Rettet das Wasser!
Wasser ist nicht überall in Afrika knapp. Die Länder Sambia, Tansania und Mosambik haben bedeutende Reserven, deren größter Teil allerdings ungenutzt in den Indischen Ozean fließt. Mit dem Bau von Staudämmen, Kanälen und Brunnen könnte man die landwirtschaftlichen Erträge um ein Vielfaches steigern.
Mit kraftvollen Bewegungen hebt und senkt Angela Mulenga den Schwengel der Pumpe, bis der dicke Wasserstrahl den 20-Liter-Kanister überlaufen lässt. Gleich wird die junge Bäuerin ihr verrutschtes gelb-rot gepunktetes Kleid zurechtziehen und den Kanister auf ihr türkisfarbenes Kopftuch wuchten. Ein paar Worte, ein Lachen noch mit Freundinnen, dann macht sich Angela, die dreijährige Tochter an der Hand, auf den Heimweg in ihr Dorf Kafwikamo.
Vor Angelas wellblechgedeckter Lehmhütte sitzt, auf rissiger, rotbrauner Erde, ihr Mann Steven und blickt skeptisch immer zum Himmel, wo die Wolken der Regenzeit auf sich warten lassen. Steven und andere Männer des Dorfes könnten zusammenlegen für eine Motorpumpe. Sie könnten so ihre Felder bewässern und allein dadurch ihre Erträge verdreifachen. Die Männer könnten auch einen kleinen Staudamm anlegen in einer Senke am Rande des Dorfes, wo der Boden tonhaltig ist und kein Wasser versickert. "Sie könnten viel, aber sie tun nichts", schüttelt in Lusaka Professor Mick Mwala den Kopf. Mwala leitet die agrarwissenschaftliche Fakultät der Universität von Lusaka.
"Es ist fast kriminell: Während der Regenzeit lassen unsere Bauern das Wasser einfach davonfließen, drei Monate später sagen sie: 'Wir können nichts anbauen, weil wir kein Wasser haben.' Seit Jahren reden wir davon, unsere Landwirtschaft zu modernisieren. Im Wasserbereich aber ist da noch beinahe gar nichts geschehen."
Sambia, Mosambik, Tansania: drei Länder im südlichen Afrika mit unterentwickelter Landwirtschaft, mit einer Bevölkerung, die zur Hälfte unterernährt ist. Ein Grund dafür ist, dass kaum jemand den Kleinbauern hilft, ihre kargen Böden richtig zu nutzen - ein anderer, dass die Bauern ihre reichlich vorhandenen Wasserressourcen kaum nutzen. In allen drei Ländern regnet es mehr als in Mitteleuropa. Durch alle drei Länder fließen mächtige Flüsse wie der Sambesi.
Vor Angelas wellblechgedeckter Lehmhütte sitzt, auf rissiger, rotbrauner Erde, ihr Mann Steven und blickt skeptisch immer zum Himmel, wo die Wolken der Regenzeit auf sich warten lassen. Steven und andere Männer des Dorfes könnten zusammenlegen für eine Motorpumpe. Sie könnten so ihre Felder bewässern und allein dadurch ihre Erträge verdreifachen. Die Männer könnten auch einen kleinen Staudamm anlegen in einer Senke am Rande des Dorfes, wo der Boden tonhaltig ist und kein Wasser versickert. "Sie könnten viel, aber sie tun nichts", schüttelt in Lusaka Professor Mick Mwala den Kopf. Mwala leitet die agrarwissenschaftliche Fakultät der Universität von Lusaka.
"Es ist fast kriminell: Während der Regenzeit lassen unsere Bauern das Wasser einfach davonfließen, drei Monate später sagen sie: 'Wir können nichts anbauen, weil wir kein Wasser haben.' Seit Jahren reden wir davon, unsere Landwirtschaft zu modernisieren. Im Wasserbereich aber ist da noch beinahe gar nichts geschehen."
