Franz Schubert
"Gesang der Geister über den Wassern" D 714
Hildegard von Bingen
"O Virtus Sapientiae"
Guillaume Dufay
"Lamentatio Sanctae Matris Ecclesiae Constantinopolitanae"
Llibre Vermell de Montserrat
"O Virgo splendens"
Alfonso El Sabio
Cantigas de Santa María:
"Santa María, Strela do día"
Traditionell Sephardisch /.Arr. Ohad Stolarz
"Cuando el rey Nimrod"
"Morenica"
Robert Ramsey
"When David heard that Absalom was slain"
Jüri Reinvere
"Die Vertreibung des Ismael" (Uraufführung des Kompositionsauftrages vom RIAS Kammerchor Berlin)
RIAS Kammerchor: Die Vertreibung des Ismael
Die Geschichte um Ismael spielt für alle drei Weltreligionen eine grundlegende Rolle. © imago / Norbert Neetz
Zum Ursprung unserer Religionen
In der alttestamentarischen Erzählung um einen alten Mann, der einen seiner beiden Söhne, Ismael, vertreibt, liegt die Trennung der Menschheit in verschiedene Weltreligionen. Bis heute ist sie Thema, auch im neuen Oratorium von Jüri Reinvere.
In der Geschichte um die Vertreibung des Isamels und seiner Mutter liegt einer der frühen, tiefgreifenden Spaltungen der Menschheit. Sie wirkt bis heute, denn sie ist auch eine Geschichte über Herkunft, Kultur und Identität.
Verschiedene Auslegungen einer Geschichte
Gott sagt Abraham voraus, dass aus seinem Samen ein großer Stamm hervorgehen werde. Doch Abraham und seine Frau Sarah sind mittlerweile sehr alt geworden und kinderlos geblieben. Da bittet Sarah ihre Magd Hagar, an ihrer Stelle diesen Stammhalter auszutragen und zu gebären. So geschieht es: Ismael wird geboren. Doch dann wird Sarah doch noch schwanger. Und so vertreibt Abraham die jüngere Frau und seinen Sohn Ismael.
In der Bibel und im Koran wird diese Geschichte unterschiedlich ausgelegt. Klar ist aber, dass das, was als Familienkrieg beginnt, weltverändernde Konsequenzen hat. Isaak, der Sohn Abrahams und Sarahs ist nach Abraham und vor Jakob einer der drei Stammväter des Volkes Israel.
Ismael, der Sohn Abrahams und Hagars, ist in der islamischen Tradition der Stammvater aller Muslime. Hier liegt also der gemeinsame Ursprung der drei großen monotheistischen Religionen. Für Justin Doyle, Chefdirigent des RIAS Kammerchors Berlin, geht es also auch darum, zu zeigen, dass ein großer Teil unserer Gesellschaft gemeinsame Wurzeln hat.
Alte Geschichte in neuer Musik
Der estnische Komponist Jüri Reinvere hat sich für sein neues Werk an diese Urgeschichte der Menschheit gewagt. Im Auftrag des RIAS Kammerchors Berlin schrieb er ein modernes Oratorium für Soli, Chor und Streichorchester, das am 31. März in Berlin uraufgeführt wurde.
Dirigent Justin Doyle spiegelt das Werk Reinveres in der ersten Konzerthälfte, denn die drei monotheistischen Religionen sind hier musikalisch vertreten.
Musikalisches Vorprogramm
Die meisten Stücke stammen aus dem Mittelalter oder der frühen Renaissance und sollen, so Doyle, „die thematischen und weltanschaulichen Wurzeln der folgenden Uraufführung refkletieren“. Die Fragen, die dieses Konzert des RIAS Kammerchors Berlin mit dem Ensemble Resonanz stellt, sind die großen Fragen unserer Zeit: „Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?“
Aufzeichnung vom 31.03.2022 im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
RIAS Kammerchor Berlin
Ensemble Resonanz
Leitung: Justin Doyle