"Man kann uns die Demokratie auch wegnehmen"
Robert Harris hat mit "Dictator" den letzten Teil seiner Cicero-Trilogie vorgelegt. Er erzählt darin vom endgültigen Niedergang der römischen Politik − und zieht eine historische Lektion für die Gegenwart daraus.
Robert Harris war Reporter und Kolumnist, bevor er 1992 seinen ersten Roman veröffentlichte: "Vaterland". Darin hatte er sich vorgestellt, Hitler hätte den Krieg gewonnen. Es folgten eine literarische Abrechnung mit Tony Blair, ein Thriller über den Finanzcrash, ein Buch über die Dreyfus-Affäre.
Und parallel dazu arbeitete Robert Harris an einer Trilogie über die römische Republik im ersten Jahrhundert vor Christus. Zum Protagonisten machte er den berühmtesten Redner Roms, den Konsul und Schriftsteller Cicero. Nach "Imperium" und "Titan" ist jetzt der abschließende Band "Dictator" erschienen.
Cicero sei leider immer ein bisschen übersehen worden, sagte Harris im Deutschlandradio Kultur. In allen Büchern, die in den letzten 50 oder 100 Jahren über Rom geschrieben worden seien, finde Cicero keine Erwähnung. Selbst in Shakespeares "Julius Caesar" komme er nicht vor. "Dabei ist er eine sehr menschliche Figur."
Die Beschäftigung mit der Endphase des Römischen Reiches habe ihn auch einiges gelehrt, so Harris. "Demokratie ist etwas, das sehr schnell auch bedroht ist." Man müsse daher vorsichtig damit umgehen:
"Wenn wir etwas lernen können, eine historische Lektion daraus ziehen, dann ist es, dass man uns die demokratischsten Institutionen auch wegnehmen kann. Und da kann man Parallelen zu der heutigen Zeit in Europa schon ziehen, weil ja schon gewisse Schatten auf der europäischen Demokratie liegen."
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