"Dialekt ist die farbigere Sprache"

Der Ursprung des Wienerlieds führt zurück bis ins 19. Jahrhundert. Seine erste Renaissance hatte es in den 70er- und 80er-Jahren. Jetzt folgt die zweite - mit Künstlern wie Martin Spengler & die foischn Wiener, Willi Resetarits und Ernst Molden. Die UFA-Fabrik in Berlin widmet dem Wienerlied deshalb ein kleines Festival, veranstaltet vom österreichischen Kulturforum.

Das Problem sei, wie so oft, die Tradition, findet Musiker Martin Spengler. Das Wienerlied zähle eigentlich zur Volksmusik. Im Deutschlandfunk Kultur sagte er: "Die ist uns aber im deutschen Sprachraum vor 70 Jahren gründlich versaut worden, wie vieles andere. Und da müssen wir uns halt rausarbeiten, zu den Wurzeln, die vorher da waren."

Beim "Ausbuddeln der Wurzeln" kennt Martin Spengler keine Grenzen des guten Geschmacks, wie er sagt. Er mischt Musik, die ihm am Herzen liegt, wie Blues, amerikanische Volksmusik oder Jazz mit dem Wienerlied. Seine Inspirationen nimmt er von der Straße. Wenn er durchs Leben geht oder einfach Straßenbahn fährt, fliegen ihm ganze Sätze, teilweise ganze Lieder zu. So sei es auch mit "Schokoladenwind" gewesen.

"Wenn man in Wien spazieren geht, kann es passieren, dass auf einmal alles nach Schokolade riecht, von einer Schokoschnittenfabrik."

Martin Spengler selbst ist eigentlich gar kein Wiener. Aber gerade das mache ihn zum Wiener. Die echten Wiener seien die Zugereisten, also die falschen Wiener.

Viktoria Wagner kuratiert das Festival zu Ehren des Wienerlieds. Sie ist in Wien geboren und seit jeher großer Fan des Wienerlieds. Vor allem auch jetzt durch dessen frischen Anstrich durch junge Künstler. In ihren Augen ist der Großteil der Wiener ein bisschen nostalgisch. Immerhin wohnt man ja in der Hauptstadt eines ehemaligen Weltreichs, betont Wagner. Auch deshalb sei es für einige Musiker zum Herzensprojekt geworden, das Wienerlied mit neuem Leben zu füllen.

Ein wichtiger Punkt dabei ist die Sprache, findet Martin Spengler. In den vergangenen Jahren sei man davon abgekommen, den Dialekt als etwas "Minderwertiges" zu sehen. "Jeder Dialekt ist ja eigentlich die variantenreichere, farbigere Sprache." Und für Martin Spengler eignet sich gerade der melodische Wiener Dialekt gut zum Singen.

(mf)