Risiken abwägen in Corona-Zeiten

Leben mit unsicheren Wahrscheinlichkeiten

10:01 Minuten
Menschen mit Masken spazieren am Rheinufer in Köln, aufgenommen am 25.2.2021
In der Pandemie geht es häufig nicht nur um den Einzelnen, sondern vor allem um die anderen. Das kann Entscheidungen erschweren. © picture alliance / NurPhoto | Ying Tang
Helge Giese im Gespräch mit Julius Stucke |
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Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Das führt uns die Coronapandemie immer wieder vor Augen. Es gilt also, Risiken vernünftig abzuwägen. Inwieweit Individuen dazu überhaupt in der Lage sind, weiß der Sozialpsychologe Helge Giese.
Sind wir bereit, ein Infektionsrisiko mit Covid-19 hinzunehmen, auch schwere Krankheitsverläufe, um auf der anderen Seite Freiheit zu gewinnen? Das ist eine Frage, die uns derzeit begleitet. Inwieweit sind Individuen überhaupt in der Lage, Risiken vernünftig abzuschätzen? Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.
"Jeder hat einen intuitiven Zugang, wie sehr er sich vor Corona zum Beispiel fürchtet", sagt der Sozialpsychologe Helge Giese von der Universität Konstanz, der zu Entscheidungen forscht. In vielen Fällen sei die subjektive Einschätzung richtig, manchmal führe sie allerdings auch zu Fehleinschätzungen. Geringe Wahrscheinlichkeiten würden dabei tendenziell übergewichtet.

Fehlendes Wissen führt zu Ängsten

"Das kann man im positiven Sinne sehe, dass die Leute Lotto spielen und denken, sie hätten eine relativ große Chance, den Gewinn abzuräumen", erklärt Giese. "Oder eben jetzt auch im negativen Fall, dass die Leute denken, sie hätten ein relativ großes Risiko, eine Thrombose zu entwickeln, wenn sie den Impfstoff annehmen, und dabei den Nutzen vergessen, den der Impfstoff für sie hat, wenn es um die Pandemievermeidung geht."
Fehlendes Wissen über Wahrscheinlichkeiten führe zu Ängsten, wie jetzt in der Corona-Zeit. Zudem geht es in der Pandemie häufig nicht nur um den Einzelnen, sondern vor allem auch um die anderen. Bei Entscheidungen wie Maske tragen ja oder nein gebe es dadurch ein Problem, sagt Giese. "Der Nutzen, die Maske nicht zu tragen, frei atmen zu können, ist individuell. Der Nutzen, die Maske zu tragen, ist eher gesellschaftlich."
Insgesamt gelte es, Unsicherheiten zu akzeptieren. Außerdem sollten Wahrscheinlichkeiten von Experten transparenter gemacht und verständlicher dargestellt werden.
(cwu)
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