Rettung bedrohter Kulturgüter in der Ukraine
Mit Sandsäcken versucht man ein ukrainisches Denkmal in Kiew vor einem möglichen Bombardement durch Russland zu schützen. © picture alliance / ZUMAPRESS / Mykhaylo Palinchak
Kritik an der Taskforce der Bundesregierung
07:07 Minuten
Die Bundesbeauftragte für Kultur hat der Ukraine eine Million Euro zugesagt. Dem deutschen Kulturrat und anderen deutschen Kulturinstitutionen reicht das nicht. Der zuständige Beamte sieht hingegen Fortschritte.
Die von Kulturstaatsministerin Claudia Roth direkt nach dem Überfall auf die Ukraine eingeführte Taskforce Ukraine soll dabei helfen, Kulturgüter vor dem Krieg zu retten. Doch es gibt Kritik an ihr.
Kilian Heck vom Verband der Kunsthistoriker etwa
drängt auf schnelles Handeln
: Dass Deutschland dies könne, sehe man bei der Hilfe bei weltweiten Katastrophen, etwa wenn es um die zügige Entsendung des Technischen Hilfswerkes ins Ausland gehe. „Es ist so, dass im Bereich der Kultur doch noch nicht so viel getan worden ist, wie es eigentlich notwendig wäre. Wir haben Tausende von Kulturobjekten, Denkmalen, Museen, die betroffen sind und die gefährdet sind.“
Und Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat hebt nach einem Treffen mit der Taskforce am Montag (4.4.2022) hervor, dass der Bund nun seiner Verantwortung gerecht werden und
die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen müsse
.
Die bisherigen Leistungen der Taskforce
„Es gibt eine gute Aufgabenverteilung, dass die Zivilgesellschaft treibt und die Verwaltung dann versucht, Prozesse einzuführen und einzuhalten, die eine nachhaltige Hilfe möglich machen“, sagt Andreas Görgen. Der Beamte ist für die Taskforce Ukraine zuständig.
Görgen betrachtet das Treffen mit der Zivilgesellschaft – verkörpert durch den Deutschen Kulturrat – vom Montag als „großen Fortschritt“, dort seien die bisherigen Leistungen der Taskforce vorgestellt worden. So soll ICOM Deutschland zur Schaltstelle zwischen den Museen in Deutschland und denen in der Ukraine werden – in enger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und der Kulturstaatsministerin.
Zum anderen seien die Museen und Kulturstätten in Deutschland gefragt worden, welche Patenschaften sie für die Ukraine übernehmen könnten. Und zum Dritten sei gemeinsam mit der französischen EU-Ratspräsidentschaft ein Vorstoß in Richtung UNESCO unternommen worden, denn auch die Solidarität der internationalen Gemeinschaft sei nun gefordert, so Görgen.
Wer finanziert das alles?
Es heißt, dass von Frau Roth eine Million Euro versprochen wurde. Und weiter heißt es: Das sei nach wie vor ein Versprechen. Die Frage, die im Raum steht: Wer finanziert das alles?
„Das wundert mich jetzt sehr, dass das als ein Versprechen ankommt“, entgegnet Andreas Görgen. „Wenn Sie mit Herrn Parzinger telefonieren oder mit anderen deutschen Museen, die wir fördern, dann werden diese ihnen sicher antworten, dass sie aus ihren institutionellen Mitteln und aus den Zuwendungen, die sie von uns bekommen, dass sie daraus Hilfe leisten.
Wenn sie mehr Geld brauchen, dann werden wir das auch leisten. Insofern: An mich selbst ist der Vorwurf jetzt noch nicht herangetragen worden, dass es da an Geldern mangelt für unsere Museen, damit diese den Partnermuseen in der Ukraine helfen können.“
"Die Ukraine weiß, dass wir helfen wollen"
Görgen verweist auf ein Treffen der europäischen Kulturminister, das ebenfalls am letzten Montag stattgefunden hat: „Da war auch der ukrainische Kulturminister, und Frau Roth hat auch noch einmal ganz offiziell gesagt, dass wir bereit sind, jederzeit der ukrainischen Seite zu helfen.
Der ukrainische Kulturminister hat das entgegengenommen. Da besteht eine gute Abstimmung. Die Ukraine weiß, dass wir helfen wollen. In dem Moment, in dem die Ukraine Hilfe anfordert, werden wir die auch leisten.“
Trotz allem dürfe man nicht vergessen, dass wir uns in einer Kriegssituation befinden, sagt Görgen. Das Drängendste sei die humanitäre Lage.
(ckr)