Zwei Musikseelen für Bach

Eröffnet wird der Abend mit dem Oratorien-Fragment „Christus“ von Mendelssohn. Es wurde erst fünf Jahre nach seinem Tod veröffentlicht und gibt der Forschung bis heute Rätsel auf. Zwar ist es in zwei Teilen erschienen, aber welche Satzanordnung der Komponist wirklich vorgesehen hat, weiß man nicht. Vermutlich war ein dritter Teil geplant. Das Manuskript fand sich auf seinem Schreibtisch, als er starb.

Der persönliche und künstlerische Austausch zwischen den Geschwistern Felix und Fanny Mendelssohn war stetig und für beide ausgesprochen wichtig. Die beiden erörterten kompositorische Probleme, tauschten sich über Ideen und praktische Fragen zeit ihres Lebens aus.

Fannys Tod nach einem plötzlichen Schlaganfall im Mai 1847 hatte erheblichen Einfluss auf ihren vier Jahre jüngeren Bruder. Dessen Kraft und Kreativität ließen schlagartig nach, nur sechs Monate später, im November 1847 starb auch Felix Mendelssohn.

Drei Kantaten komponierte Fanny Hensel im Jahr 1830, da war sie 25 Jahre alt. Die „Lobgesang“–Kantate widmete sie ihrem Sohn zum ersten Geburtstag. Wie wichtig ihr auch familiär die Verbindung zur Musiktradition war, vor allem zu Komponisten, deren Schaffen sie und ihren Bruder geprägt hatte, lässt sich an der Wahl der Namen ablesen, die sie für ihren Sohn gewählt hatte: Sebastian Ludwig-Felix. So waren Bach, Beethoven und die Mendelssohns quasi vereint.

Die Kooperation des RIAS Kammerchors Berlin mit der Kammerakademie Potsdam nahm ihren Anfang im Herbst 2021 mit einer Aufführung der selten zu hörenden „Threni“ von Igor Strawinski. Es war ein sehr erfolgreicher Abend im Rahmen des Musikfestes Berlin.

Die Zusammenarbeit wird nun fortgeführt mit einem größer angelegten Mendelssohn-Projekt: die Werke der Geschwister Mendelssohn, die heute zu hören sind, werden auch noch als CD erscheinen, ebenso das Projekt mit Werken der beiden, die in der kommenden Saison aufgeführt werden sollen.