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Alles im Fluss
Eine "Wassermusik" ist sie nicht, wohl aber ein Stück über das Rheinland, seine Menschen und Orte: Robert Schumanns Dritte Sinfonie ist die "Rheinische" – ein Werk, das von seiner Faszination nichts verloren hat.
Viele Rheinländer haben ihre Klänge für sich sozusagen adoptiert – Schumanns Sinfonie Opus 97, die "Rheinische", ist seine heiterste. In den schnellen Ecksätzen herrscht Aufbruchsstimmung, volkstümliche Elemente hat Schumann bewusst mit einbezogen, um sie dann doch mit einem betont feierlichen langsamen Satz zu kontrastieren.
Es geht Schumann gut im Entstehungsjahr 1850. Der grüblerische und stets zu Depressionen neigende Komponist findet Halt in seiner neuen Stellung als Städtischer Musikdirektor von Düsseldorf. Das Orchester hat ihn und seine Familie mit viel Hallo willkommen geheißen, schon im Hotel erwartet die Schumanns das erste Ständchen. In schneller Folge entstehen wichtige Kompositionen, darunter das Cellokonzert, und gleich danach wirft Schumann seine ständigen "Sinfonienskrupel" über Bord für ein Werk, von dem Ehefrau Clara erleichtert sagt: "Überhaupt ist diese Sinfonie auch für den Laien sehr leicht zugänglich."
Weder Wasser noch Wein
Und doch ist die "Rheinische Sinfonie" kein Flussporträt wie etwa Smetanas "Moldau", die tonmalerisch durchs Orchester strömt. Dass ein zeitgenössischer Rezensent in seiner Besprechung dennoch gedanklich über den Fluss schipperte – "Wasserfahrten zwischen rebengrünen Hügeln und Winzerfesten" – , das dürfte Robert Schumann eher verdrossen haben. Musikalische Programme waren ihm suspekt. Nie hätte Schumann – wie etwa Hector Berlioz – vor dem Konzert die Botschaft seiner Töne schriftlich bekanntgegeben. Allerdings beschäftigte die "poetische Idee" einer Musik den literarisch hochgebildeten Komponisten zeitlebens.
Schumann im 21. Jahrhundert
Mit der Sinfonie Es-Dur op. 97, der "Rheinischen", beschließen wir in den "Interpretationen" den Zyklus aller Schumann-Sinfonien und konzentrieren uns diesmal vor allem auf Aufnahmen des 21. Jahrhunderts, denn gerade in den letzten Jahren hat Schumanns sinfonisches Schaffen viel Beachtung gefunden. Lange Zeit wurde von seinen Orchesterwerken behauptet, sie seien nicht gut instrumentiert. Die ausgewählten Aufnahmen werden dirigiert von Heinz Holliger, Paavo Järvi, Yannick Nézet-Séguin, Simon Rattle und Daniel Barenboim; ergänzt werden sie um ältere Lesarten von Bruno Walter, Arturo Toscanini, Nikolaus Harnoncourt und Herbert von Karajan.