"Mit dem Fremden umgehen können"
Zugewanderte fühlen sich fremd, Einheimische fremdeln mit Zugewanderten: Über Rituale kann es gelingen, sich Menschen anderer Kulturen gegenüber zu öffnen, meint der Anthropologe Christoph Wulf. Wichtig sei dabei, etwas gemeinsam zu entwickeln.
Früher hätten Rituale sehr stark dazu gedient, Menschen auszuschließen, sagt Christoph Wulf. Das habe sich "ein Stück weit" geändert. Zwar gebe es noch immer die Erfahrung, dass unterschiedliche Ritualvorstellungen und kulturelle Rituale aufeinanderprallten: "Aber die Idee ist ja die, dass man gemeinsame Rituale schafft, auch um Menschen zu beheimaten." So kochten einheimische Ehrenamtliche regelmäßig mit Flüchtlingen zusammen - oder Migranten würden Deutsche zu ihren Festen einladen.
Zuwanderer öffnen für das, was man gemeinsam hat
Bei regligiösen Ritualen allerdings gebe es oft die "Erfahrung des Fremden", räumt der Anthropologe ein. "Aber das sind die Erfahrungen der globalisierten Welt - wir müssen mit dem Fremden umgehen können." Die Europäer hätten viele Strategien entwickelt, um Andersartigkeit nicht wahrzunehmen, zum Beispiel "unsere Form von Indivudualismus, unsere Form von Rationalität". Das seien hohe Güter Europas. In anderen Kulturen sei das aber anders entwickelt:
"Wenn man das an uns misst, dann gibt es eben Missverhältnisse. Hier geht es darum, über Rituale ja auch Menschen zu öffnen gegenüber unserer Kultur, aber natürlich auch die Zuwanderer zu öffnen für das, was jetzt neu ist, was man hier erleben kann und was man gemeinsam hat."