Die Ausstellung "Julian Schnabel - PALIMPSEST. PRINTED WORKS" ist bis zum 14. August im Museum Ludwig in Koblenz zu sehen.
Julian Schnabel im Ludwig Museum
In den USA zählt der New Yorker Julian Schnabel zu den gefragtesten Künstlern. Er stellte in den 80er-Jahren mit Gerhard Richter und Georg Baselitz aus. Seine verfremdeten Druckgrafiken zeigt das Ludwig Museum Koblenz jetzt in einer umfassenden Retrospektive.
Der Kölner Dom auf einem alten, vergilbten Plakat, das noch in den 1950er oder 60er-Jahren im Schulunterricht verwendet wurde. Dieses sogenannte "geografische Bild" wurde im Erdkunde-Unterricht über die Schiefertafel gehängt. Normalerweise holt niemand mehr ein solches Objekt aus der Kartenkammer, wenn es so was in der Schule von heute überhaupt noch gibt. Julian Schnabel hat es in irgendeinem Archiv aufgetrieben, ebenso wie eine stilisierte Ritterburg oder das Landschaftsbild des Siebengebirges bei Bonn.
Dieses aus der Zeit gefallene pädagogische Kartenmaterial hat Schnabel übermalt. Um die Türme und das Dach des Kölner Doms hat er in Lila und schwarz einen riesigen Kranz geschlungen, im Vordergrund ist die Dom-Fassade durch einen geraden, schwarzen Strich geteilt. Ganz ähnlich verfremdet er die anderen alten Schulkarten. "Rheinromantik" hat der New Yorker Künstler diese Serie von Druckgrafiken getauft, die im Museum Ludwig – und parallel in einer Düsseldorfer Galerie – gezeigt werden.
Als Julian Schnabel heute Mittag im Ludwig Museum sieht, wie diese Serie gehängt ist, krempelt er erst mal die Ärmel hoch und wendet sich an Kamerateams und Fotografen:
"Was ich nun als erstes machen will, ist alles richtig aufzuhängen und in einen Kontext zu stellen. Dazu brauche ich jetzt erst einmal keine Kamera im Gesicht."
Obwohl die Umhänge-Wünsche Julian Schnabels für sie und ihr kleines Museums-Team an diesem Tag zusätzliche Arbeit bedeuten, bleibt die Kunsthistorikern Suzana Leu gelassen:
"Das ist ja das Schöne, wenn man mit Künstlern arbeitet, die noch am Leben sind und nicht mit Altehrwürdigen. Es ist ja die Persönlichkeit des Künstlers, der seine eigene Ausstellung quasi konzipiert und nochmal vor Ort zeigt und man sieht ja seinen Duktus und sein Denken und diese Spontanität ist auf jeden Fall total erfrischend."
Dieses aus der Zeit gefallene pädagogische Kartenmaterial hat Schnabel übermalt. Um die Türme und das Dach des Kölner Doms hat er in Lila und schwarz einen riesigen Kranz geschlungen, im Vordergrund ist die Dom-Fassade durch einen geraden, schwarzen Strich geteilt. Ganz ähnlich verfremdet er die anderen alten Schulkarten. "Rheinromantik" hat der New Yorker Künstler diese Serie von Druckgrafiken getauft, die im Museum Ludwig – und parallel in einer Düsseldorfer Galerie – gezeigt werden.
Als Julian Schnabel heute Mittag im Ludwig Museum sieht, wie diese Serie gehängt ist, krempelt er erst mal die Ärmel hoch und wendet sich an Kamerateams und Fotografen:
"Was ich nun als erstes machen will, ist alles richtig aufzuhängen und in einen Kontext zu stellen. Dazu brauche ich jetzt erst einmal keine Kamera im Gesicht."
Obwohl die Umhänge-Wünsche Julian Schnabels für sie und ihr kleines Museums-Team an diesem Tag zusätzliche Arbeit bedeuten, bleibt die Kunsthistorikern Suzana Leu gelassen:
"Das ist ja das Schöne, wenn man mit Künstlern arbeitet, die noch am Leben sind und nicht mit Altehrwürdigen. Es ist ja die Persönlichkeit des Künstlers, der seine eigene Ausstellung quasi konzipiert und nochmal vor Ort zeigt und man sieht ja seinen Duktus und sein Denken und diese Spontanität ist auf jeden Fall total erfrischend."
Szenen aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
Umgehängt werden soll auf Wunsch des Künstlers auch die erst in diesem Jahr entstandene, vierteilige Grafikmappe "Childhood". Das Werk schuf Schnabel anlässlich des 240. Jahrestages der Unabhängigkeit Amerikas. Wieder ist der Bildhintergrund so etwas wie ein geografisches Bild: Es sind militärische Szenen aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, die von einem durch eine Pelzmütze merkwürdig verfremdeten Schafsbock begleitet werden. Das Tier taucht wie ein ironischer Kommentator auf jedem der vier Bilder auf. Genauso wie die wenigen Pinselstriche, mit denen Schnabel zusätzlich Distanz zum historischen Stoff schafft, dem er sich widmet. Suzana Leu:
"Der zeichnende Gestus. Das ist der erste Akt des Denkens und des Imaginierens und des Fühlens. Und damit hat er sich an diese Thematik herangefühlt und gearbeitet. Und es ist ja mehr die romantische, mystische Seite von Julian Schnabel, die hier zum Tragen kommt."