Sambia, Mosambik, Tansania: drei Länder im südlichen Afrika mit unterentwickelter Landwirtschaft, mit einer Bevölkerung, die zur Hälfte unterernährt ist. Ein Grund dafür ist, dass kaum jemand den Kleinbauern hilft, ihre kargen Böden richtig zu nutzen - ein anderer, dass die Bauern ihre reichlich vorhandenen Wasserressourcen kaum nutzen. In allen drei Ländern regnet es mehr als in Mitteleuropa. Durch alle drei Länder fließen mächtige Flüsse wie der Sambesi.
Es gibt mächtige Flüsse und mehr Regen als in Mitteleuropa
Sambia, Mosambik und Tansania aber lassen fast alles Wasser verdunsten oder in den Indischen Ozean fließen. Hier gibt es fast keine Bewässerung. Weil Wasser innerhalb der Länder ungleich verteilt ist und unterschiedlich stark beansprucht wird, herrscht mancherorts gar Wasserknappheit – mit der Folge von Konflikten.
Ein Dorf am Mpongwe-Fluss südwestlich der sambischen Kupfermetropole Ndola.
Wenige Kilometer vom Fluss entfernt liegt das Anwesen von Lesa, der Führerin der Lamba-Volksgruppe – ein Ensemble aus Lehm- und Ziegelhütten in trockener rot-brauner Steppe. Unter dem Grasdach des nach allen Seiten offenen Versammlungspavillons sitzt die sogenannte chieftainess auf einem hölzernen Lehnstuhl, umgeben von ernst blickenden alten Männern.
Die Lamba haben viel Land an in- und ausländische Agrarinvestoren verloren, berichtet Lesa. Jetzt fehle es ihrem Volk nicht nur an Land, sondern auch an Wasser.
"Die Besitzer der großen Farmen hier verbrauchen enorm viel Wasser aus unserem Fluss, dem Mpongwe. Sie bewässern riesige Felder und tränken Tausende Rinder. Unsere Bauern und deren Tiere bekommen deshalb in den Monaten September, Oktober und November überhaupt kein Wasser mehr aus dem Fluss – und auch keines aus den Quellen ringsum. Weil die Farmer so viel Wasser verbrauchen, sind viele der Quellen, die schon unsere Ahnen nutzten, versiegt. Jetzt müssen wir 50 oder 60 Meter tief nach Wasser bohren und brauchen teure Motorpumpen."
"Die Investoren kämpfen mit harten Bandagen", sagt die Führerin der Lamba und winkt einem der alten Männer, der gebückt an sie herantritt und ihr ein Blatt Papier überreicht.
"Schauen Sie sich dieses Schreiben der Firma Hornbill Agricultural Services an, die hier am Mpongwe-Fluss eine Farm besitzt. Mit Datum vom 30. August 2012 verbietet uns der Geschäftsführer der Firma jeden Zutritt zum Fluss über das Land der Farm. Unsere Frauen müssen jetzt viele Kilometer zusätzlich gehen, um Wasser zu holen. Und weil wir auch die Brücke über den Fluss nicht benutzen dürfen, müssen wir große Umwege machen, um in die Stadt zu kommen."
Auf dem ehemaligen Land der Lamba besprühen heute Hunderte Meter lange, kreisförmige Bewässerungsanlagen je bis zu 80 Hektar Weizen. Insgesamt jedoch gibt es gerade 50.000 Hektar professionell bewässerter Landwirtschaft in Sambia.
Auch im Nachbarland Mosambik bewässern professionell nur wenige Großbauern – Zuckerrohr, Bananen oder Gemüse, erklärt Rafael Uaiene, Professor für ländliche Entwicklung in Maputo. Im Süden des Landes nutzen einige Tausend Kleinbauern Bewässerungsanlagen aus der Kolonialzeit.
"Vor Kurzem habe ich ein altes Bewässerungssystem beim Städtchen Namaacha an der Grenze zu Swasiland besucht. Die Bauern dort nutzen die Anlagen kaum. Denn die Pumpen sind entweder kaputt, oder man hat kein Geld, den Strom dafür zu bezahlen. Außerdem haben die Bauern unterschiedliche Nutzungsbedürfnisse, die sie nicht miteinander koordinieren: Einer braucht zum Beispiel heute Wasser für sein Gemüse. Der Nachbar aber blockiert den Kanal und leitet das Wasser auf sein Obst. Außerdem habe ich gesehen, dass Kleinbauern knappes Bewässerungswasser auf Maisfelder lenken, anstatt es in höherwertiges Gemüse oder Obst zu investieren."
