A&R-Managerin Rita Flügge-Timm

Die Hörgewohnheiten von Frauen berücksichtigen

06:16 Minuten
Rita Flügge-Timm in schwarzem Dress und und Udo Lindenberg, ebenfalls in schwarz und mit Hut, schauen in die Kamera. Lindenberg steht hinter Flügge-Timm und fasst ihr von hinten auf die Schulter.
Rita Flügge-Timm und Udo Lindenberg bei der Verleihung der Victress Awards 2019. Flügge-Timm erhielt den Glassbreaker-Preis, Lindenberg sprach sie mit "Meine geliebte Löwin" an. Der Preis zeichnet Rollenvorbilder aus. © picture alliance / Geisler-Fotopress / Frederic Kern
Rita Flügge-Timm im Gespräch mit Martin Böttcher |
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Sie verhalf Nena zum Erfolg und Udo Lindenberg zum Comeback: Rita Flügge-Timm hat sich als erfolgreiche A&R-Managerin im Musikgeschäft etabliert. Insgesamt gebe es im A&R-Bereich zu wenige Frauen, kritisiert sie. Das sei ein Nachteil für Hörerinnen.
„Es ist für mich nicht schwer gewesen, mich durchzusetzen“, sagt Rita Flügge-Timm zu ihren Erfahrungen in der Musikbranche. Sie könne dabei aber nur für sich sprechen, betont sie.
Sie sei schon als Kind eine hartnäckige Persönlichkeit gewesen, bekennt die A&R-Managerin, die heute mit DolceRita Music & Publishing eine eigene Agentur führt. Sie habe immer versucht, durchzusetzen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte.
„Meistens habe ich es auch durchgesetzt – aber das ist halt eine Temperamentsfrage.“ Sie habe immer Ziele gehabt – „und ich habe diese Ziele auch sehr stringent durchgesetzt.“

Der Erfolg gibt ihr recht

Klar habe es auch Männer gegeben, denen das zu viel gewesen sei, erklärt sie. „Aber letzten Endes war ja immer der Erfolg, der einem recht gegeben hat.“
1,2 Millionen verkaufte Platten von Nena, das Comeback von Udo Lindenberg, das bis heute sehr erfolgreich sei, zählt sie auf: "Da kann man dann halt auch etwas sagen."

An der Uni Hamburg findet eine Podiumsdiskussion unter dem Titel "Mackerszenen? Frauen in der Hamburger Musikkultur" statt, bei der alle Diskussionsteilnehmer außer Moderator Thorsten Logge Frauen sind.

Frauen in der Musikindustrie

Rita Flügge-Timm hat als früh „Musikinfizierte“, wie sie sich selbst beschreibt, mit 16 eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei Polydor begonnen. Dann wurde sie von Klaus Ebert zum Metronom-Label geholt, wo sie das A&R-Handwerk von der Pike auf lernte, wie sie sagt.
"A&R" steht für "Artists & Repertoire", also für Künstler und Repertoire, und bezeichnet eine Schnittstellenfunktion.

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Gefragt nach den Entwicklungen in der Branche sieht Rita Flügge-Timm eine ganze Menge Veränderungen seit ihrer Lehrzeit Ende der 70er-Jahre: „Ich war damals 16, da gab es natürlich sehr viele Frauen in den Plattenfirmen, aber in den normalem Jobs als Sekretärin, Assistentin, Telefonistin, Buchhalterin.“
Oder eben auch als Promoterin, ergänzt sie: "Promoter war immer schon ein sehr weiblich besetzter Beruf, die Damen, die zum Rundfunk und zum Fernsehen gingen und die Künstler dort anboten.“

A&R-Entscheidungen an der Quelle

Dann kommt die Einschränkung: „Aber alles, wo entschieden wurde, welcher Künstler unter Vertrag genommen wird oder wie die musikalische Ausrichtung ist oder die Songs, das ganze A&R, das war nicht in weiblicher Hand, das war rein männlich besetzt.“
Inzwischen habe sich das ein bisschen verändert, so gebe es im Marketing viele tolle Frauen und auch im A&R seien inzwischen einige aktiv. „Aber immer noch zu wenig“, sagt Rita Flügge-Timm.
„Wir sind ja 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männer auf der Welt. Ich finde, dann sollten auch die Hörgewohnheiten von Frauen an der Quelle berücksichtigt werden, da, wo entschieden wird, welche Musik eingekauft wird und welche Künstler."
Bei Warner Music gebe es aktuell eine weibliche Co-Präsidentin, sagt Rita Flügge-Timm und fügt dann noch an: „So kann das weitergehen, aber es ist noch ein langer Weg.“
(mfu)
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