"Unglaublicher Durst nach Konzerten"
Riccardo Muti gibt ein Konzert in Teheran. Wenn ein solches Konzert tatsächlich stattfindet, wissen Beobachter: Der politische Wind im Iran steht gerade günstig. Daniel Barenboim war mit einem ähnlichen Projekt vor zwei Jahren noch gescheitert.
Misstöne und nun um eine unerwartete, harmonische Wendung: Der Iran hat einem Gastspiel unter der Leitung von Riccardo Muti zugestimmt. Heute Abend soll er mit italienischen und iranischen Musikern in Teheran auftreten. Daniel Barenboim war mit einem ähnlichen Plan hingegen vor zwei Jahren noch gescheitert.
Das Muti-Konzert ist ausverkauft. Dass es erlaubt wurde, zeigt, wie der politische Wind im Iran gerade steht. Einer, der alle Windrichtungen genau kennt, ist Michael Dreyer, Leiter des Osnabrückers Morgenlandfestivals. Er war viele Male in Teheran und hat als erster überhaupt 2006 ein westliches Orchester in den Iran geholt.
Man weiß nie, wo man andocken kann
Es gebe im Iran "einen unglaublichen Durst nach solchen Konzerten", sagte Dreyer im Deutschlandfunk Kultur. Diese zu organisieren ist seiner Beschreibung nach aber schwer:
"Im Grunde versucht man immer, jemanden an der richtigen Stelle zu finden, der sich für einen stark macht, aber man weiß eigentlich nie, wo man gerade andocken kann, wie gerade die Positionen sind, und die ändern sich auch permanent. Insofern weiß man es eigentlich immer bis zu dem Tag des Konzertes nicht, ob es auch wirklich stattfinden wird."
Die iranischen Musiker fühlen sich isoliert
Die Musiker im Iran wollten gern ein Teil der internationalen Musikwelt sein, fühlten sich aber isoliert, so Dreyer. Die Bedingungen für sie seien alles andere als gut: Oft werde monatelang kein Gehalt gezahlt. Das Tehran Symphony Orchestra sei eine Art Gradmesser, es werde immer wieder geschlossen und dann doch wieder eröffnet. Es gebe so viele Hürden und ständige Querelen über den Spielplan, dass eine kontinuierliche Arbeit für das Orchester kaum möglich sei, sagte Dreyer. (ahe)