Robert Baden-Powell

Gründer der Pfadfinder starb vor 75 Jahren

Der Gründer der Pfadfinder, Robert Baden-Powell, im Jahr 1909.
Der Gründer der Pfadfinder, Robert Baden-Powell, im Jahr 1909. © picture-alliance/ dpa - PA 4890548
Von Christian Berndt |
Ursprünglich sollte der Soldat Robert Baden-Powell Jungs fürs Militär begeistern. So entstanden 1907 die Pfadfinder. Sein Konzept ging über das Militärische hinaus und stieß auf weltweite Begeisterung. Als Baden-Powell am 8. Januar 1941 starb, galt er aber als Mann von gestern.
"We'll do our best! – Hello Boys. Did you hear that howl?"
Robert Baden-Powell erläutert im Jahre 1921 den Schlachtruf der Junior-Pfadfinder: "Wir geben unser Bestes". "Wolf Cobs" nennen sie sich, Hut, Halstuch und Gürtel gehören – wie bei den älteren Pfadfindern auch, zu ihrer typischen Uniform. Wie Cowboys sollten sie aussehen, Baden-Powell war fasziniert von dieser Welt. Und er hatte viel Sinn für kindgerechte Rituale. Auf den Tagesbefehl der Gruppenführer "Gebt euer Bestes" hatten die Wölfe zu antworten: "Wir geben unser Bestes".
"Dyb, dyb dyb! When a pack of wolf cobs hears the order, they'll howl back: Dob, dob dob. We will do our best."
Robert Baden-Powell wurde am 22. Februar 1857 in einer kinderreichen Familie in London geboren. Der Vater, ein Oxford-Professor, starb, als Robert drei Jahre alt war. Früh schlüpfte der wenig beachtete Sohn in die Rolle des Clowns, um zu gefallen. Weil er die Aufnahmeprüfung für Oxford nicht schaffte, meldete sich der 19-Jährige zum Militärdienst in Indien. Auch hier verstand er es, sich beliebt zu machen, wurde als Schauspieler im Regimentstheater bejubelt – besonders in Frauenrollen - und knüpfte geschickt nützliche Kontakte.
Gefeierter Kriegsheld
Die Aufnahmeprüfung für den Stabsdienst schaffte er allerdings nicht. Im Jahr 1900 dann die schicksalhafte Wende: In Südafrika hielt er als Stadt-Kommandant einer monatelangen Belagerung stand – und wurde zum gefeierten Kriegshelden. Danach erfolgte seine Versetzung nach London, als großes Vorbild war er nun gefragt für Vorträge an Schulen. Der Nachwuchsmangel beim Militär war damals groß. Baden-Powells Buch über das Kundschaften kam wie gerufen. Nun sollte er es so umschreiben, dass es junge Leser für's Militär begeistern könnte. Um seine Ideen praktisch zu testen, veranstaltete er 1907 ein experimentelles Zeltlager für 22 Jungs: Das war die Geburtsstunde der Pfadfinder. Danach veröffentlichte er sein Buch "Scouting for Boys". Am Anfang stand die Wehrertüchtigung, aber die Pfadfinderidee reichte weiter, so der Jugendforscher Klaus Hurrelmann:
"Junge Männer werden darauf vorbereitet, gute Militärs zu sein. Aber gleichzeitig hatte die Gründung der Pfadfinder immer diese Nebendimension: Eine Aktivität aufzubauen, eigene Kräfte zu wecken, körperlich, psychisch widerstandsfähig zu sein, das ist bis heute innovativ."
"Scouting for Boys" war ein geschickt zusammengestelltes Sammelsurium aus Abenteuergeschichten und praktischen Tipps nach dem modernen Prinzip des "Learning by Doing". Es war die Rede vom "Einsatz für König und Vaterland", aber auch sozialer Anteilnahme. Ein Junge könne anderen am besten helfen, wenn er gelernt habe, stark, aktiv und geschickt zu sein, formulierte Baden-Powell.
"A small boy would not be much good for helping other people, unless he had learned making himself strong, active and clever."
Weltweit erfolgreichste Jugendbewegung
Ab 1910 widmete sich Baden-Powell ganz den Pfadfindern. Seine Bewegung wuchs weltweit mit enormer Geschwindigkeit, 1920 gründete sich die internationale Pfadfinder-Organisation mit ihm als Ehrenvorsitzenden. Doch in den 30er-Jahren verblasste sein Ruhm, die Pfadfinderzahlen sanken in England angesichts zunehmender Freizeitangebote. Seine Sympathie für die Hitlerjugend brachte Baden-Powell zunehmend in die Kritik. Als er am 8. Januar 1941 im Alter von 83 Jahren in Kenia starb, galt er als Figur von gestern.
Dennoch sind die Pfadfinder bis heute die weltweit erfolgreichste Jugendbewegung, ihre Mitgliederzahlen bleiben auch im Internet-Zeitalter konstant. Ihre Grundidee finden die Pfadfinderinnen Cora und Maja aus Berlin noch immer attraktiv:
"Was halt wirklich intensiv ist, ist, wenn man auf Fahrten fährt, da lernt man Menschen ganz anders kennen. Auch unter extremen Situationen. Zum Beispiel, wenn man dann 20 Kilometer gelaufen ist und echt nicht mehr kann, dann lernt man den Charakter von einem Menschen wirklich kennen. – Da kann ich mit jedem über meine Probleme reden, und das habe ich halt in der Schule nicht. In der Schule ist es immer wichtig, wie Du aussiehst oder was Du gerade sagst. Und bei den Pfadfindern kann man einfach Fehler machen."
"Das ist das, was bei den Pfadfindern der Fall ist. Am Ende sind alle Aufgaben so angelegt, dass man ein Erfolgserlebnis hat. Man ist ins Schwitzen gekommen, man hat auch zwischendurch Ängste erlebt und hat das dann gelöst. Das sind moderne und für heutige Jugendliche sehr wertvolle Impulse, die gegen diese passive Orientierung, die durch Medien sehr schnell geweckt werden kann, angehen."
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