Richard Fariña: "Been Down So Long It Looks Like Up To Me"

Ein Rock'n'Roll-Roman voller Irrsinn und Leichtigkeit

Hippies 1968 in San Francisco, Kalifornien
Richard Fariñas vereint in dem Roman verschiedene literarische Strömungen. © Steidl Verlag/imago/UIG
Von Gerrit Bartels |
"Been down so long it looks like up to me" ist der einzige Roman des US-Amerikaners Richard Fariña, veröffentlicht kurz vor seinem Tod 1966. Der Klassiker der Beat-Literatur zählte zu den Lieblingsbüchern der Hippies – und erscheint jetzt erstmals auf Deutsch.
Dass der Held dieses einzigen Romans des früh verstorbenen amerikanischen Schriftstellers und Musikers Richard Fariña kein besonders glaubwürdiger ist, erfährt man gleich auf der ersten Seite, als er gewissermaßen heimkehrt, "nach Athené also", in den Schoss der Universität, des Campus-Geländes, "zu den fingerförmigen Buchten von Seen, zu den Goldmädchen von Westchester und Shaker Heights." Voller Pläne sei er nun, heißt es da, aber eben auch ausgestattet mit einem "Mund voll Lügen."
Gnossos Pappadopoulis heißt dieser Held, man darf ihn auch "pelziger Pu-Bär" nennen, Ian Evergood und was für Namen er sich noch so für sich ausdenkt. Und der mischt nun in Folge das Gelände und Umfeld dieser im Nordosten der USA gelegenen Universität auf, die der berühmten Cornell University nachgebildet ist, wo Richard Fariña selbst studiert hat.

Coolness gepaart mit Zweifeln

Pappadopoulis ist ein jugendlicher Suchender, ein ewig Zweifelnder, der sich vor allem auf zweierlei verlassen kann: auf seine Coolness, die er auch mit Miles Davis, Buddy Holly oder John Coltrane unterfüttert. Und auf sein Mundwerk, das ihn immer wieder die haarsträubendsten Geschichten erzählen lässt, von seinen Reisen über die Route 40, Route 66 und durch die Adirondack Mountains, von einem unheimlichen Wolf, den er dabei erlegt hat, nachdem er es sich eigentlich so gemütlich gemacht hatte.
Obwohl Fariñas Roman vor allem eine an sich nicht so spektakuläre Campus-Geschichte ist, steckt doch viel Irrsinn, viel Leichtigkeit darin, zumal vor dem Hintergrund der amerikanischen Geschichte, seien es die Atomtests in der Wüste von Nevada, seien es die Vorläufer der Hippie-Revolte, seien es die aufkommenden revolutionären Strömungen auf Kuba, die die USA so unheilvoll beschäftigen sollen.
"Been Down So Long It Looks Like Up To Me" ist ein Rock’n’Roll-Roman, der 1958 angesiedelt und von der Beatnik-Literatur inspiriert ist, einige Jahre bevor der Pop und der Rock’n’ Roll, wie wir ihn heute kennen, seinen Siegeszug um die Welt antrat, mit den Beatles und den Stones, mit vielen Drogen und noch mehr Sex.

Vorwort von Thomas Pynchon

Veröffentlicht wurde der Roman kurz vor Fariñas Motorradunfall-Tod 1966, und zuvor hatte sich der 1937 in Brooklyn geborene Sohn einer Irin und eines Kubaners auch anderweitig auf sich aufmerksam gemacht: als Folk-Musiker zusammen mit seiner Frau Mimi Baez, der Schwester von Joan Baez. Zwei Alben, diverse verstreut erschienene Erzählungen und Gedichte und eben dieser eine Roman bilden dann leider das nicht besonders große Vermächtnis des Autors.
Der Roman, der zum ersten Mal auf Deutsch erscheint und von Dirk van Gunsteren großartig übersetzt wurde, hat seine Bedeutung insbesondere darin, dass er verschiedene literarische Strömungen gleichermaßen vereint wie vorwegnimmt, ohne dass man ihm eine präzise zuordnen könnte: die der Beatniks, der Pop-Literatur und nicht zuletzt der eines Thomas Pynchons, der während seiner eigenen Studienzeit in Cornell lose mit Fariña bekannt war und zur amerikanischen Neuausgabe 1983 ein Vorwort beisteuerte.

Richard Fariña: "Been Down So Long It Looks Like Up To Me"
Mit einem Vorwort von Thomas Pynchon
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren
Steidl Verlag, Göttingen 2018
388 Seiten, 28,00 Euro

Mehr zum Thema