Iringa im Süden Tansanias. Dort leitet David Muginya – ein melancholisch wirkender, noch junger Mann – die Wasserbehörde des Rufiji-Flussgebiets, des wirtschaftlich wichtigsten Flussgebiets Tansanias.
In einem düsteren Büroraum scheinen drei Frauen intensiv beschäftigt mit Verwaltungsarbeiten. "Das täuscht", sagt Muginya mit resigniertem Lächeln.
"Die Wassergebühren, die wir einnehmen, sind derart niedrig, dass wir praktisch zur Untätigkeit verdammt sind. Wir können nicht einmal feststellen, wie viel Wasser für welche Nutzung überhaupt zur Verfügung steht. Wir können weder den Verbrauch kontrollieren noch können wir die Verbraucher in der nachhaltigen Nutzung von Wasserressourcen ausbilden."
Tansanias Wasserressourcen werden nahezu gar nicht verwaltet – bestätigt in der Hauptstadt Daressalam Fred Lerise, Wasserexperte der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, GIZ. Es fehle vor allem auch an wissenschaftlichen Grundlagen.
"Wir haben bis jetzt nur an wenigen unserer Flüsse überhaupt festgestellt, wie viel Wasser wir entnehmen können, ohne die Umwelt flussabwärts zu gefährden. Trotzdem werden vielerorts Genehmigungen erteilt, Wasser nahezu unbegrenzt zu nutzen. Ich halte das für sehr gefährlich."
Ein Beispiel: die Lage am Great Ruaha, dem wichtigsten Nebenfluss des Rufiji.
Der 475 Kilometer lange Fluss entspringt in den Livingstone-Bergen nördlich des Niassa-Sees.
Er fließt durch fruchtbares Schwemmland mit zahlreichen Reispflanzungen; speist zwei Wasserkraftwerke, die die Hälfte von Tansanias Strom liefern; er bewässert im Süden Zuckerrohrplantagen, bevor er schließlich in den Rufiji mündet.
Ein Dorf am Mpongwe-Fluss südwestlich der sambischen Kupfermetropole Ndola.
Wenige Kilometer vom Fluss entfernt liegt das Anwesen von Lesa, der Führerin der Lamba-Volksgruppe – ein Ensemble aus Lehm- und Ziegelhütten in trockener rot-brauner Steppe. Unter dem Grasdach des nach allen Seiten offenen Versammlungspavillons sitzt die sogenannte chieftainess auf einem hölzernen Lehnstuhl, umgeben von ernst blickenden alten Männern.
Die Lamba haben viel Land an in- und ausländische Agrarinvestoren verloren, berichtet Lesa. Jetzt fehle es ihrem Volk nicht nur an Land, sondern auch an Wasser.
"Die Besitzer der großen Farmen hier verbrauchen enorm viel Wasser aus unserem Fluss, dem Mpongwe. Sie bewässern riesige Felder und tränken Tausende Rinder. Unsere Bauern und deren Tiere bekommen deshalb in den Monaten September, Oktober und November überhaupt kein Wasser mehr aus dem Fluss – und auch keines aus den Quellen ringsum. Weil die Farmer so viel Wasser verbrauchen, sind viele der Quellen, die schon unsere Ahnen nutzten, versiegt. Jetzt müssen wir 50 oder 60 Meter tief nach Wasser bohren und brauchen teure Motorpumpen."
"Die Investoren kämpfen mit harten Bandagen", sagt die Führerin der Lamba und winkt einem der alten Männer, der gebückt an sie herantritt und ihr ein Blatt Papier überreicht.
"Schauen Sie sich dieses Schreiben der Firma Hornbill Agricultural Services an, die hier am Mpongwe-Fluss eine Farm besitzt. Mit Datum vom 30. August 2012 verbietet uns der Geschäftsführer der Firma jeden Zutritt zum Fluss über das Land der Farm. Unsere Frauen müssen jetzt viele Kilometer zusätzlich gehen, um Wasser zu holen. Und weil wir auch die Brücke über den Fluss nicht benutzen dürfen, müssen wir große Umwege machen, um in die Stadt zu kommen."
