Was wir von den alten Griechen lernen können
So fern sind uns die Philosophen der Antike gar nicht. Kritik an der Geldpolitik, Drang zur Selbstoptimierung, exzessive Nabelschau - das kennen wir heute auch. Richard David Precht erzählt davon in seinem neuen Werk "Geschichte der Philosophie", das er auf der Frankfurter Buchmesse vorstellte.
Er gilt als eine Art Popstar unter den Philosophen. Was vielleicht auch daran liegt, dass man grundsätzlich versteht, was Richard David Precht ("Wer bin ich und wenn ja wie viele") sagt - und das ist in der Philosophie nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Auf der Frankfurter Buchmesse hat der Autor, der unter anderem an der Leuphana Universität Lüneburg lehrt, jetzt den ersten Band seiner auf drei Bände angelegten "Geschichte der Philosophie: Erkenne die Welt" präsentiert.
Für Richard David Precht lassen sich aus der Geschichte der Philosophie interessante und erstaunliche Parallelen zu unserer heutigen Politik und Gesellschaft herauslesen: Gedanken zu Themen wie Selbstoptimierung, Geldpolitik oder dem Alltagsleben in politischen Systemen hätten bereits die alten Griechen umgetrieben.
Selbstoptimierung und Geldpolitik
Beispiel Stoiker: Ihnen sei es vor allem um sich selbst gegangen, weniger - und anders als noch bei Platon und Aristoteles - um das Gemeinwohl - "und diese ausschließliche Konzentration auf sich selbst – also, nicht Gutes zu tun, um Gutes in die Welt zu bringen, sondern Gutes zu tun, um sich gut zu fühlen - das hat ganz viel wieder damit zu tun, was das Ziel der heutigen Selbstoptimierung ist. Nämlich nicht die Gesellschaft zu verbessern, sondern das Ultimative aus sich selbst herauszuholen."
Auch die heutige Kritik an der Geldpolitik finde sich bereits in der Antike, wo es - wie lange Zeit auch bei den Arabern und Christen – als unmoralisch und als Frevel gegolten habe, "mit Geld Geld zu machen". Man sei vielmehr darum bemüht gewesen, unter den Bewohnern der griechischen Polis keine große Kluft zwischen "Arm und Reich" entstehen zu lassen. Precht sagte weiter:
"Es wäre vermessen zu glauben, dass man mit einer Geschichte der Philosophie über eine Million Leser gewinnen kann. Aber ich könnte mir vorstellen, dass viele Leser, die sich für Philosophie interessieren, das noch etwas genauer, etwas gründlicher und in einem farbigen Zusammenhang lernen möchten oder sich damit beschäftigen möchten."