Robert Bosch GmbH beklagt Ingenieurmangel
In Unternehmen wie der Robert Bosch Gmbh wird der Mangel an Ingenieuren in Deutschland bereits spürbar. Der Bosch-Arbeitsdirektor, Wolfgang Malchow, sagt, sein Unternehmen habe langsam ein Problem, weil nicht mehr alle Stellen mit qualifizierten Ingenieuren besetzt werden könnten.
Jörg Degenhardt: Stellen Sie sich vor, es gibt ausreichend Arbeit in Deutschland, aber keiner geht hin, keiner ist da, der sie machen kann. Trotz Wirtschaftskrise und hoher Erwerbslosigkeit in der Gegenwart, schon in nächster Zukunft – das sagen Studien, das sagen Experten – werden Unternehmen mehr Jobs anbieten, als sie dann noch besetzen können. Es droht ein millionenfacher Fachkräftemangel, nicht zuletzt auch durch eine immer älter werdende Gesellschaft. Es fehlt einfach der qualifizierte Nachwuchs. Was kann dagegen getan werden und wer soll es tun? – Darüber wird sicher auch auf dem Demografiekongress heute in Stuttgart gesprochen werden. Organisiert haben den die Bosch-Stiftung und die Uni Heidelberg, und mit dabei ist auch mein Gesprächspartner: es ist Wolfgang Malchow. Er ist Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH. Das Unternehmen beschäftigt in der Maschinen- und Autoindustrie-Branche weltweit 271.000 Mitarbeiter. Guten Morgen, Herr Malchow!
In fünf Jahren werden in Deutschland drei Millionen Arbeitskräfte fehlen, sagt eine Studie. Merken Sie schon was davon?
Wolfgang Malchow: Ja, schönen guten Morgen, Herr Degenhardt! – Wir merken insbesondere im qualifizierten Ingenieurbereich bereits langsam ein gewisses Problem, alle Stellen besetzen zu können.
Degenhardt: Das heißt, konkret fehlen Ihnen wie viele Arbeitskräfte? Kann man das benennen?
Malchow: Derzeit sind es in unserem Unternehmen nur einzelne in ganz speziellen Bereichen, zum Beispiel im Bereich der Leistungselektronik. Ich rechne aber damit, wie Sie auch zurecht gesagt haben, dass die Situation sich in den nächsten Jahren nach Ende der Krise deutlich verschärfen wird. Wenn Sie mich aber fragen, was machen wir denn dagegen, insbesondere in den Engpassbereichen, dass wir in der Zukunft auch genügend Bewerber haben, gehen wir dort im Wesentlichen auf zwei Wegen voran.
Punkt 1: Selbst in der Krise stellen wir Nachwuchskräfte weiterhin im Umfang ein, wie wir das vor der Krise getan haben. Wir haben also beispielsweise im letzten Jahr, kritischen Jahr, 3.500 bis 4.000 Hochschulabsolventen eingestellt. Wir werden dies auch in diesem Jahr tun und alleine in Deutschland wieder 500 Hochschulabsolventen, im Wesentlichen Ingenieure und Naturwissenschaftler, suchen.
Und wir haben im November bekannt gegeben, dass wir gemeinsam mit der Universität Stuttgart, der Hochschule Reutlingen und dem Land Baden-Württemberg ein Zentrum für Leistungselektronik in Reutlingen gründen. Wir haben hier zu dritt 25 Millionen Euro Investitionen in die Hand genommen. Sie sehen: Wir arbeiten relativ breit daran, die Nachwuchsbasis für die Zukunft zu sichern.
Degenhardt: Neue Mitarbeiter zu finden, das ist das Eine; die vorhandenen zu motivieren, sich zu qualifizieren, sich auch sonst fit zu halten, das ist das andere. Was verlangen Sie von Ihren Beschäftigten und was erwarten Sie umgekehrt von diesen?
Malchow: Für uns ist das Thema "lebenslanges Lernen" nicht nur ein Schlagwort, sondern Realität. Wir geben rund 200 Millionen pro Jahr für das Thema Weiterbildung aus. Von unseren gut 100.000 Mitarbeitern haben 173.000 letztes Jahr an Weiterbildungsveranstaltungen teilgenommen. Wie kann das sein, dass die Zahl höher ist? – Viele haben halt mehrfach teilgenommen. Das Durchschnittsalter liegt derzeit bei uns bei 42 Jahren und wenn ich in die Zukunft gucke, bis 2030, also relativ weit in die Zukunft, wird dieses Alter auf 49 ansteigen. Darauf müssen wir uns einstellen, und deswegen ist für uns schon immer eine Situation gegeben, Weiterbildung ist nicht nur etwas für jüngere, sondern ganz im Gegenteil, gerade auch natürlich für die älteren Mitarbeiter.