Auf dem ehemaligen Land der Lamba besprühen heute Hunderte Meter lange, kreisförmige Bewässerungsanlagen je bis zu 80 Hektar Weizen. Insgesamt jedoch gibt es gerade 50.000 Hektar professionell bewässerter Landwirtschaft in Sambia.
Auch im Nachbarland Mosambik bewässern professionell nur wenige Großbauern – Zuckerrohr, Bananen oder Gemüse, erklärt Rafael Uaiene, Professor für ländliche Entwicklung in Maputo. Im Süden des Landes nutzen einige Tausend Kleinbauern Bewässerungsanlagen aus der Kolonialzeit.
"Vor Kurzem habe ich ein altes Bewässerungssystem beim Städtchen Namaacha an der Grenze zu Swasiland besucht. Die Bauern dort nutzen die Anlagen kaum. Denn die Pumpen sind entweder kaputt, oder man hat kein Geld, den Strom dafür zu bezahlen. Außerdem haben die Bauern unterschiedliche Nutzungsbedürfnisse, die sie nicht miteinander koordinieren: Einer braucht zum Beispiel heute Wasser für sein Gemüse. Der Nachbar aber blockiert den Kanal und leitet das Wasser auf sein Obst. Außerdem habe ich gesehen, dass Kleinbauern knappes Bewässerungswasser auf Maisfelder lenken, anstatt es in höherwertiges Gemüse oder Obst zu investieren."
Iringa im Süden Tansanias. Dort leitet David Muginya – ein melancholisch wirkender, noch junger Mann – die Wasserbehörde des Rufiji-Flussgebiets, des wirtschaftlich wichtigsten Flussgebiets Tansanias.
In einem düsteren Büroraum scheinen drei Frauen intensiv beschäftigt mit Verwaltungsarbeiten. "Das täuscht", sagt Muginya mit resigniertem Lächeln.
"Die Wassergebühren, die wir einnehmen, sind derart niedrig, dass wir praktisch zur Untätigkeit verdammt sind. Wir können nicht einmal feststellen, wie viel Wasser für welche Nutzung überhaupt zur Verfügung steht. Wir können weder den Verbrauch kontrollieren noch können wir die Verbraucher in der nachhaltigen Nutzung von Wasserressourcen ausbilden."
Tansanias Wasserressourcen werden nahezu gar nicht verwaltet – bestätigt in der Hauptstadt Daressalam Fred Lerise, Wasserexperte der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, GIZ. Es fehle vor allem auch an wissenschaftlichen Grundlagen.
"Wir haben bis jetzt nur an wenigen unserer Flüsse überhaupt festgestellt, wie viel Wasser wir entnehmen können, ohne die Umwelt flussabwärts zu gefährden. Trotzdem werden vielerorts Genehmigungen erteilt, Wasser nahezu unbegrenzt zu nutzen. Ich halte das für sehr gefährlich."
Ein Beispiel: die Lage am Great Ruaha, dem wichtigsten Nebenfluss des Rufiji.
Der 475 Kilometer lange Fluss entspringt in den Livingstone-Bergen nördlich des Niassa-Sees.
Er fließt durch fruchtbares Schwemmland mit zahlreichen Reispflanzungen; speist zwei Wasserkraftwerke, die die Hälfte von Tansanias Strom liefern; er bewässert im Süden Zuckerrohrplantagen, bevor er schließlich in den Rufiji mündet.
Landwirtschaft am Ufer lässt den Fluss versanden
Seit 1999 habe sich im Flussgebiet des Great Ruaha die Bevölkerung verdoppelt, sagt David Muginya. Die Schwemmlandböden seien halt fruchtbar und der Zugang zum Wasser des Flusses einfach – mit der Konsequenz, dass zahlreiche Bauern illegal Bäume am Fluss fällen und dort Gemüse oder Reis anbauen, was den Great Ruaha rapide versanden lässt. Von einem Fluss im Stress spricht David Muginya bitter: Sein Bett trockne heute für bis zu drei Monate im Jahr aus, um die Jahrtausendwende waren es nur drei Wochen. Die Folgen für die Umwelt und die Stromversorgung Tansanias sind dramatisch.
