Ganz tief von innen heraus glücklich
Wie klingt "glückliche Musik"? Georg Friedrich Haas weiß es. Sein neues Werk für Chor und Orchester hat er seiner Frau gewidmet. Der RIAS Kammerchor, das Münchner Kammerorchester und Alexander Liebreich präsentieren es an diesem Abend zusammen mit Mendelssohn Bartholdys 2. Sinfonie in Berlin.
"Macht, was ihr wollt – aber seid sicher, dass ihr das wollt, was ihr macht". Diesen Rat gab der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas seinen Studenten beim Abschied aus Basel mit auf den Weg. Es ist sein künstlerisches und pädagogisches Credo. Seit zweieinhalb Jahren lebt und arbeitet er nun in New York, als Professor für Komposition an der Columbia University.
Im vergangenen September hat er zum vierten Mal geheiratet. Sein neues Werk, eine Auftragskomposition für den RIAS Kammerchor und das Münchner Kammerorchester, ist seiner Frau Mollena Lee Wiliams nicht nur gewidmet, sondern auch nach ihr benannt: "3 Stücke für Mollena". Dass er mit ihr endlich seine lang unterdrückten sexuellen Vorlieben ausleben kann (wovon er sehr freizügig in verschiedenen Medien berichtet hat und was sehr unterschiedlich Reaktionen hervorgerufen hat), interessiert musikalisch nur insoweit, als dass sich dieses Lebensglück auch in seinem Komponieren niederschlägt. "Die Herausforderung hierbei war – eine technische Herausforderung -, Musik zu schreiben, die ganz tief von innen heraus glücklich ist. Das ist etwas, das ich vorher nicht gemacht habe. Ich habe ein reiches Repertoire dunkler und depressiver Musik, und nun das Gegenteil zu schreiben, war schon sehr anspruchsvoll", sagt Georg Friedrich Haas. Dabei bleibt er seinem Stil dennoch treu, denn auch hier geht es um Klang. Mikrotonalität spielt eine ebenso wichtige Rolle wie komplexe Rhythmen. Ergänz wird der Chor durch ein Streichorchester mit Klarinetten, Posaunen und Akkordeon.
Eigentlich, meint Georg Friedrich Haas, habe bereits Felix Mendelssohn Bartholdy für seine Zeit avantgardistisch mit dem Klang gearbeitet, erst Schönberg habe das fortgesetzt. Und so freut es ihn besonders, dass seine Uraufführung in diesem Konzert kombiniert wird mit dem "Lobgesang" op. 52 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nach dessen Tod wurde diese Sinfoniekantate, ein Auftragswerk der Stadt Leipzig zur 400-Jahr-Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst, als Sinfonie Nr. 2 veröffentlicht.
Alexander Liebreich leitet an diesem Abend den RIAS Kammerchor und sein Münchner Kammerorchester, das dem Chor durch eine mehrfach bereits erprobte und erfolgreiche Zusammenarbeit verbunden ist.
Live aus dem Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Georg Friedrich Haas
"Drei Stücke für Mollena" für Chor und Kammerorchester (Uraufführung)
ca. 20.35 Uhr Konzertpause, darin: Ruth Jarre im Gespräch mit Georg Friedrich Haas, Margarete Zander im Gespräch mit Alexander Liebreich
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 "Lobgesang"
Letizia Scherrer, Sopran
Chorsolistin, Sopran
Attilio Glaser, Tenor
RIAS Kammerchor
Münchner Kammerorchester
Leitung: Alexander Liebreich