Revue-Operette "Drei Männer im Schnee"

Nostalgie trifft Zeitgeist

Applaus für die gelungene Darbietung von Erich Kästners "Drei Männer im Schnee" am Münchner Gärtnerplatztheater
Applaus für die gelungene Darbietung von Erich Kästners "Drei Männer im Schnee" am Münchner Gärtnerplatztheater © Christian POGO Zach
Von Franziska Stürz |
Ein fulminantes Ensemble begeistert am Münchner Gärtnerplatztheater in der Musical-Version von Erich Kästners "Drei Männer im Schnee". Die Revue-Operette wurde im Stil der 1930er-Jahre komponiert – Sozialkritik und Satire inklusive.
Die Geschichte des Millionärs, der sich als armer Schlucker getarnt in sein eigenes Grand-Hotel begibt, um neue Erfahrungen zu sammeln und mit dem arbeitslosen Kreativen Akademiker Fritz Hagedorn verwechselt wird, kennen viele in einer der zahlreichen Verfilmungen, oder aus Erich Kästners Roman "Drei Männer im Schnee".
Am Münchner Gärtnerplatztheater gibt es nun eine Musiktheater-Version davon, die der Chansonnier und Musikkabarettist Thomas Pigor als Librettist zusammen mit den drei Musikern Benedikt Eichhorn, Christoph Israel und Konrad Koselleck als Komponisten-Kleeblatt geschaffen hat. In Auftrag gegeben hat das Werk der Regisseur und Intendant Josef E. Köpplinger, und es war explizit das Ziel, eine Revue-Operette im Stil der 30er-Jahre zu schreiben. Dass hierfür neue Stücke im alten Stil entstehen würden, war klar, und doch spannen die zahlreichen Musiknummern einen tragkräftigen dramaturgischen und auch historischen Bogen.

Vergangene Zeit - und doch aktuell

Kästners Sozialkritik ist immer noch aktuell, man kann sich mit den Figuren sehr wohl identifizieren, auch wenn sie in der opulenten Münchner Ausstattung einer vergangenen Zeit entsprungen sind. Spätestens wenn am Ende der Emir von Bahrain mit seinen vier Ehefrauen im Hotel auftaucht, sind wir doch im Heute angekommen.
Die Darsteller Armin Kahl (Dr. Fritz Hagedorn), Erwin Windegger (Eduard Tobler) und Alexander Franzen (Johann Kesselhuth) als "Drei Männer im Schnee" nach Erich Kästner im Münchner Gärtnerplatztheater 
Die Darsteller Armin Kahl (Dr. Fritz Hagedorn), Erwin Windegger (Eduard Tobler) und Alexander Franzen (Johann Kesselhuth) als "Drei Männer im Schnee" nach Erich Kästner im Münchner Gärtnerplatztheater © Christian POGO Zach
Das große Orchester des Gärtnerplatztheaters wird durch Zither-Spieler, Banjo und Saxophon ergänzt und schafft, geleitet von Andreas Kowalewitz, einen beachtlichen Spagat zwischen Filmschlager, Tango, Jazz, Wienerlied und alpenländischer Folklore. Josef Köpplinger hat ein leistungsstarkes Ensemble aus Musical- und Allroundspezialisten engagiert, und setzt die wechselnden Schauplätze vom Berliner Großkonzern bis zum Tiroler Luxushotel samt Alpenpanorama und Gondelstation fulminant in Szene.

Viele satirisch-komische Momente

Eine Nummer jagt die nächste, man erlebt eine wilde Silvesterparty aus dem Jahr 1932 samt vergnügungslustiger SA Männer und viele Menschen im Hotel, dessen Leitung Wert auf zahlungskräftige Gäste legt. Es gibt eine langsam in Gang kommende Liebesgeschichte und viele satirisch-komische Momente mit scharf, aber liebevoll gezeichneten Typen wie dem einfältigen Skilehrer, einem mannstollen Vollweib, der kühlen Geschäftsfrau oder einem schwulen Butler.
Irgendwo zwischen Musical, Kabarett, Nostalgie und Operette mag man dieses neue Stück einordnen. Wichtig ist: Es macht Spaß, sich diese neue Version der "Drei Männer im Schnee" anzuschauen, und sie hat das Zeug dazu, die obligatorische "Fledermaus" zum Jahresende an vielen Theatern abzulösen.
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