Über illegale Praktiken von Kleinbauern, die irgendwie zu überleben versuchen, klagt auch Jacob Galahenga, Mitarbeiter der Kapunga-Reisfarm nahe der Stadt Mbeya, die einem kenianischen Unternehmen gehört.
An einer staubigen Farmstraße picken Vögel ein abgeerntetes Reisfeld leer; auf der anderen Straßenseite blockiert eine Sperre aus Steinen und Brettern einen vielleicht drei Meter breiten Kanal; ein Graben leitet Wasser zu einem etwas entfernt liegenden Teich.
"In diesem Kanal sollten wir eigentlich überschüssiges Wasser aus unserer Reisbewässerung zurück in den Fluss führen. Die Leute aus dem Dorf jedoch leiten das Wasser in ihren Teich um – für ihre Fischzucht, für die Bewässerung von Gemüse, als Tränke für ihre Tiere. Diese Leute blockieren den Kanal; aber die Regierung beschuldigt uns, das Wasser nicht in den Fluss zurückzuleiten, wie es das Gesetz vorschreibt. Wir seien schließlich verantwortlich. Reißen wir aber die Kanalblockade nieder, bauen die Dorfbewohner sie über Nacht wieder auf; und wir geraten in ernste Konflikte mit ihnen. Das ist ein großes Problem."
An seinem Schreibtisch im Farmbüro spricht Justin Vermaak, der südafrikanische Kapunga-Chef, von einem täglichen Kampf um Wasser am Great Ruaha; von einem Kampf, den er mit den Mitteln klugen Wassermanagements führe.
"Künftige Konflikte in dieser Region werden sich um den Zugang zu Wasser drehen. Deshalb habe ich modernstes Bewässerungsgerät gekauft. Damit konnte ich den Wasserstand auf meinen Reisfeldern senken. Durch die Direktaussaat spare ich weiteres Wasser. Insgesamt habe ich so, binnen zwei Jahren, unseren Wasserverbrauch von 4,5 Kubikmeter pro Sekunde auf 2,5 Kubikmeter gesenkt."
Die Lage am Great Ruaha beleuchtet auch das wachsende Problem der Wasserverschmutzung im südlichen Afrika. Sambias Kupferbergbau zum Beispiel belastet den Kafue, den wichtigsten Nebenfluss des Sambesi, mit Schwefelsäure und Schwermetallen. In Mosambiks Bergbauprovinz Manica verpesten, neben dem Abbau von Bauxit, mit Quecksilber arbeitende Goldschürfer zahlreiche Flüsse, desgleichen im Norden Tansanias.
Ein schlimmer Wasserverschmutzer ist auch die Landwirtschaft: Vielerorts holzen Bauern Uferböschungen von Flüssen ab, um dort bequem Gemüse zu bewässern. Dass sie so zu Ufererosion und Überdüngung der Flüsse beitragen, hat ihnen nie jemand gesagt. Auch Wasserbelastungen durch Kunstdünger und Pestizide sind ein Problem.
Das Städtchen Njombe ist ein verschlafenes Nest im südlichen Hochland Tansanias: hingeworfene Flachbauten aus grauem Beton und Wellblech; zum Verkauf ausgebreitete Haufen von Plastikgeschirr, Möbeln und Autoreifen; rostige Lautsprecher auf viereckigen grün-weißen Minaretten.
Nur mit viel Mühe ist das kleine Container-Büro zu finden, in dem Abdallah Mtemi, der Leiter der lokalen Wasserselbstverwaltung, und Luca Panzeri von der italienischen Hilfsorganisation ACRA warten. ACRA baute in der Umgebung von Njombe ab 2006 eine moderne Wasserversorgung für 50.000 Menschen auf – gespeist aus mehreren Quellen in den nahen Bergen. Im April 2009 dann fand man im Wasser Escherichia-coli-Bakterien und Spuren eines Pestizids, berichtet Mtemi.
"Die Leute waren sehr aufgebracht. Sie hatten Angst, Darminfektionen zu bekommen von den Bakterien und Chemikalien. Beim Test im Distriktlabor stellte sich dann aber heraus, dass das Wasser noch relativ geringfügig belastet war."
