Robert Cohen: Abwendbarer Abstieg der Vereinigten Staaten unter Donald Trump - Das New Yorker Tagebuch
Wallstein Verlag, 260 Seiten, 18 Euro
Trump und die Beschädigung Amerikas
04:41 Minuten
Robert Cohen begann sein politisches Tagebuch im November 2016. Minutiös verzeichnet er mediale Ereignisse, die im Zusammenhang mit dem US-Präsidenten Donald Trump stehen. Das ist keine einfache, weil tendenziell monotone Lektüre, urteilt unsere Kritikerin.
Der Schweizer Robert Cohen lebt seit den frühen 1980er-Jahren in den USA, hatte dort einen Lehrstuhl für Germanistik inne und begann - nach der Wahl Trumps im November 2016 - ein politisches Tagebuch zu führen:
"Frage ich mich, für wen diese Aufzeichnungen bestimmt sind, so kann die erste Antwort nur lauten: für mich selbst. Schreiben als Therapie, als fortwährende Anstrengung, in einer Zeit, die aus dem Ruder läuft, an der Vernunft festzuhalten."
"Der Autor ist fast inexistent, er ist nur eine Projektionsfläche für das, was mit dem Land politisch passiert", hebt Sieglinde Geisel den Unterschied zu anderen Tagebüchern hervor.
"Der Autor ist fast inexistent, er ist nur eine Projektionsfläche für das, was mit dem Land politisch passiert", hebt Sieglinde Geisel den Unterschied zu anderen Tagebüchern hervor.
Untergangsfantasien und Empörungsermüdung
Über Cohen selbst erfahren wir so gut wie nichts. Stattdessen werden minutiös mediale Ereignisse verzeichnet, Lektüren der New York Times wie der Neuen Zürcher Zeitung, ein unendlicher Stream von Informationen überlagert das Denken des Autors.
"Er bringt alles, was Sie auch schon gelesen haben. Das kann ermüdend sein, es hat mich aber auch sehr affiziert", meint Geisel. Denn man erkenne, wie dominant sich das Thema Trump und die Beschädigung Amerikas – "er rechnet fast schon damit, dass es überhaupt untergeht" – vor Ort anfühlt, während die Geschehnisse trotz unserer Informiertheit uns in Europa eher fernstünden. Und Cohen beschreibe "anschaulich die Empörungsermüdung", die bei ihm schon nach wenigen Monaten einsetzt.
Dennoch keine einfache, weil tendenziell monotone Lektüre: "Ich muss zugeben, ich hab' manchmal auch ein bisschen quergelesen."
Dennoch keine einfache, weil tendenziell monotone Lektüre: "Ich muss zugeben, ich hab' manchmal auch ein bisschen quergelesen."