Republikaner im US-Vorwahlkampf

Donald Trump droht mit Parteiaustritt

Die beiden Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, Donald Trump und Ben Carson, während einer TV-Debatte.
Die beiden Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, Donald Trump und Ben Carson, während einer TV-Debatte. © AFP / Robyn Beck
Von Marcus Pindur |
Gleich zwei Kandidaten der Republikaner drohen damit, die Partei zu verlassen: Der in den Umfragen führende Donald Trump, der vorwiegend mit fremden- und muslimfeindlichen Parolen punktet, und der Drittplatzierte Ben Carson, der bisher mit mangelnder außenpolitischer Kenntnis auffiel. Ein Albtraumszenario für gemäßigte Republikaner - denn ein Sieg der Demokraten wäre damit fast sicher.
Sie treffen sich regelmäßig zum Abendessen: Ein Kreis republikanischer Spitzenpolitiker, unter ihnen der Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, und der höchste Funktionär der Republikaner, Reince Priebus. Man muss eingeladen werden, das ganze findet in einem asiatischen Restaurant in der Nähe des Kapitols statt.
Es ist kein Geheimnis, dass viele Republikaner des von der Tea Party viel geschmähten sogenannten Establishments größte Schwierigkeiten mit dem Kandidaten Donald Trump haben. Sie befürchten, dass dessen fremdenfeindliche Rabulistik die Marke der republikanischen Partei auf Jahre hinaus beschädigen kann.
"Das ist kein Konservatismus", so mahnte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, den Kandidaten Trump ab. Dieser hatte vorgeschlagen, auf unabsehbare Zeit keine Muslime mehr in Amerika einreisen zu lassen.
Ein unübersichtliches Bewerberfeld
Ein Sturm der Entrüstung folgte. Er kann allerdings kaum die Tatsache übertünchen, dass die meisten Republikaner bislang Konfrontationen sowohl mit Trump als auch mit der Tea Party vermieden haben, weil sie nicht den Zorn der Tea-Party-Truppen innerhalb der republikanischen Partei auf sich ziehen wollten.
Das Bewerberfeld ist nach wie vor groß und unübersichtlich - mehr als ein Dutzend der derzeitigen Kandidaten könnte es bis zu den Vorwahlen im kommenden Frühjahr schaffen.
Deshalb - so die "Washington Post" - beriet man beim Abendessen darüber, wie man damit umgehen müsse. Es kann nämlich sein, dass kein Kandidat auf die nötige absolute Mehrheit auf dem republikanischen Parteitag im Juli 2016 in Cleveland kommt. Dann müsste in mehreren Wahlgängen um die Spitzenkandidatur gerungen werden. Ein Verfahren, von dem die Partei- Außenseiter Trump und Carson befürchten, dass es sie benachteiligen würde, weil sie keine Verbündeten unter den Parteimanagern haben. Und weil sie - zu Recht - annehmen, dass diese ihre Kandidatur in einem undurchsichtigen Verhandlungsprozess zu verhindern versuchen würden.
Ein Sieg der Demokraten wäre fast sicher
Trump drohte, dass er auch als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen könne:
"Wenn Sie mich nicht mit dem nötigen Anstand und Respekt behandeln, wenn Sie mich nicht als klar führenden Kandidaten behandeln, wenn das Spielfeld nicht eben ist, dann sind alle Optionen auf dem Tisch."
Genau so Ben Carson. Die Option, dass Trump und Carson als Unabhängige starten, ist das Albtraumszenario für gemäßigte Republikaner. Die beiden würden der Partei Stimmen, Personal und Geld entziehen und somit einen Sieg der Demokraten bei der nächsten Präsidentschaftswahl fast sicherstellen.
Die politischen Alternativen sind damit für die Republikaner denkbar schlecht. Entweder stellen sie sich entschlossen gegen die fremdenfeindlichen und absurden Parolen Trumps und riskieren damit dessen Parteiaustritt. Oder sie riskieren, dass Trump mit seiner Demagogik die politische Marke der Republikaner auf Jahre hinaus zerstört. Eines ist klar: Auch wenn Trump nicht nominiert wird, ist der politische Flurschaden für die Republikaner bereits jetzt groß.
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