Gemeinsam machten sich der Tansanier und sein italienischer Partner auf die Suche nach den Ursachen der Wasserverschmutzung.
"Wir inspizierten das Gebiet um die Quellen und stellten fest, dass ein kommerzieller Farmer aus Kenia dort verbotenerweise Rinder weiden ließ und Gerste anbaute. Als wir ihn darauf ansprachen, reagierte er zunächst aggressiv und verbot uns sogar den Zutritt zu dem Gelände. Wir blieben diplomatisch, schalteten aber die zuständige Wasserbehörde ein. Deren Leiter besuchte mit uns den Farmer, der sich plötzlich sehr einsichtig zeigte."
Die Wasserverwaltung im südlichen Afrika ist völlig unzureichend, sagen Experten wie Luca Panzeri. Die Region muss ihre Wasserressourcen weit effizienter als bisher nutzen und verwalten. Verbraucher aus Landwirtschaft, Industrie, Bergbau und Kommunen müssen gemeinsam mit den Regierungen ein modernes Wassermanagement aufbauen.
Über illegale Praktiken von Kleinbauern, die irgendwie zu überleben versuchen, klagt auch Jacob Galahenga, Mitarbeiter der Kapunga-Reisfarm nahe der Stadt Mbeya, die einem kenianischen Unternehmen gehört.
An einer staubigen Farmstraße picken Vögel ein abgeerntetes Reisfeld leer; auf der anderen Straßenseite blockiert eine Sperre aus Steinen und Brettern einen vielleicht drei Meter breiten Kanal; ein Graben leitet Wasser zu einem etwas entfernt liegenden Teich.
"In diesem Kanal sollten wir eigentlich überschüssiges Wasser aus unserer Reisbewässerung zurück in den Fluss führen. Die Leute aus dem Dorf jedoch leiten das Wasser in ihren Teich um – für ihre Fischzucht, für die Bewässerung von Gemüse, als Tränke für ihre Tiere. Diese Leute blockieren den Kanal; aber die Regierung beschuldigt uns, das Wasser nicht in den Fluss zurückzuleiten, wie es das Gesetz vorschreibt. Wir seien schließlich verantwortlich. Reißen wir aber die Kanalblockade nieder, bauen die Dorfbewohner sie über Nacht wieder auf; und wir geraten in ernste Konflikte mit ihnen. Das ist ein großes Problem."
An seinem Schreibtisch im Farmbüro spricht Justin Vermaak, der südafrikanische Kapunga-Chef, von einem täglichen Kampf um Wasser am Great Ruaha; von einem Kampf, den er mit den Mitteln klugen Wassermanagements führe.
"Künftige Konflikte in dieser Region werden sich um den Zugang zu Wasser drehen. Deshalb habe ich modernstes Bewässerungsgerät gekauft. Damit konnte ich den Wasserstand auf meinen Reisfeldern senken. Durch die Direktaussaat spare ich weiteres Wasser. Insgesamt habe ich so, binnen zwei Jahren, unseren Wasserverbrauch von 4,5 Kubikmeter pro Sekunde auf 2,5 Kubikmeter gesenkt."
Die Lage am Great Ruaha beleuchtet auch das wachsende Problem der Wasserverschmutzung im südlichen Afrika. Sambias Kupferbergbau zum Beispiel belastet den Kafue, den wichtigsten Nebenfluss des Sambesi, mit Schwefelsäure und Schwermetallen. In Mosambiks Bergbauprovinz Manica verpesten, neben dem Abbau von Bauxit, mit Quecksilber arbeitende Goldschürfer zahlreiche Flüsse, desgleichen im Norden Tansanias.
Ein schlimmer Wasserverschmutzer ist auch die Landwirtschaft: Vielerorts holzen Bauern Uferböschungen von Flüssen ab, um dort bequem Gemüse zu bewässern. Dass sie so zu Ufererosion und Überdüngung der Flüsse beitragen, hat ihnen nie jemand gesagt. Auch Wasserbelastungen durch Kunstdünger und Pestizide sind ein Problem.
