regierung, aber man erfahre in der Berichterstattung nur wenig über die iranische Gesellschaft.
Wiedemann sagte, sie beabsichtige ihr nächstes Buch über Iran zu schreiben. „Vor allem geht es mir darum, den Blick überhaupt mal zu weiten auf die Realität des Landes", sagt die Autorin. Deshalb habe sie versucht, viel durch das Land zu reisen und es in seiner ganzen geografischen Größe kennenzulernen. „Denn das ist vielleicht ein Merkmal meines Schreibens und meiner Art des Recherchierens, dass ich sehr viel über Land reise."
Kritik an deutschen Medien
Wiedemann hat mehrere Jahre in Malaysia gelebt, ist durch zahlreiche Länder der arabischen Welt und Sub-Sahara-Afrikas gereist und hat mehrere Bücher geschrieben, zuletzt über die Entwicklungen in Mali. Ihr Versuch, unserem holzschnittartigen Blick auf fremde Länder und Kulturen Farben und Konturen hinzuzufügen, spiegelt sich auch in ihrer Kritik an der deutschen Medienlandschaft wider, die sie seit Jahrzehnten von innen heraus beobachtet. Auch hier verberge ein "weißes Schreiben" - wie sie es nennt - die feinen Abstufungen und Grautöne, die eine multikulturelle Gesellschaft mitbringe.