Sie kommt an einem Ort zum Tragen, den das bedeutende Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig zu Beginn der 1990er-Jahre als einen geeigneten Platz für ein neues Museum für Moderne Kunst auswählte: das "Deutsche Eck" in Koblenz – gleich gegenüber liegt die Festung Ehrenbreitstein. Wie vielleicht kein zweiter Ort in Deutschland ist dieses "Deutsche Eck" mit der oft kriegerischen deutsch-französischen Geschichte verbunden. Beinahe zwangsläufig also die Ausrichtung des Ludwigs-Museums auf die französische Kunst des 20. Jahrhunderts .
Julian Schnabel wiederum reizt an diesem Ort besonders, dass nicht nur auf zwei Etagen seine Werke präsentiert werden. Sondern das er eine zusätzliche Etage bekam, um selbst eine Ausstellung zu kuratieren, die zehn unbekannten Künstlern gewidmet ist, die er besonders intensiv fördert:
"Ich war erst einmal in Koblenz, eine schöne Stadt! Ich freue mich darauf, diese Ausstellung mit zehn Künstlern zeigen zu können, die niemand kennt. Auf einer eigenen Etage. Das macht mir viel Freude. Ich habe einen eigenen Text für den Ausstellungskatalog geschrieben, haben sie den gelesen? Ich hänge das jetzt so auf, wie ich es mag und meine Arbeiten auch und dann bin ich sehr glücklich."
In der Tat: Die Kombination der Schnabel-Grafiken mit den zum Teil großflächigen Gemälden etwa von Denis Aduschkin oder Nick Mead ist reizvoll. Was noch fehlt, sind Einblicke in das filmische Werk des Multitalents, für das er immerhin mit einem Regiepreis in Cannes oder mit einem Golden Globe Award ausgezeichnet wurde. Doch das Ludwig-Museum Koblenz arbeitet daran, Schnabels filmische Künstlerportraits parallel zur Ausstellung in einem örtlichen Kino zu zeigen. Kunsthistorikern Suzana Leu:
"Es ist eine psychologisch sehr tiefsinnige Arbeit und eine profunde Herangehensweise. Und das zusammenzustellen, Malerei, Grafik und Film, das wäre natürlich ein schönes Projekt. Daran arbeiten wir gerade noch."
Doch bis das Filmprogramm steht, braucht man mit einer Reise nach Koblenz nicht zu warten. Julian Schnabel im Ludwigmuseum am "Deutschen Eck" – auch ohne Kinokarte hingehen!
"Der zeichnende Gestus. Das ist der erste Akt des Denkens und des Imaginierens und des Fühlens. Und damit hat er sich an diese Thematik herangefühlt und gearbeitet. Und es ist ja mehr die romantische, mystische Seite von Julian Schnabel, die hier zum Tragen kommt."
Sie kommt an einem Ort zum Tragen, den das bedeutende Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig zu Beginn der 1990er-Jahre als einen geeigneten Platz für ein neues Museum für Moderne Kunst auswählte: das "Deutsche Eck" in Koblenz – gleich gegenüber liegt die Festung Ehrenbreitstein. Wie vielleicht kein zweiter Ort in Deutschland ist dieses "Deutsche Eck" mit der oft kriegerischen deutsch-französischen Geschichte verbunden. Beinahe zwangsläufig also die Ausrichtung des Ludwigs-Museums auf die französische Kunst des 20. Jahrhunderts .
Julian Schnabel wiederum reizt an diesem Ort besonders, dass nicht nur auf zwei Etagen seine Werke präsentiert werden. Sondern das er eine zusätzliche Etage bekam, um selbst eine Ausstellung zu kuratieren, die zehn unbekannten Künstlern gewidmet ist, die er besonders intensiv fördert:
"Ich war erst einmal in Koblenz, eine schöne Stadt! Ich freue mich darauf, diese Ausstellung mit zehn Künstlern zeigen zu können, die niemand kennt. Auf einer eigenen Etage. Das macht mir viel Freude. Ich habe einen eigenen Text für den Ausstellungskatalog geschrieben, haben sie den gelesen? Ich hänge das jetzt so auf, wie ich es mag und meine Arbeiten auch und dann bin ich sehr glücklich."
In der Tat: Die Kombination der Schnabel-Grafiken mit den zum Teil großflächigen Gemälden etwa von Denis Aduschkin oder Nick Mead ist reizvoll. Was noch fehlt, sind Einblicke in das filmische Werk des Multitalents, für das er immerhin mit einem Regiepreis in Cannes oder mit einem Golden Globe Award ausgezeichnet wurde. Doch das Ludwig-Museum Koblenz arbeitet daran, Schnabels filmische Künstlerportraits parallel zur Ausstellung in einem örtlichen Kino zu zeigen. Kunsthistorikern Suzana Leu:
"Es ist eine psychologisch sehr tiefsinnige Arbeit und eine profunde Herangehensweise. Und das zusammenzustellen, Malerei, Grafik und Film, das wäre natürlich ein schönes Projekt. Daran arbeiten wir gerade noch."
Doch bis das Filmprogramm steht, braucht man mit einer Reise nach Koblenz nicht zu warten. Julian Schnabel im Ludwigmuseum am "Deutschen Eck" – auch ohne Kinokarte hingehen!