Das Städtchen Njombe ist ein verschlafenes Nest im südlichen Hochland Tansanias: hingeworfene Flachbauten aus grauem Beton und Wellblech; zum Verkauf ausgebreitete Haufen von Plastikgeschirr, Möbeln und Autoreifen; rostige Lautsprecher auf viereckigen grün-weißen Minaretten.
Nur mit viel Mühe ist das kleine Container-Büro zu finden, in dem Abdallah Mtemi, der Leiter der lokalen Wasserselbstverwaltung, und Luca Panzeri von der italienischen Hilfsorganisation ACRA warten. ACRA baute in der Umgebung von Njombe ab 2006 eine moderne Wasserversorgung für 50.000 Menschen auf – gespeist aus mehreren Quellen in den nahen Bergen. Im April 2009 dann fand man im Wasser Escherichia-coli-Bakterien und Spuren eines Pestizids, berichtet Mtemi.
"Die Leute waren sehr aufgebracht. Sie hatten Angst, Darminfektionen zu bekommen von den Bakterien und Chemikalien. Beim Test im Distriktlabor stellte sich dann aber heraus, dass das Wasser noch relativ geringfügig belastet war."
Gemeinsam machten sich der Tansanier und sein italienischer Partner auf die Suche nach den Ursachen der Wasserverschmutzung.
"Wir inspizierten das Gebiet um die Quellen und stellten fest, dass ein kommerzieller Farmer aus Kenia dort verbotenerweise Rinder weiden ließ und Gerste anbaute. Als wir ihn darauf ansprachen, reagierte er zunächst aggressiv und verbot uns sogar den Zutritt zu dem Gelände. Wir blieben diplomatisch, schalteten aber die zuständige Wasserbehörde ein. Deren Leiter besuchte mit uns den Farmer, der sich plötzlich sehr einsichtig zeigte."
Die Wasserverwaltung im südlichen Afrika ist völlig unzureichend, sagen Experten wie Luca Panzeri. Die Region muss ihre Wasserressourcen weit effizienter als bisher nutzen und verwalten. Verbraucher aus Landwirtschaft, Industrie, Bergbau und Kommunen müssen gemeinsam mit den Regierungen ein modernes Wassermanagement aufbauen.
Konflikte zwischen Wassernutzern müssen gelöst werden
Dieses hat viele Aufgaben: Es muss den Menschen nahebringen, das Wasser ein kostbares Gut ist, das seinen Preis hat. Konflikte zwischen Wassernutzern müssen gelöst werden. Wasserbehörden müssen Wasserverschwender, -verschmutzer und -räuber wirksam verfolgen. Eine Infrastruktur aus Staudämmen und Kanälen muss entstehen, die Bewässerung im großen Stil ermöglicht und so Ernährung sichert. Das nötige Geld sei da, sagen die Experten – wenn die Regierungen die richtigen Prioritäten setzen und angemessene Preise für Wasser verlangen. Derweil errichten einige ausländische Agrarinvestoren schon heute eine Bewässerungsinfrastruktur, die auch der lokalen Bevölkerung zugutekommt. Ein Beispiel: das deutsch-sambische Unternehmen Amatheon, das 2012 begonnen hat, im Westen Sambias Nahrungsmittel wie Weizen und Soja zu produzieren.
Auf einem Stück Grasland, aus dem ein Weizenfeld werden soll, steht der 25-jährige Hydrogeologe Gohan-Henri Wieser vor einem gelben Lastwagen. Mithilfe des hoch aufragenden Bohr- und Pumpgestänges auf der Ladefläche haben Wieser und seine beiden Kollegen soeben ein Bohrloch verrohrt.
Seit drei Wochen exploriert das aus Johannesburg angereiste Team Bewässerungsmöglichkeiten. Für Staudämme ist der Untergrund nicht geeignet. Aber fast alle Bohrlöcher haben sich als ergiebig erwiesen.
"80 Prozent des Wassers in dieser Region ist Grundwasser. Denn der Untergrund hier besteht aus Kalkgestein. Das ist sehr porös und bildet zudem unterirdisch Mulden, in denen sich Wasser sammelt. Bei den hier üblichen starken Regenfällen füllen sich diese Hohlräume immer wieder rasch auf. Sie sehen das sehr gut, wenn sich zu Beginn der Regenzeit ausgetrocknete Flussbetten füllen und das Wasser dann in atemberaubendem Tempo versickert."
