Richard Wagners Musik in Klaviertranskriptionen

Gesamtkunstwerk für vier Hände

Dieser prächtige Flügel steht im Haus Wahnfried in Bayreuth, den dem Richard Wagner wohnte.
Hier fand sein Wähnen Frieden: Salon in Richard Wagners Haus Wahnfried in Bayreuth. © picture alliance / dpa / Nicolas Armer
Gäste: Yaara Tal und Andreas Groethuysen, Pianisten; Moderation: Jürgen Liebing |
Richard Wagner am Klavier? Der Meister des monumentalen Musikdramas auf 88 Tasten? Wagner in schwarzweiß? Es geht! Das beweist das Klavierduo Yaara Tal und Andreas Groethuysen.
Viel ist Richard Wagner vorgeworfen worden, zu Recht oder zu Unrecht. Dass seine Werke vom Klavier her konzipiert worden seien – wie es anderen Komponisten in schöner Regelmäßigkeit vorgehalten wird – gehört nicht dazu. Überhaupt: Wer denkt schon ans Klavier, wenn sie oder er mit dem groß besetzten Orchester des Wagnerschen Musikdramas konfrontiert ist? Einem Orchester, dessen Stimmen sich bisweilen zur Klangfarbenstudie auffächern, wie etwa im bahnbrechenden Vorspiel zum "Rheingold"?
Und doch, es gibt dieses Instrument bei Richard Wagner, und das an gar nicht so unbedeutender Stelle. Nach der Trennung von seiner Geliebten Mathilde Wesendonck etwa schrieb Wagner – Theatermann durch und durch – im Oktober 1858 einen grandiosen Brief, in dem es heißt: "Nun bin ich denn ganz fort von Dir: himmelhoch liegen die Alpen zwischen uns gewälzt. Mir wird immer klarer, wie Alles werden muss, wie Alles sein wird; und dass ich nun kein Leben mehr leben werde. – Ach! Kommt nur der Erard erst, – dachte ich oft; – er muss helfen, denn – es muss ja sein! Lange musste ich warten. Nun ist er endlich da, dieses kunstvolle Werkzeug mit seinem holden Klange, das ich mir damals gewann, als ich wusste, dass ich Deine Nähe verlieren würde. Wie symbolisch deutlich spricht hier mein Genius, – mein Dämon, zu mir! Wie bewusstlos verfiel ich damals auf den Flügel: aber mein tückischer Lebenstrieb wusste, was er wollte! – Der Flügel! – – Ja, ein Flügel –: wäre es der Flügel des Todesengels!"

Erlösung an der Tastatur

Während Wagners Originalwerke für Klavier, komponiert am Erard-Flügel, weder zahlreich noch so bedeutend sind wie seine anderen Werke, existieren natürlich viele Transkriptionen seiner Opern. Und viele davon wurden für Klavierduo gesetzt. Den Arrangeuren ging es dabei nicht nur um die Spielbarkeit dieser Musik jenseits der Opernhäuser, sondern auch um eine Auseinandersetzung mit Wagners Werk als solchem. Deswegen stößt man auf teils prominente Bearbeiter, etwa Max Reger, der "Tristan und Isolde" an der Tastatur zur Erlösung führte, oder Claude Debussy, der den "Fliegenden Holländer" in den sicheren Hafen der Klaviermusik lotste. Stoff genug für das israelisch-deutsche Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen, das sich seit langem mit Wagners Musik in Klaviertranskriptionen beschäftigt.