Rock and Roll Hall of Fame
Die Konzertbühne der Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland: Hier werden die neu aufgenommenen Künstler und Künstlerinnen gefeiert. © picture alliance / Associated Press / David Richard
Eine konservative Institution öffnet sich
05:29 Minuten
Die Jury der Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland will den Begriff Rockmusik künftig weiter fassen. Ein Bruch mit der Tradition des Classic Rock, wie er vor allem von weißen Männern kreiert wurde? Ja und Nein, sagt Musikjournalist Tobi Müller.
Sheryl Crow, der verstorbene George Michael, The White Stripes oder auch Kate Bush: Sie alle und noch zehn weitere könnten 2023 die vielleicht höchste Ehrung für Rockmusiker empfangen: Die Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame in Cleveland, Ohio.
Allerdings hat der Ruf dieser US-Institution in den letzten Jahren etwas gelitten. Corey Taylor von Slipknot hat sie als "einen Haufen Müll" bezeichnet, Kiss-Frontmann Gene Simmons findet es ekelhaft, dass Iron Maiden noch nicht aufgenommen wurden – die britische Heavy-Metal-Band ist allerdings endlich unter den Nominierten.
Nun hat die Jury der Rock-Walhalla verkündet, ihr Leitbild angepasst zu haben, um den Begriff "Rockmusik" besser interpretieren zu können. Es soll weniger um das Goldene Zeitalter des Classic Rock gehen. Ist das ein Bruch mit der Tradition?
Mehr Interesse für die Wurzeln des Rock 'n' Roll
"Ja und nein", sagt Musikjournalist Tobi Müller. "Es ruft eigentlich geradezu die Tradition an. Es ist vielleicht das noch goldenere Zeitalter, weil es auch viel um die Einflüsse geht."
In einer eigenen Kategorie namens "Early Influences" versuche man, auch die Wurzeln des Rock 'n' Roll zu ehren: Country, Rhythm & Blues und Gospel. "Aus diesen Stilen ist Rock 'n' Roll historisch hervorgegangen, und die werden auch in einer wertkonservativen Veranstaltung wie der Rock and Roll Hall of Fame nun stärker geehrt."
Wer neu aufgenommen wird, erfahren wir erst im Mai, über tausend Jury-Mitglieder in der ganzen Welt müssen ihr Votum abgeben, auch die Fans reden ein wenig mit.
"Diese konservative Institution" habe keine andere Wahl, als sich zu öffnen, sagt Müller. Da spiele die Emanzipation mit rein und die Angst, komplett irrelevant zu werden. "Das ist ein Geschäft, ein Riesen-Event, das kann man nicht mehr nur mit alten weißen Männern machen." Müller verweist auf die Kulturkämpfe in den USA, die länger als in Europa ausgefochten würden.
Die Öffnung in Richtung von "Pop" im europäischen Verständnis habe aber schon vor Jahren eingesetzt, so Tobi Müller. Nur eine Umbenennung in "Pop Hall of Fame" sei in den USA undenkbar.
(cre)