Degenhardt: Die älter werdende Gesellschaft, das Fehlen von Nachwuchs, nicht zuletzt von jungen Fachkräften, das Problem können Sie natürlich nicht alleine bewältigen. Sie können es wie gesagt heute auf dem Kongress in Stuttgart erörtern, aber natürlich ist auch die Politik gefragt. Was erwarten Sie denn von "denen" in Berlin?
Malchow: Von "denen" in Berlin erwarte ich, dass sie uns in einem Punkt unterstützen: Wir sind daran interessiert, unseren Mitarbeitern auch den Ausstieg aus dem Berufsleben flexibel zu machen, ihnen zu ermöglichen, dass der Übergang in die Rente nicht unbedingt abrupt erfolgt, sondern durchaus in Stufen erfolgen kann, zum Beispiel die Kombination von Teilzeitarbeit und Teilrente. Solche flexiblen Modelle, da würde ich mir mehr Spielraum auch vom Gesetzgeber wünschen, solche Modelle tatsächlich zuzulassen.
Degenhardt: Wie ist das bei jungen Leuten, die von der Schule kommen und nicht mal die Mindestvoraussetzungen mitbringen, um eine Ausbildung zu beginnen?
Malchow: Die Verbesserung der Schulausbildung ist mit Sicherheit ein entscheidendes Wettbewerbskriterium auch unter Staaten, unter Ländern, denn es findet heute – das dürfen wir nicht vergessen – der Wettbewerb zwischen den einzelnen Ländern auf dem Bildungssektor statt. Und da haben wir in der Tat, wenn wir unser Bildungssystem mit dem anderer Länder vergleichen, Nachholbedarf. Der Anteil der Schüler, die bei uns tatsächlich ein Studium beginnen, liegt deutlich geringer als bei den anderen OECD-Staaten.
Degenhardt: Haben Sie darüber schon mal mit einem Politiker oder einer Politikerin gesprochen?
Malchow: Ich bin persönlich, muss ich sagen, bei vielen Gelegenheiten in Kontakt mit Politikern, wo ich versuche, immer eine Botschaft ganz deutlich zu machen: Investitionen in Bildung sind Investitionen in Zukunft und haben deswegen absolute A-Priorität.
Degenhardt: Aber müsste dann diese schwarz-gelbe Bundesregierung nicht vielleicht ein bisschen mehr Geld für Bildung ausgeben?
Malchow: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es natürlich immer sehr einfach, weitere Mittel zu fordern. Ich würde es mal … die Antwort anders ausdrücken. Wenn Sie mir die Frage stellen, was hat Priorität, Steuersenkungen oder weitere Investitionen in Bildung, dann würde ich sagen, Bildung hat absolute Priorität für mich.
Degenhardt: Wolfgang Malchow, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH. Vielen Dank, dass Sie Zeit für uns hatten.
Malchow: Ja, sehr gerne, Herr Degenhardt.
In fünf Jahren werden in Deutschland drei Millionen Arbeitskräfte fehlen, sagt eine Studie. Merken Sie schon was davon?
Wolfgang Malchow: Ja, schönen guten Morgen, Herr Degenhardt! – Wir merken insbesondere im qualifizierten Ingenieurbereich bereits langsam ein gewisses Problem, alle Stellen besetzen zu können.
Degenhardt: Das heißt, konkret fehlen Ihnen wie viele Arbeitskräfte? Kann man das benennen?
Malchow: Derzeit sind es in unserem Unternehmen nur einzelne in ganz speziellen Bereichen, zum Beispiel im Bereich der Leistungselektronik. Ich rechne aber damit, wie Sie auch zurecht gesagt haben, dass die Situation sich in den nächsten Jahren nach Ende der Krise deutlich verschärfen wird. Wenn Sie mich aber fragen, was machen wir denn dagegen, insbesondere in den Engpassbereichen, dass wir in der Zukunft auch genügend Bewerber haben, gehen wir dort im Wesentlichen auf zwei Wegen voran.
Punkt 1: Selbst in der Krise stellen wir Nachwuchskräfte weiterhin im Umfang ein, wie wir das vor der Krise getan haben. Wir haben also beispielsweise im letzten Jahr, kritischen Jahr, 3.500 bis 4.000 Hochschulabsolventen eingestellt. Wir werden dies auch in diesem Jahr tun und alleine in Deutschland wieder 500 Hochschulabsolventen, im Wesentlichen Ingenieure und Naturwissenschaftler, suchen.
