Riesenzelt des grauen Lichts

Von Stefan Keim |
Aus über 20.000 Quadratmetern Gewebe und 4500 Meter Seil schuf der Künstler Christo sein Big Air Package. Die Installation mit der riesigen aufgeblasenen Skulptur ist im Gasometer Oberhausen, der höchsten Ausstellungshalle Europas, zu sehen.
Das Ding ist gigantisch und wirkt zugleich zerbrechlich. Eine speziell angefertigte dünne Ballonseide füllt fast den gesamten Innenraum des 117 Meter hohen Gasometers in Oberhausen. Von unten lässt sich die Dimension dieser Installation nicht einschätzen. Deshalb empfiehlt Christo, zunächst einen Panoramaaufzug zu nehmen und hoch bis zur Decke zu fahren.

"Because from outside he will recognize the fabric, he will recognize the rope, he will see the knots of the rope.”"

Der Besucher soll, sagt Christo, erkennen, wie die Skulptur zusammengehalten wird. Er soll den Stoff der Hülle und die Knoten der Seile sehen. Und dann hinein gehen. Durch eine Luftschleuse dürfen bis zu 300 Leute das Big Air Package betreten. Der Boden und die Wände sind weiß.

Wie hell der Raum leuchtet, hängt vom Tageslicht ab. Unter der Decke hängen einige elektrische Lampen. Doch das meiste Licht strömt durch die erstmals für eine Ausstellung geöffneten Dachluken des Gasometers hinein.

""Especially in the summertime the skylight will be much stronger than now. The electric light will shower the fabric with light.”"

Besonders im Sommer wird das natürliche Licht viel stärker sein. Es wird den Charakter des Raumes verändern, sagt Christo: Je dunkler es draußen ist, desto grauer werden drinnen die Schatten:

""Because the light comes from the top the inner space is shadow from the lighter grey to the darker, darker, darker, grey.”"

Schon am Tag vor der Eröffnung kommen einzelne Besucher herein. Zwei kleine Kinder kreischen laut und erzeugen im Gasometer ein gewaltiges Echo. Den 77-jährigen Christo stört das nicht:

""Any variation of that space belong to that space.”"

Kunst ohne Botschaft
Alle Veränderungen gehören zum Raum, sagt Christo. Der Ankündigungstext auf dem Prospekt erzählt, dass hier die Luft erlebbar werde, dass der Besucher Respekt vor ihr bekomme. Das klingt nach einer ökologischen Botschaft. Christo kann damit nichts anfangen:

""I escaped to the west 21 years old to be free artist."

Er ist im Alter von 21 Jahren aus Bulgarien in den Westen geflohen, um ein freier Künstler zu sein. Die Freiheit bedeutet ihm alles, er werde nicht ein Quäntchen davon aufgeben:

""I will not give one millimeter of my freedom. And any art who has a message is propaganda.”"

Jede Kunst, die eine Botschaft hat, so Christo, ist Propaganda. Die Projekte, die er mit seiner Partnerin Jeanne-Claude erdacht und realisiert hat, seien völlig nutzlos. Obwohl Jeanne-Claude nun seit über drei Jahren tot ist, spricht Christo weiterhin in der Wir-Form. Und er sagt, dass der einzige Grund, warum es diese Werke gibt, der unaufhaltsame Schaffensdrang der Künstler ist:

""All our project is totally useless. Absolutely not important. We like to have them because we´re artists and we have an instoppable urge to do that.”"

Service:
Die Ausstellung "Big Air Package" ist vom 16.3. bis 30.12.2013 im Gasometer Oberhausen zu sehen.

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