Die Mozartwoche findet vom 23. Januar bis 2. Februar 2020 statt. "Der Messias", inszeniert von Robert Wilson, wird wieder 26. und 31. Januar aufgeführt. Das komplette Programm finden Sie hier.
Händels "Messias" als assoziatives Bildertheater
07:19 Minuten
Als großes Bühnenprojekt der Mozartwoche inszeniert Robert Wilson den Händelschen "Messias" in einer Bearbeitung von Mozart. Wilsons "reiner Ästhetizismus" funktioniere für dieses Oratorium gut, meint unser Kritiker. Der Chor lasse aber zu wünschen übrig.
Die Mozartwoche in Salzburg hat mit Georg Friedrich Händel begonnen - und trotzdem auch mit Mozart. Denn der hat Händels Oratorium "Der Messias" 1789, ein knappes halbes Jahrhundert nach dessen Uraufführung, für einen privaten Auftraggeber neu arrangiert. Hineingebracht hat er die Klarinette, die es zu Zeiten Händels noch gar nicht gab.
Die Inszenierung des "Messias" ist das große Bühnenprojekt der diesjährigen Mozartwoche. Der künstlerische Leiter Rolando Villazon holte sich dafür den Theaterkünstler Robert Wilson, der das Stück für Soli, Chor und Orchester am Eröffnungsabend auf die Bühne brachte. "Und Wilson macht damit, was er seit langer Zeit schon tut", sagt unser Kritiker Jörn Florian Fuchs: "Nämlich ein assoziatives Bildertheater, das keine Geschichte erzählt."
Keine Geschichte, nur Ästhetizismus
In den zurückliegenden Jahren sei es stark in Mode gekommen, Oratorien, also auch den "Messias", zu deuten und eine Erlösungsgeschichte mit politischem Hintergrund zu erzählen. Doch Wilson gehe es nur um den "reinen Ästhetizismus" – mit kühlen Farben und Schwarz-Weiß-Bühne, sagt Fuchs.
Die Sänger wiederum gingen bei dieser Konzentration auf das Ästhetische nicht verloren – "weil sie integraler Bestandteil dieser Inszenierung sind, die letztlich wie eine große Skulptur ist". Es gebe sehr schöne Bilder, etwa mit einem über die Bühne schwebenden Nachen - einem kleinen Boot - und viel Bühnennebel. Vor allem das letzte Drittel des Abends sei "sehr intensiv". Auch halte die Inszenierung ein paar humorvolle Momente bereit, und insgesamt "funktioniere" die Aufführung.
Fehlende Harmonie bei Solisten und Chor
Doch Fuchs hat auch einiges zu bemängeln: "Der Chor hat einige unpräzise Einsätze – auch szenisch, auch gestisch, immer wieder -, sodass das den Abend als Ganzes etwas schmälert." Das Orchester - die Musiciens du Louvre - dagegen überzeugte den Musikkritiker. Ebenso einige der Sänger: Wiebke Lehmkuhl (Alt) etwa und der US-amerikanische Tenor Richard Croft – "das sind zwei starke Stimmen, die auch diese Gestik von Wilson sehr, sehr gut umgesetzt haben".
Die anderen beiden Sänger, Elena Calagova und José Coca Loza, hätten dagegen nicht so gut harmoniert. Denn bei Wilsons Inszenierungen sei das Problem, "dass man die totale Präzision braucht. Und wenn da die Solisten oder auch der Chor nicht ganz so harmonieren, wird es schnell ein bisschen unfreiwillig komisch und verwackelt."
(mkn)