Angriff auf die Ukraine

Wie man mit Kindern über den Krieg spricht

07:12 Minuten
Ein junger Demonstrant hält ein Plakat in den Farben der ukrainischen Flagge, mit der Aufschrift „Stop Putin“ und der Darstellung einer Rakete, die mit einem roten Verbotszeichen versehen ist, in seinen Händen.
Sollen Kinder auf Anti-Kriegsdemos gehen oder belastet sie das zu sehr? © AFP / John MacDougall
Ulric Ritzer-Sachs im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Fernsehen, Internet, Schulhof, Kita: Das Thema Ukraine-Krieg ist fast omnipräsent. Sollten Eltern zumindest Kleinkinder davon abschirmen? Der Sozialpädagoge Ulric Ritzer-Sachs rät zu einem offenen Umgang.
Auch mit Vierjährigen soll man über den Krieg in der Ukraine sprechen – wenn sie darüber reden wollen. Das meint der Sozialpädagoge Ulric Ritzer-Sachs. Kein Kind würde nicht mitkriegen, dass in der Ukraine Krieg herrsche. „Die allermeisten Kinder haben Fragen, und die Fragen müssen beantwortet werden“, sagt Ritzer-Sachs.

Taschengeld spenden

Nach Ansicht des Sozialpädagogen spricht grundsätzlich auch nichts dagegen, wenn Kinder sich an Hilfs- oder Protestaktionen beteiligen. Es sei prinzipiell eine gute Idee, wenn Kinder eine Handlungsoption hätten, meint der Experte: „Wenn mein Kind sagt, das ist echt total blöd, ich würde gern was machen, dann kann ich meinem Kind sagen, du kannst einen Teil von deinem Taschengeld spenden. Ich lege was mit drauf.“
Kinder könnten sich aber auch an einer Aktion des Essener Kinderschutzbundes beteiligen, bei der sie Postkarten an Putin schreiben. Der Experte empfiehlt, die Aktion kindgerecht zu erklären: „Und dann kriegt er ganz viele Postkarten. Und vielleicht denkt er darüber nach.“ Wichtig sei jedoch, dass der Wunsch, etwas zu tun, von den Kindern komme und nicht, dass die Eltern wollten, dass ihre Kinder etwas tun.

Demos sind kein Tabu

Der Experte meint, man könne selbst kleine Kinder auf Demonstrationen mitnehmen. „Und wenn das Kind auch eine Ukraine-Fahne haben will, weil ich auch eine habe, dann ist das okay“, sagt Ritzer-Sachs. Es müsse Eltern aber klar sein, wessen sie ihre Kinder aussetzen würden. Es könne für ein Kind erschreckend sein, wenn viele Menschen Parolen rufen und „auch mal eine schwierige Stimmung“ herrsche. Man müsse sehen, wann es wieder reiche und man besser wieder heimgehe.
Bei Umgang mit Vorurteilen gegen Russen rät der Experte zu differenzieren. „Dass Putin im Moment der Böse ist, ich glaube, da geht kein Weg dran vorbei. Das darf ich meinem Kind auch sagen. Aber deshalb sind ja nicht alle Russen blöd.“
(tmk)
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