Und wir haben im November bekannt gegeben, dass wir gemeinsam mit der Universität Stuttgart, der Hochschule Reutlingen und dem Land Baden-Württemberg ein Zentrum für Leistungselektronik in Reutlingen gründen. Wir haben hier zu dritt 25 Millionen Euro Investitionen in die Hand genommen. Sie sehen: Wir arbeiten relativ breit daran, die Nachwuchsbasis für die Zukunft zu sichern.
Degenhardt: Neue Mitarbeiter zu finden, das ist das Eine; die vorhandenen zu motivieren, sich zu qualifizieren, sich auch sonst fit zu halten, das ist das andere. Was verlangen Sie von Ihren Beschäftigten und was erwarten Sie umgekehrt von diesen?
Malchow: Für uns ist das Thema "lebenslanges Lernen" nicht nur ein Schlagwort, sondern Realität. Wir geben rund 200 Millionen pro Jahr für das Thema Weiterbildung aus. Von unseren gut 100.000 Mitarbeitern haben 173.000 letztes Jahr an Weiterbildungsveranstaltungen teilgenommen. Wie kann das sein, dass die Zahl höher ist? – Viele haben halt mehrfach teilgenommen. Das Durchschnittsalter liegt derzeit bei uns bei 42 Jahren und wenn ich in die Zukunft gucke, bis 2030, also relativ weit in die Zukunft, wird dieses Alter auf 49 ansteigen. Darauf müssen wir uns einstellen, und deswegen ist für uns schon immer eine Situation gegeben, Weiterbildung ist nicht nur etwas für jüngere, sondern ganz im Gegenteil, gerade auch natürlich für die älteren Mitarbeiter.
Degenhardt: Die älter werdende Gesellschaft, das Fehlen von Nachwuchs, nicht zuletzt von jungen Fachkräften, das Problem können Sie natürlich nicht alleine bewältigen. Sie können es wie gesagt heute auf dem Kongress in Stuttgart erörtern, aber natürlich ist auch die Politik gefragt. Was erwarten Sie denn von "denen" in Berlin?
Malchow: Von "denen" in Berlin erwarte ich, dass sie uns in einem Punkt unterstützen: Wir sind daran interessiert, unseren Mitarbeitern auch den Ausstieg aus dem Berufsleben flexibel zu machen, ihnen zu ermöglichen, dass der Übergang in die Rente nicht unbedingt abrupt erfolgt, sondern durchaus in Stufen erfolgen kann, zum Beispiel die Kombination von Teilzeitarbeit und Teilrente. Solche flexiblen Modelle, da würde ich mir mehr Spielraum auch vom Gesetzgeber wünschen, solche Modelle tatsächlich zuzulassen.
Degenhardt: Wie ist das bei jungen Leuten, die von der Schule kommen und nicht mal die Mindestvoraussetzungen mitbringen, um eine Ausbildung zu beginnen?
Malchow: Die Verbesserung der Schulausbildung ist mit Sicherheit ein entscheidendes Wettbewerbskriterium auch unter Staaten, unter Ländern, denn es findet heute – das dürfen wir nicht vergessen – der Wettbewerb zwischen den einzelnen Ländern auf dem Bildungssektor statt. Und da haben wir in der Tat, wenn wir unser Bildungssystem mit dem anderer Länder vergleichen, Nachholbedarf. Der Anteil der Schüler, die bei uns tatsächlich ein Studium beginnen, liegt deutlich geringer als bei den anderen OECD-Staaten.
Degenhardt: Haben Sie darüber schon mal mit einem Politiker oder einer Politikerin gesprochen?
Malchow: Ich bin persönlich, muss ich sagen, bei vielen Gelegenheiten in Kontakt mit Politikern, wo ich versuche, immer eine Botschaft ganz deutlich zu machen: Investitionen in Bildung sind Investitionen in Zukunft und haben deswegen absolute A-Priorität.
Degenhardt: Aber müsste dann diese schwarz-gelbe Bundesregierung nicht vielleicht ein bisschen mehr Geld für Bildung ausgeben?
Malchow: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es natürlich immer sehr einfach, weitere Mittel zu fordern. Ich würde es mal … die Antwort anders ausdrücken. Wenn Sie mir die Frage stellen, was hat Priorität, Steuersenkungen oder weitere Investitionen in Bildung, dann würde ich sagen, Bildung hat absolute Priorität für mich.
Degenhardt: Wolfgang Malchow, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH. Vielen Dank, dass Sie Zeit für uns hatten.
Malchow: Ja, sehr gerne, Herr Degenhardt.