"Rima Kamel" von Rabih Mroué in München

Politische Vereinnahmung eines Wunderkindes

Die Münchner Kammerspiele in der Maximilianstraße.
Die Kammerspiele München zeigen Rabih Mroués "Rima Kamel". © imago/ecomedia/robert fishman
Von Christoph Leibold |
Abschied als Kinderstar, Emanzipationsgeschichte einer Frau, politische Geschichte des Libanon: In "Rima Kamel" des Performancekünstlers Rabih Mroué an den Münchner Kammerspielen stecken gleich mehrere Erzählungen.
Es sind gleich mehrere Erzählungen, die in diesem Abend stecken. Da ist die Geschichte einer erwachsenen Sängerin, die von ihrer Vergangenheit als Kinderstar Abstand und Abschied nimmt. Da ist die Emanzipationsgeschichte einer Frau, die als Mädchen von Männern bevormundet und zum Star geformt wurde; und da ist die politische Geschichte des Libanon, die sich im Leben Rima Khcheichs spiegelt. Als Wunderkind trat sie unter dem Künstlernamen Rima Kamel auf, sang traditionelle Lieder ihrer Heimat und galt bald als "Stimme der Nation" - ein Etikett, das politische Vereinnahmung verrät.
Rabih Mroue
Rabih Mroue © picture alliance / dpa / epa Wael Hamzeh
Khcheichs libanesischer Landsmann Rabih Mroué hat diese vielschichtige Erzählung als Lecture Performance an den Müchner Kammerspielen inszeniert, in der alte Fernsehbilder von Auftritten Rima Kamels auf einer Leinwand gezeigt werden, während Rima Khcheich davor über das Kind erzählt, das sie einmal gewesen ist und das sie bis heute verfolgt.

Emotionale Tiefe, wenn sie live singt

Die heute 42-Jährige stammt aus dem Süden des Libanon. Als der von israelischen Streitkräften besetzt wurde, floh ihre Familie nach Beirut. Immer wieder wurde Rima Kamel als Kinderstar am Rande ihrer Auftritte nach ihrer Herkunft und Fluchtgeschichte gefragt. So wurde sie im politische Kampf instrumentalisiert.
Rima Khcheich berichtet nüchtern, gelassen, fast distanziert von ihrem früheren Ich, das sie mit dieser Erzählung nun hinter sich lassen will. Emotionale Tiefe bekommt ihr Auftritt im Werkraum der Münchner Kammerspiele, wenn sie live singt.
Der Unterschied zu den Konzerten als Kind in den alten Filmaufnahmen ist frappierend: Man sieht und hört darin das enge Korsett, in das Rima Kamel eingezwängt war, während auf der Münchner Bühne eine reife Künstlerpersönlichkeit zu erleben ist, die mit sehr freien Interpretationen traditioneller Lieder aus der politischen Unmündigkeit herausgetreten ist.
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