"Unabhängigkeit ist ein Reizwort hier"
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Der Protest in Hongkong ziele nicht auf Unabhängigkeit, sondern auf Selbstbestimmung, beobachtet der Regisseur Daniel Wetzel vom Theaterkollektiv "Rimini Protokoll". Die Gruppe bereitet vor Ort derzeit die Aufführung von "100 Prozent Stadt" vor.
Die Proteste in Hongkong zielen nicht auf eine neue Unabhängigkeit von China, sondern auf Selbstbestimmung, beobachet Daniel Wetzel. Der Theatermacher befindet sich gerade in der Stadt, wo er die Aufführung des für mehrere Städte konzipierten Theaterprojekts "100 Prozent Stadt" des Rimini Protokolls mitvorbereitet. Im Zuge habe er auch selbst an den Protesten teilgenommen, zuletzt am Sonntag beim Marsch von mehreren hunderttausend Menschen durch die Stadt.
Auch pro-chinesische Hongkonger demonstrieren
"Es geht darum: Wie selbstbestimmt werden wir weiter leben können. 'Unabhängigkeit' ist ein Reizwort hier. Es wird nicht für 'Unabhängigkeit' demonstriert, sondern für 'Selbstbestimmung'", sagt Wetzel über die Anliegen der Aktivisten in Hongkong.
Da China Hongkongs Selbstbestimmung zunehmend reduziere, werde auch der Protest immer breiter. Nicht nur China-skeptische Honkonger nähmen dort teil. Auch pro-chinesisch eingestellte Bewohner wollten die "Art und Weise, wie sie in der Stadt lebten" beibehalten, so Wetzel.
Theaterprojekt aus Sicherheitsgründen verschoben
Das Rimini Protokoll ist ein Theaterprojekt von Regisseur Daniel Wetzel und seinen beiden Kollegen Helgard Haug und Stefan Kaegi. Das Projekt ist vor allem für kritisches, politisch-dokumentarisches Theater bekannt. Die Hongkonger Aufführung des in mehreren Städten gezeigten Projekts "100 Prozent Stadt" musste in Hongkong nach Angaben Wetzels nun aus Sicherheitsgründen um mehrere Monate in den Juli 2020 verschoben werden.