Rettung von Kulturgütern der Ukraine

"Der Staat ist deutlich langsamer als die Bürger"

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Die ukrainische Unesco-Welterbestätte Nyzhniy Verbizh mit der Holzkirche "Geburt der seligen Jungfrau Maria"
Benötigen dringend Schutz: die einzigartigen Holzkirchen der ukrainischen Unesco-Welterbestätte Nyzhniy Verbizh © imago / imagebroker / Michael Runkel
Olaf Zimmermann im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 04.04.2022
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Viele, oftmals auch private Initiativen helfen, um ukrainische Kulturgüter vor der Zerstörung im Krieg zu schützen. Doch schnelle finanzielle Unterstützung vom Bund innerhalb weniger Tage sei nötig, sagt Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat.
Der Deutsche Kulturrat hat eine Konferenz initiiert, um einen Überblick über bestehende Hilfen für die Kultur in der Ukraine zu bekommen. 50 Kulturverbände und auch die Taskforce der Kulturstaatsministerin Claudia Roth waren zu dem Treffen am Montag eingeladen. Bisher fehle vor allem die Koordination der Initiativen, um ukrainische Kunst vor einer Zerstörung im Krieg zu schützen, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann.

Initiativen müssen koordiniert werden

Wichtiges Ergebnis des Treffens sei, dass man nun einen Überblick über die vielen Hilfen habe, so Zimmermann. Eine Koordination sei nur mit Unterstützung von außen möglich. Hier müsse der Bund seiner Verantwortung gerecht werden und die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen: „Nur damit können wir diese Aufgaben in der Ukraine, aber auch bei der Betreuung der geflüchteten Künstlerinnen und Künstler in Deutschland machen.“
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann
Olaf Zimmermann fordert schnelle Unterstützung vom Bund in den nächsten Tagen, sonst komme die Hilfe für ukrainische Kulturgüter zu spät.© picture alliance/dpa
Vor allem müsse nun schnell gehandelt werden. Das habe man auch der Taskforce der Regierung bei der Konferenz noch einmal sehr deutlich gemacht, sagt Zimmermann. Wenn es etwa um die schnelle Lieferung von Brandschutzmitteln gehe, um Holzkirchen einer ukrainischen Unesco-Welterbestätte vor Brandbomben zu schützen, könne man nicht monatelang auf die Verabschiedung des Bundeshaushaltes warten, um Finanzmittel freizugeben.
„Wir haben jetzt keine Wochen mehr Zeit, sondern es geht um wenige Tage – da braucht es diese Mittel, die uns in die Lage versetzen, diese Schutzmaßnahmen in die Ukraine zu liefern.“

Auf schnelles Handeln hat auch Kilian Heck vom Verband der Kunsthistoriker gedrängt . Dass Deutschland dies könne, sehe man bei der Hilfe bei weltweiten Katastrophen, etwa wenn es um die zügige Entsendung des Technischen Hilfswerkes ins Ausland gehe. Der Bundesregierung liege inzwischen auch ein offizielles Hilfegesuch der Ukraine für die Kultur vor.

Notfallprogramm muss schnell starten

Dringend gefordert sei ein Notfallprogramm, dass in den nächsten Tagen starten müsse, sagt Zimmermann. Es sei die Aufgabe von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, dies zu beschleunigen, um auch kürzere Abstimmungswege bei den Hilfen für die Ukraine zu ermöglichen:
„Die Kulturstaatsministerin hatte ja schon eine Million Euro versprochen, aber noch nicht verausgabt. Vielleicht kann man die jetzt in diese Nothilfe direkt hineingeben, und das Auswärtige Amt wird einfach auch dazu Ja sagen.“

Private Hilfe ist längst vor Ort

Bisher laufe ein Großteil der Hilfen über private Wege, über Menschen, die mit großem Engagement, aber auch unter großem Risiko, bestimmte Güter in die Ukraine brächten, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats. „Ohne dieses bürgerschaftliche Engagement wäre vieles im Moment gar nicht möglich. Der Staat ist deutlich langsamer als die Bürgerinnen und Bürger.“

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