Eine Ärztin im zweiten Corona-Winter
Das medizinische Personal ist erschöpft. (Symbolbild) © picture alliance / dpa / Sebastian Gollnow
"Selbst toughe Kollegen sind vollkommen erschöpft"
36:10 Minuten

Caro arbeitet als Rettungsärztin und als Intensivmedizinerin. Nach fast zwei Jahren Corona ist ihre größte Herausforderung, eine gesunde innere Balance zu halten. Sie findet Erholung in der Natur beim Stand-Up-Paddling.
Moderator Utz Dräger hat die Neurologin und Intensivmedizinerin Caro ins Plus-Eins-Studio eingeladen. Sie erzählt aus ihrem Alltag als Notärztin, bei dem sie oft Einsicht in Welten bekommt, die von ihrer eigenen Lebensrealität weit entfernt sind und oft belastend: “Man kann nicht alles für jemanden lösen, aber man würde es gern.” Aber Notfalleinsätze können auch schön sein und zum Beispiel mit dem ersten Schrei eines neugeborenen Kindes enden.
Erschöpfung im zweiten Coronajahr
Caro, die lieber anonym bleiben möchte, war bereits vor einem Jahr schon mal zu Gast bei “Plus Eins”. Damals war die Situation auf den Intensivstation noch ganz anders. Erschöpft blickt Caro zurück und auf die Belastungen für die Menschen, die in der Klinik arbeiten.
Mittlerweile, sagt sie, hat sich eine gewisse Form der "Gewöhnung" eingestellt. Mit dem damals noch vollkommen neuen Krankheitsbild und seinen Verläufen seien sie und ihre KollegInnen inzwischen vertraut, was viele Abläufe und Therapieformen planbarer und routinierter mache.
Der Corona-Winter 2020/2021 hat allerdings tiefe Spuren im Intensivteam hinterlassen, erklärt Caro. Die Auswirkungen spürt man bis heute, obwohl die aktuelle Situation etwas entspannter ist als noch vor einem Jahr.
Erholung auf dem Wasser
"Intensivmedizinerinnen, die eigentlich total tough sind und für die 18-Stunden-Schichten absolut okay sind, selbst die sind jetzt einfach total erschöpft. Es ist nicht richtig in Sicht, wie man das lösen kann." Denn: Trotz der Erschöpfung müssen sie weitermachen. Caro selbst findet Erholung beim Sport und in der Natur - beim Stand-Up-Paddling.
Corona hat bei allen Menschen Spuren hinterlassen. Utz und Caro hören von vielen FreundInnen und Bekannten, dass sie dazu neigen, in jeder Situation mit einer Katastrophe zu rechnen:
"Die Brücke, auf der ich gehe, wird gleich einstürzen." Oder: "Das Auto, das mir entgegen kommt, wird in die Menge fahren". Oder: "Das Geräusch in der Küche kommt bestimmt von einem Einbrecher." Psychologe und Verhaltenstherapeut Thorsten Padberg verrät in unserer Rubrik “Die Antwort”, wie man mit negativen Gedankenspiralen umgehen kann.