Nächste Woche will der Hydrogeologe dem Farmmanager eine genaue Berechnung nachhaltiger Bewässerungsmöglichkeiten für dies mehrere Hundert Hektar große Stück Ackerland vorlegen. Doch auch wenn der Untergrund mit Wasser gefüllt ist wie ein vollgesogener Schwamm, ist der Aufbau einer funktionierenden Bewässerung hier im sambischen Niemandsland eine Herkulesaufgabe für Rob.
"Ein Bewässerungssystem aufzubauen, ist sehr kapitalintensiv. Sie müssen zunächst Staudämme bauen, Grundwasservorkommen erschließen oder Infrastruktur an einem Fluss installieren. Um dann Wasser auf Ihre Felder zu leiten, brauchen Sie viel Strom – eine knappe Ressource in Sambia. Die Verfügbarkeit von Strom, vor allem, bestimmt, wo hierzulande landwirtschaftliche Entwicklung stattfindet. Ohne Strom können Sie nicht bewässern."
Schon im letzten Oktober sollte die von der 60 Kilometer entfernten Stadt Mumbwa kommende Stromleitung in Betrieb gehen; bis heute aber liegen grün mit Bor imprägnierte Pfosten am Rande der Farmstraße. Wenn die Leitung endlich steht, will Rob auch mit den Kleinbauern der Umgebung sprechen. Einen Teil ihrer Felder an die Bewässerung anzuschließen, könnte sich als gutes Geschäft für beide Seiten erweisen.
Auf einem Stück Grasland, aus dem ein Weizenfeld werden soll, steht der 25-jährige Hydrogeologe Gohan-Henri Wieser vor einem gelben Lastwagen. Mithilfe des hoch aufragenden Bohr- und Pumpgestänges auf der Ladefläche haben Wieser und seine beiden Kollegen soeben ein Bohrloch verrohrt.
Seit drei Wochen exploriert das aus Johannesburg angereiste Team Bewässerungsmöglichkeiten. Für Staudämme ist der Untergrund nicht geeignet. Aber fast alle Bohrlöcher haben sich als ergiebig erwiesen.
"80 Prozent des Wassers in dieser Region ist Grundwasser. Denn der Untergrund hier besteht aus Kalkgestein. Das ist sehr porös und bildet zudem unterirdisch Mulden, in denen sich Wasser sammelt. Bei den hier üblichen starken Regenfällen füllen sich diese Hohlräume immer wieder rasch auf. Sie sehen das sehr gut, wenn sich zu Beginn der Regenzeit ausgetrocknete Flussbetten füllen und das Wasser dann in atemberaubendem Tempo versickert."
Nächste Woche will der Hydrogeologe dem Farmmanager eine genaue Berechnung nachhaltiger Bewässerungsmöglichkeiten für dies mehrere Hundert Hektar große Stück Ackerland vorlegen. Doch auch wenn der Untergrund mit Wasser gefüllt ist wie ein vollgesogener Schwamm, ist der Aufbau einer funktionierenden Bewässerung hier im sambischen Niemandsland eine Herkulesaufgabe für Rob.
"Ein Bewässerungssystem aufzubauen, ist sehr kapitalintensiv. Sie müssen zunächst Staudämme bauen, Grundwasservorkommen erschließen oder Infrastruktur an einem Fluss installieren. Um dann Wasser auf Ihre Felder zu leiten, brauchen Sie viel Strom – eine knappe Ressource in Sambia. Die Verfügbarkeit von Strom, vor allem, bestimmt, wo hierzulande landwirtschaftliche Entwicklung stattfindet. Ohne Strom können Sie nicht bewässern."
Schon im letzten Oktober sollte die von der 60 Kilometer entfernten Stadt Mumbwa kommende Stromleitung in Betrieb gehen; bis heute aber liegen grün mit Bor imprägnierte Pfosten am Rande der Farmstraße. Wenn die Leitung endlich steht, will Rob auch mit den Kleinbauern der Umgebung sprechen. Einen Teil ihrer Felder an die Bewässerung anzuschließen, könnte sich als gutes Geschäft für beide Seiten erweisen.